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Der Mörder mit der schönen Handschrift

Der Mörder mit der schönen Handschrift

Titel: Der Mörder mit der schönen Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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frisch bezogenen Betten entströmte.
    Nur wenn gerade einmal kein Donner krachte, hörte man das traurige Wiehern eines Pferdes im Stall. Im allgemeinen Durcheinander der Vorbereitungen für das Festessen hatte man wohl vergessen, es zu füttern.
    Unter ihren so gut wie nutzlosen Regenschirm geduckt legten die beiden dem Gewitter Entkommenen noch zweihundert Meter zurück, bevor Laviolette plötzlich anhielt. Chabrand, der den Schirm hielt (Laviolette hatte ihm die Trommel abgenommen und mehr schlecht als recht unter seinem offenen Mantel in Sicherheit gebracht), ging noch zwei Schritte weiter und ließ dabei seinen Gefährten buchstäblich im Regen stehen. Der begann allerdings schon nachzulassen. Das Grummeln des Gewitters klang immer weniger überzeugend. Die Blitze zogen sich weit in die Höhe zurück und warfen nur noch gleißende Lichtstreifen auf die Hänge des Blayeul und die Klüfte des Estrop, die den frisch gefallenen Schnee jedes Mal hell aufleuchten ließen.
    Chabrand drehte sich um und schaute auf. Vor ihm befand sich ein halb geöffnetes Gittertor, hinter dem eine Stange aufragte, an der eine farblose Fahne hing, nass wie ein Putzlappen, vom Hagel zerfetzt und von Wind und Regen zerzaust. Dahinter lag ein Hof, der ebenfalls von einem Weihnachtsbaum, nicht so groß wie der auf dem Dorfplatz, beleuchtet wurde. In der Tiefe dieses sehr dunklen, ringsum mit einem hohen Schutzdach umgebenen Schulhofs hörte man das Echo des wütenden Rauschens des Bès und der letzten Donnerschläge des Gewitters.
    Oben im ersten Stock verbreitete eine Glühbirne hinter einem Schirm aus Glasperlen ihr friedliches Licht.
    »Was sollen wir in der Schule?«, fragte Chabrand verständnislos.
    Statt einer Antwort stieß Laviolette das quietschende Tor auf und überquerte den Hof. Dabei zertrat er die zerstreuten Reste eines Haufens von welkem Laub, der offenbar von jeher dort seinen Platz hatte.
    Trotz Regen und Schnee, trotz der Kinderfüße, die in Hunderten von Unterrichtspausen über sie hinweggetrampelt waren, konnte man immer noch die schwarzen Spuren auf dem Boden erkennen. Genau an dieser Stelle hatte im vergangenen Oktober reglos, mit einer Mausefalle in der Hand, der Mann gestanden, dessen verkohlte Leiche nun dort unten in den clues vom Regen abgewaschen wurde.
    Laviolette stieg die drei Stufen empor, die zum Gang vor dem Klassenzimmer führten. An den auf Kinderhöhe angebrachten Kleiderhaken hingen trotz der Ferien noch einige Schals und Wollmützen neben einer Umhängetasche aus Kunstleder.
    Eine gerade, steile Treppe führte zu einem schmalen Absatz, hinter dem sich eine graue, verschlossene Tür befand. Schwerfällig stieg Laviolette die Treppe hoch. Bei jeder Stufe stieß die sperrige Trommel an das Geländer und gab einen dumpfen Ton von sich. Chabrand hatte inzwischen den Regenschirm geschlossen und an den Kleiderhaken gehängt, von wo nun dicke Tropfen auf den Fußboden fielen. Schleppend stieg auch er die Treppe hoch.
    »Nehmen Sie mir das mal ab«, sagte Laviolette und reichte ihm die Trommel.
    Er wühlte in seiner Hosentasche und zog den Schlüsselbund heraus, den er von der Uhrkette des vom Blitz Getroffenen gelöst hatte. Die Tür war mit zwei Schlössern versehen, einem gewöhnlichen – vermutlich das ursprüngliche – und einem offenbar zusätzlich angebrachten Schließriegel. Beide waren doppelt abgeschlossen.
    »Was wir da tun, ist völlig illegal«, sagte Chabrand.
    »Ganz und gar, da haben Sie Recht. Aber wollen Sie nun die Lösung des Rätsels gleich erfahren, oder nicht? Und im Übrigen gibt es für die Justiz eigentlich nichts mehr zu tun. Aber wenn Sie Schwierigkeiten damit haben …«
    Er war bereits dabei, den Schlüsselbund wieder in seiner Tasche zu verstauen.
    »Nein, nein! Machen Sie auf. Wir werden ja sehen.«
    Er schritt hinter Laviolette über die Schwelle. Eine geräumige und warme Küche hieß sie mit ihrer gemütlichen Atmosphäre willkommen, wie sie ihren Besitzer willkommen geheißen hätte, wenn ihm eine Rückkehr beschieden gewesen wäre. Auf dem Sims des zugemauerten Kamins wachten Gewürzgläser, fein säuberlich der Größe nach geordnet, über die peinliche Ordnung und Sauberkeit. Davor stand der vor kurzem abgeschmirgelte Küchenherd, in dem es leise knisterte. Der Hausherr musste ihn mit Brennholz voll gestopft haben, bevor er für wenige Stunden mit seinem Moped weggefahren war. Das Wasser in dem großen Steinguttopf am Herdrand summte leise vor sich hin. Daneben stand

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