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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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schon zu altersschwach. Aber in jüngeren Jahren – warum nicht? Er war schließlich ein Mann, oder?«
    Konrad starrte verwirrt und verunsichert auf die im Wasser treibenden Rosenblüten. War denn alles nur Heuchelei, was man ihm an Moralvorschriften im Kloster gepredigt hatte?
    Das Wasser fing an abzukühlen. Anselm reckte und streckte sich und sagte: »So, jetzt ist es Zeit fürs Schwitzbad!« Ohne dass ihm seine Blöße im Geringsten peinlich zu sein schien, stieg er aus der Wanne, trocknete sich mit einem von dem Knecht bereitgelegten Tuch ab, band sich das Lendentuch wieder um und steuerte auf den Vorhang zu, über dem die Dampfschwaden hervorquollen.
    Notgedrungen folgte Konrad ihm. Im Schwitzbad standen mehrere Holzbänke, auf denen – im heißen Dunst nur schemenhaft zu erkennen – Badegäste beiderlei Geschlechts saßen oder lagen. Manche ließen die Dampfhitze still, mit geschlossenen Augen über sich ergehen, andere unterhielten sich leise. Konrad hätte am liebsten sofort wieder kehrtgemacht, nicht nur, weil alle diese Frauen und Männer nackt waren und dicht an dicht zusammensaßen, sondern weil die Hitze ihm fast den Atem nahm. Eine Bademagd drückte ihm einen Laubwedel in die Hand. »Klopf dich damit kräftig ab«, sagte Anselm. »Das fördert das Schwitzen. Im Sommer werden für die Laubwedel frische Zweige genommen, doch jetzt sind es getrocknete, die man in Wasser einweicht.«
    Als sie sich nach dem Abklopfen auf eine Bank setzten, tropfte Konrad der Schweiß aus allen Poren. Die Dampfschwaden begannen sich zu verflüchtigen, und er atmete etwas auf. Doch sogleich goss ein Knecht Wasser auf den heißen Steinofen, und bald war die Schwitzstube wieder von brodelndem Nebel erfüllt.
    Konrad fügte den vielen Sünden, die er hier zweifellos beging, eine weitere hinzu, indem er durch den Dunst hindurch die Geschlechtsteile der anderen Männer betrachtete. Er fand es beruhigend, dass nicht nur bei Anselm, sondern auch bei diesen Männern die sündigen Körperpartien ziemlich genau wie seine eigenen aussahen. Dieser Teil seines Körpers schien also nicht dämonischer oder verfluchter zu sein als bei ihnen. Oder hatte es ihn gerade deshalb hier in diesen Sündenpfuhl verschlagen, weil er so verdorben war wie sie? Dieser Gedanke erschreckte ihn.
    Männer, die wirklich aus tiefster Seele fromm waren, mieden solche Orte, da war Konrad sicher. Er stellte sich vor, dass bei großen Kirchenvätern wie Bernhard von Clairvaux, die ihr Leben völlig der Liebe zu Gott widmeten, der ganze Körper immer mehr von Frömmigkeit durchdrungen wurde. So musste schließlich auch aus den sündigen Geschlechtsorganen alles Dämonische weichen. Vielleicht verschwanden diese unreinen Organe dann völlig, lösten sich durch göttliche Liebe auf, oder sie fingen zumindest durchgeistigt zu leuchten an.
    Inzwischen konnte Konrad die Hitze kaum noch ertragen. Als Anselm seinen leidenden Gesichtsausdruck sah, stand der Mönchsritter auf. »Na gut, machen wir Schluss für heute!« Sie gingen hinaus in die Badestube und wurden dort mit einem kräftigen Schwall kalten Wassers empfangen. Konrad blieb fast die Luft weg. Er keuchte und prustete, was offenbar so erheiternd wirkte, dass Anselm und die große, kräftige Bademagd, die diese Kaltwassergüsse besorgte, in schallendes Gelächter ausbrachen.
    »Los, nibbele dich kräftig trocken, das bringt das Blut in Wallung!«, sagte Anselm.
    Konrads Haut fühlte sich ganz heiß an, als sie ein paar Augenblicke später zurück in den Vorraum gingen. Dort wollte Konrad gleich dem Holzregal zustreben, wo ihre Kleider lagen, doch Anselm hielt ihn an der Schulter fest. »Langsam! Ich habe den Bader gut bezahlt, und deshalb dürfen wir es uns jetzt noch ein bisschen auf den Ruhebetten gemütlich machen.«
    »Aber wir haben doch unsere Betten in der Herberge. Ich würde mich lieber dort schlafen legen. Ist es denn nicht unhöflich, Gilbert so lange warten zu lassen?« Es drängte Konrad jetzt sehr danach, diesen Ort endlich wieder zu verlassen.
    »Mach dir deshalb keine Gedanken. Gilbert erwartet uns nicht so bald zurück. Komm jetzt! Ich habe für uns beide bezahlt. Du bist heute Abend mein Gast. Willst du mich etwa kränken?«
    Konrad senkte verlegen den Blick. »Nein, natürlich nicht, Anselm.«
    Der Bader selbst kam und führte sie in eine kleine Stube im ersten Stock. Es war dort angenehm warm, denn sie lag genau über den Öfen. Durch ein Fenster, vor dem zwei Bänke und ein Tisch standen,

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