Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
nicht erkennen kann.«
»Und, willst du das?«, kam es von der anderen Seite.
»Ich weiß nicht, deshalb ruf ich dich ja an.«
Rachen überlegte. »Na, wenn sie schön werden, warum nicht? Zumindest hätte ich dann ein geiles Bild von dir!«
»Rachen, im Ernst, was soll ich denn tun?«
»Lass dir auf jeden Fall Abzüge für mich geben. Ich liebe dich.«
»Danke, Rachen, für deine guten Ratschläge«, meinte Marc zynisch.
»Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal mit einem Nacktmodel befreundet sein würde«, alberte der.
»Hör auf, sonst sage ich lieber Nein.«
»Nein, mach es. Lass dir aber auf jeden Fall vertraglich zusichern, dass die Fotos, auf denen man dich ganz nackt sieht, nicht veröffentlicht werden dürfen.«
Sie verabschiedeten sich. Marc wartete, bis Rachen auflegte, dieses Spiel betrieben sie in letzter Zeit immer wieder.
Auf der Fahrt zum Training rief er in der Agentur an und verlangte Tom. »Hey, Tom, ich habe es mir überlegt. Ich mache es. Aber nur dann, wenn du mir das Versprechen gibst, dass du dabei bist, weil ich nur dir vertraue, und die Fotos, auf denen ich nackt zu sehen bin, verschwinden.«
Tom versprach es ihm und sagte, er freue sich auf die Zusammenarbeit.
Nach dem Training im Massageraum bedankte sich René noch einmal für die vielen Geschenke, die Marc seinem Kleinen mitgebracht hatte, und richtete ihm noch einen schönen Gruß von Irma aus.
»Ach ja, noch etwas, Marc, du bist jederzeit gerne wieder bei uns eingeladen«, rief er ihm nach.
Marc sah auf, René hatte ihn etwas gefragt, aber er war total in seinen Gedanken verloren gewesen. Sie ließen sich gerade massieren.
»Sorry, ich war fast eingeschlafen, was meinst du?«, versuchte er, die Situation zu retten.
René grinste nur und antwortete: »Ich wollte dich nur fragen, wie es mit deiner alten Meniskus-Verletzung aussieht?«
»Auch so, sie schmerzt immer wieder. Ich glaube, ich muss einfach damit leben.« Marc drehte nun seinen Kopf zu René. »Und wie sieht es bei dir aus? Dein Körper ist doch ein einziges Schlachtfeld. Und du hast immer noch nichts gelernt.«
René drehte sich weg.
»Du solltest, bevor du ins Spiel gehst, an deinen Sohn und deine Frau denken«, ließ Marc nicht locker. »Oder wer hat mir vor ein paar Wochen etwas über Verantwortung erzählt?«
Er hörte nur ein unterdrücktes: »Arsch.«
Dann gaben sie sich beide wieder den Händen ihrer Masseure hin.
In der Dusche fragte ihn René wieder einmal, wie es denn mit den Frauen bei ihm aussehe. Marc versuchte in seiner üblichen Art, davon abzulenken. Aber René ließ diesmal nicht locker.
»Das gibt’s doch gar nicht. Ich meine, du, auf den wirklich jede abfährt, bist immer noch solo. Ich würde es verstehen, wenn du hässlich wärst oder abartig stinken würdest. Aber du siehst gut aus, hast Erfolg … Du bist ja keine Schwuchtel oder pervers!«
Marc schluckte.
»Irma meint, wir sollten dich mal einladen, und sie stellt dir ein paar Freundinnen von ihr vor. Sie hat gesagt, so wie sie dich mit unserem Kleinen spielen gesehen hat, bist du reif für die Ehe und eine eigene Familie. Und ich denke, sie hat recht.«
Nun wusste Marc darauf einfach nichts mehr zu sagen. Er schwieg.
»Hallo, ich rede mit dir«, hörte er von der anderen Seite der Dusche.
»René, ich möchte mir meine Beziehung selbst aussuchen. Das ist nett, dass sich Irma solche Gedanken über mich macht, aber ich brauche keine Hilfe.« Seine Worte waren bestimmt.
René erwiderte ein wenig verwirrt und ungewohnt defensiv: »Wie du meinst.«
Damit war für dieses Mal das Thema beendet. Für dieses Mal. Wie sollte das bloß weitergehen? Er mochte René und Irma und vor allem ihren Kleinen. Aber wie soll er eine Freundschaft aufbauen, wenn er so in die Ecke gedrängt wird?
Vom Club fuhr er direkt zu Willma. Er hatte versprochen, mit ihr essen zu gehen. Sie wollte ihm unbedingt Neuigkeiten berichten. In ihrem kleinen Restaurant suchten sie zuerst ihr Essen aus. Willma, die permanent Hunger hatte, war unkonzentriert, bis sie bestellt hatten. Marc war diesmal über die Wahl ihres Essens verwundert. Normalerweise liebte sie Deftiges, doch diesmal schloss sie sich seiner gesunden Entscheidung an. Aber er sagte lieber nichts.
»Also«, begann Marc, »was gibt es so Wichtiges in deinem Leben?«
Willma grinste ihn geheimnisvoll an.
»Na, mach es nicht so spannend!«
»Ich habe da einen Mann kennengelernt!«, sagte sie feierlich.
»Nun red schon!«, befahl Marc.
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