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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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Gesicht.
    »Magst du etwas trinken?«, fragte sie und steckte den Strohhalm in den Becher, der auf Marcs Nachtkästchen stand.
    Er schüttelte den Kopf. »Willma«, versuchte er, das Sprechen fiel ihm nach wie vor sehr schwer, »du musst …«, sie sah ihn aufmerksam an und lächelte ihm aufmunternd zu, »… das nicht tun.«
    »Was muss ich nicht tun? Dich besuchen?«
    Er nickte kaum merklich.
    »Doch das muss ich! Marc, das Letzte, was ich tun werde, ist, dich hier alleine zu lassen. Für wen hältst du mich eigentlich?«
    Er drehte seinen Kopf und starrte an die Decke. In letzter Zeit verbrachte er oft Stunden so. Was sollte er auch sonst tun? Seinen Blick auf die Decke gerichtet, schweigend. Weit weg, im Reich seiner Gedanken. Du musst ihm Zeit geben, sagte sich Willma jedes Mal. Sie wusste, dass es Wunden gab, die nicht so einfach durch Verbände und Medizin geheilt werden konnten. Wenn er so weit war, dann würde er schon reden. Sie rückte den Stuhl näher an sein Bett und legte ihren Kopf dicht an seinen geschundenen Körper.
    Wie lange sie so dort war, wusste sie nicht. Ihr Handy hatte schon einige Male in ihrer Tasche vibriert. Simon, dachte sie jedes Mal. Aber sie wollte jetzt nicht mit ihm reden. Später. Sie machte sich solche Sorgen um Marc. Willma streichelte sanft über seine Hand. Auch wenn er keine bleibenden Schäden davontragen würde, so wusste sie, dass es bei vielen Patienten dennoch zu, teils kurzfristigen, Veränderungen der Psyche kommen konnte. Würde er je wieder der Alte werden? Sie fühlte sich so hilflos, und es tat weh, Marc so zu sehen.
    Als sie vor der Krankenhauspforte stand, kramte sie als Erstes ihre Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. Seit Marcs Leben völlig aus den Fugen geraten war, hatte sie angefangen, gelegentlich zu rauchen. Sie schloss die Augen und genoss es, den Rauch tief zu inhalieren. Das Handy riss sie aus ihren Gedanken. Simon. Jetzt musste sie wohl rangehen.
    »Hallo«, sagte sie, in Erwartung der Vorwürfe, die ihr blühten.
    »Wo bleibst du denn? Ich warte schon seit einer Ewigkeit!«, kam er ohne Umschweife zur Sache.
    »Ich bin gerade erst aus dem Krankenhaus raus.« Sie nahm einen weiteren Zug.
    »Rauchst du schon wieder?«, fragte er sie genervt.
    Sie ignorierte seine Frage. »Ich fahr sofort los und bin in zwanzig Minuten da, gut?« Sie hatte ein schlechtes Gewissen, sie wusste, dass sie Simon im Moment viel Verständnis abverlangte.
    »Sicher. Ich freu mich auf dich«, versuchte es Simon jetzt versöhnlich.
    »Ich mich auch.« Sie legte auf, nahm einen letzten tiefen Zug von ihrer Zigarette und schnipste sie weg.
    Als sie die Wohnungstür aufschloss, kam ihr ein exotischer Geruch entgegen.
    »Simon?«
    »In der Küche.«
    »Kochst du?« Sie zog ihren Mantel aus und ging zu ihm.
    »Da staunst du, was?« Er kam auf sie zu und küsste sie. Sie nahm ihm den Löffel aus der Hand und tauchte ihn ein.
    »Mmm, ist das gut. Was ist denn das?«
    »Ein Curry.«
    »Wow, ich wusste ja gar nichts von deinen Talenten …«
    »Ich weiß doch, wie gerne du so was isst, und da hab ich mir gedacht, du brauchst heute Abend etwas Gutes. Ich habe ein Rezept im Internet rausgesucht.«
    Sie küsste ihn zärtlich. »Danke, mein Schatz. Das ist furchtbar lieb von dir!« Ihre Lippen suchten wieder seinen Mund.
    »Wie war’s bei Marc?« Es fiel ihm sichtlich schwer, diese Frage zu stellen.
    »Lass uns heute einfach nur über uns sprechen.« Sie nahm ihn in die Arme. Simon streichelte ihr zärtlich über ihren Rücken. Willma war so froh, diesen Mann gefunden zu haben. Sie brauchte ihn, genoss seine liebevolle Fürsorge.
    Sie beobachtete Simon, wie er konzentriert und voller Hingabe den Tisch deckte. Sie musste lächeln, er schaffte es immer wieder, sie zu überraschen. Simon zündete Kerzen an und bat sie zu Tisch. Er nahm ihre Hände und begann, sie zu küssen. Willma schloss kurz die Augen. Jetzt sahen sie sich beide lange an. Willmas Puls ging schneller. Simon stand auf. um den Topf zu holen. Ihre Blicke folgten ihm. Als er damit direkt vor Willma stand, fing sie an, seine Jeans aufzuknöpfen. Das Curry wurde nebensächlich.
    »Hallo.«
    »Hallo Willma!«, Eva, Marcs Mutter, begrüßte sie auf dem Gang vor Marcs Zimmer.
    »Wie geht es ihm? War der Arzt schon da?«
    »Er spricht nicht mit uns. Er starrt nur an die Decke. Es macht mich wahnsinnig, wie er sich benimmt.«
    »Er braucht einfach Zeit.«
    Evas riesige Ohrringe raschelten laut, als sie den Kopf

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