Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
3:0.
»Eine neue Kampagne? Ich weiß nicht, Vater. Glaubst du nicht, dass die Menschen langsam genug von mir gesehen haben … Okay! Gut, aber nur noch die eine in dieser Saison.«
Marc legte das Handy beiseite. Er hasste es, diese beschissene Selbstvermarktung. Konnte man ihn nicht einfach in Ruhe Fußball spielen lassen? Und er hasste es, seinem Vater keinen Wunsch abschlagen zu können. Er zog sich an und machte sich auf den Weg in die Werbeagentur.
Drei Werbefritzen erwarteten ihn schon und begrüßten ihn überschwänglich. Sie boten ihm Kaffee an und baten ihn in ein Sitzungszimmer.
»Wir freuen uns, dich von dieser Kampagne überzeugt zu haben. Das Finanzielle haben wir ja schon mit deinem Vater besprochen.«
Der Typ in seinem dunkelblauen Nadelstreifenanzug, aber mit coolem T-Shirt war ein richtiger Wichser, während er sprach, guckte er sich selbst ununterbrochen durch die Spiegelung im Fenster zu.
»Gerade durch deinen Award als ›Sportler des Jahres‹ sind wir überzeugt, dass sie perfekt funktionieren wird.«
Kannst du nicht einfach deinen Mund halten und mir nur sagen, was ich zu tun habe?, dachte sich Marc, während er die Werbefritzen im Besprechungszimmer anlächelte.
Die Glastür öffnete sich, und die extrem gestylte Assistentin betrat mit einem Fremden im Schlepptau den Raum.
»Darf ich vorstellen, das ist Tom, unser Artdirector. Er wird dir unsere Vorschläge präsentieren.«
Marc erhob sich aus seinem Sessel und gab beiden die Hand. Offen und professionell sprach er mit Marc ein paar persönliche Worte, bevor er ihm seine Ideen vorstellte.
»Also, wir haben uns gedacht«, begann Tom, »wir spielen ein wenig mit deinem Image als schöner, ruhiger und unnahbarer Sportler. Du bist doch in Thailand aufgewachsen?«
»Ja«, beantwortete Marc seine Frage, »aber ich wusste nicht, dass ich das Image eines schönen und unnahbaren Sportlers habe.« Jetzt musste er auch noch lachen.
»Ja«, bemerkte der Wichser in seinem sehr professionellen Tonfall, »wir haben eine Umfrage über dich in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist eindeutig.«
»Na bitte«, meinte Marc, »dann wissen wir es ja jetzt!«
Das war wohl ein wenig zu abweisend, denn der Superprofi mit den graumelierten Haaren warf ihm einen bösen Blick zu. Marc entschied sich, von nun an nur noch mit Tom zu kommunizieren. Tom schien ein sympathischer Kerl zu sein. Seine Art hob sich auch von der der anderen wohltuend ab. Tom zeigte ihm ein paar Abzüge, die er sich ausgedacht hatte.
»So in dem Stil könnte ich mir das vorstellen.«
»Aber der hat ja nur Turnschuhe an und sonst nichts«, platzte es aus Marc heraus.
Tom beruhigte ihn: »Bitte schau dir das Foto genauer an.«
Ein nackter Läufer in Turnschuhen in einer unwirklichen Wüstenlandschaft. Man konnte allerdings keine Geschlechtsteile erkennen. Marc schaute lange auf dieses Bild. Er fand das Foto sehr ästhetisch – und auch ziemlich geil. Das gab er auch ehrlich zu. Er blickte zu Tom auf und fragte: »Das kannst du auch mit mir so fotografieren? Ich meine, der Typ ist ein Model, und so eine Figur hab ich nicht.«
Da hörte er den Wichser hinter sich: »Aber, Marc, jetzt untertreib mal nicht. Fishing for Compliments hast du doch nicht nötig. Du hast den Körper eines griechischen Gottes, Marc!«
Marc hatte das Bedürfnis zu kotzen. Er drehte sich zu Tom und wollte dessen Meinung hören. Der kramte in seiner Fotomappe ein paar Abzüge heraus. Marc nach dem Spiel beim T-Shirt-Tausch mit der gegnerischen Mannschaft. Marc in Aktion mitten in einem Spiel. Tom zeigte sie ihm wortlos und sagte dann: »Ja, ich denke schon, dass wir das mit dir auch so hinbekommen.«
Marc erbat sich Bedenkzeit. Er wollte noch mit Willma oder Rachen sprechen. Er brauchte einfach die Meinung seiner Freunde.
Er setzte sich in ein Café in der Nähe der Agentur. Willmas Handy war ausgeschaltet. Wegen so einer banalen Frage konnte er sie nicht aus dem OP holen lassen. Also wählte er die Nummer von Rachen. Der ging gleich dran.
»Hallo mein Großer, was gibt’s?«
»Rachen, ich war gerade in einer Werbeagentur, und die wollen Nacktfotos von mir machen …« Stille. »Rachen, bist du noch da?«
»Ja«, erwiderte der. »Sie zwingen dich dazu, weil sie was gegen dich in der Hand haben?«
»Nein, die Fotos wären total ästhetisch, und man würde nichts sehen.«
»Nichts sehen?«, fragte jetzt Rachen immer verwirrter.
»Na, der Fotograf will mich so ablichten, dass man meinen Schwanz und den Arsch
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