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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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draußen waren.
    Er wählte Willmas Nummer.
    »Wo bist du?«, Willma schrie fast in den Hörer. »Das war ja wie in einem Horrorfilm. Wie geht’s dir denn? Wir warten hier schon eine ganze Weile vor dem Stadion.«
    »Beruhige dich doch!«, meinte Marc. »Mir geht’s verhältnismäßig gut. Kommt in den VIP-Bereich. Ich werde dort auf euch warten.«
    Marc saß auf der Rückbank mit geschlossenen Augen. Seit er sich in der Obhut von Willma und Simon befand, war es ihm, als ob er zusammenfallen würde. Alle Muskeln schmerzten, und eine grenzenlose Müdigkeit übermannte ihn. Willma regte sich immer noch auf. Sie ging sogar so weit, dass sie allen Ernstes vorschlug, dieses Land zu verlassen. Simon versuchte, sie zu beruhigen.
    »Willma beruhige dich doch, du fährst uns noch in den Graben.«
    »Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ihr mir heute beigestanden habt«, kam es fast flüsternd von hinten. »Das waren echt die schlimmsten Momente in meinem Leben. Ihr habt ja mitbekommen, wie viel Aggression mir da von den Zuschauerrängen entgegengeschlagen ist.«
    Marc konnte kaum sprechen, als er sich diese Momente nochmals ins Gedächtnis rief. »Ich habe keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll. Noch so ein Spiel halte ich nicht aus.«
    »Du musst der Presse sagen, dass dieser Artikel totaler Schwachsinn ist«, unterbrach ihn Simon. »Wenn du weiterhin Fußballer bleiben willst, ist das die einzige Möglichkeit.«
    Marc wollte etwas erwidern, doch Simon sprach gleich weiter. »Ich kann mir schon vorstellen, dass du diese Lügen nicht mehr leben willst. Aber ich sehe das als einzigen Ausweg, um in dem Business zu überleben.«
    Marc blickte ins Leere. Als Willma zum Tanken hielt und ausstieg, drehte sich Simon nach hinten und blickte in Marcs verzweifeltes Gesicht. Marc brauchte lange, um seine Gedanken zu formulieren: »Du hast recht, Simon. Wenn ich weiterhin Fußball spielen will, bleibt mir nichts anderes übrig. Ich werde diese Pressekonferenz machen. Ich werde aber keine Fragen beantworten. Ich werde denen nur sagen, dass dieser Artikel aus Neid oder Menschenverachtung oder warum auch immer entstanden ist. Dass er aber nicht der Wahrheit entspricht, und dann werde ich wieder gehen.«
    Am nächsten Tag traf er sich mit seinem Trainer. Die Nacht hatte er bei Willma und Simon verbracht. Sein Vater hatte ihn mehrmals angerufen, um mit ihm die Pressekonferenz durchzugehen. So panisch hatte Marc seinen Vater noch nie erlebt. Er hatte Marc angefleht, ja nichts Unüberlegtes zu sagen, und ihn bis ins kleinste Detail für sein Gespräch mit dem Trainer gebrieft. Jan und er hatten sich einen neutralen Ort ausgemacht. Ein kleines Café, abseits vom Trubel. Als Marc das schäbige Lokal betrat, musste er sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Er setzte sich in eine Ecke und wartete. Alles tat ihm weh. Sämtliche psychische Verspannungen der letzten Wochen spürte er in seinen Knochen. Es dauerte ewig, bis sich die Kellnerin entschließen konnte, seine Bestellung aufzunehmen. Endlich erschien Jan. Er wirkte gestresst und nervös.
    »Hey«, begrüßte er Marc und kam gleich zur Sache: »Ich komme gerade von der Besprechung. Sie waren alle da. Und sie haben Angst. Sie setzen dir das Messer an den Hals, Marc. Wir sollen sofort die Pressekonferenz veranlassen, und sie wollen, dass du alles dementierst.«
    Marc ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Jan, du bist ein anständiger Kerl. Und nach dem, was du gestern gesagt hast, weiß ich, dass dir das hier alles zuwider ist. Aber du kannst denen sagen, dass ich auch ein wenig Einfluss habe. Immerhin bin ich ihr bester Spieler. Ich bringe die Tore. Also bitte ich dich, denen zu sagen, dass sie gefälligst einen anderen Ton mir gegenüber anschlagen sollen.«
    Sein Trainer blickte ihm in die Augen: »Marc, es geht hier schon lange nicht mehr um den Ton …«, aber Marc unterbrach ihn: »Ich werde zu dieser verdammten Pressekonferenz kommen, und ich werde das Spiel mitspielen, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«, fragte Jan, jetzt noch nervöser.
    »Ich erkläre, dass dieser Artikel vollkommen aus der Luft gegriffen ist. Dass ich mich gegen diese versteckten Anschuldigungen wehren werde und dass sie meine Leistung als Fußballer kritisieren können, aber mich privat in Ruhe lassen sollen. Und noch etwas: Ich werde diesen Arschlöchern keine Fragen beantworten.«
    Dem Trainer stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. »Marc, ehrlich, es ist

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