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Der Mörder mit der schönen Handschrift

Der Mörder mit der schönen Handschrift

Titel: Der Mörder mit der schönen Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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sie wieder in den Bann der im Wind brausenden Zedern, die sie schon fast vergessen hatte. Sie erschauerte, als ihr amarantfarbenes Kleid vom Wind angehoben wurde.
    Sie warf einen hilflosen Blick ringsumher. Gab es denn wirklich keine Hoffnung auf Hilfe? Woher denn? Alles war leer in dieser Einöde. Die durch ihre Gitter und ihren Garten geschützte Villa, die man, um seine Ruhe zu haben, am abgelegenen Ende der Straße hatte errichten lassen, erfüllte ihren Zweck. Sie war so vollständig abgesondert, dass kein Schrei, kein Hilferuf je den freien Raum überwinden würde, der sie von jedem bewohnten Ort trennte.
    Dennoch konnte Ambroisine am unteren Ende der Wendeltreppe, vom Absatz der Freitreppe am Ende des von Zedern eingerahmten Wegs aus, ihre Heimatstadt vollständig überblicken. Wie viel Charme sie doch hatte! Wie nah sie doch war! Und wie sehr sie zum Vergnügen einlud!
    Am vom Wind leer gefegten Himmel war endlich der Mond aufgegangen. Nie zuvor war ihr das Diadem der Dourbes so heimatlich und der Kirchturm von Saint-Jérôme zu seinen Füßen so vertrauenerweckend erschienen.
    Morgen würde hier unter dem Segen der bronzenen Gassendi-Statue der Samstagsmarkt abgehalten werden. Die Gemüsestände würden ihren Geruch verbreiten und die herbstlichen Früchte ihren Duft verströmen. Dieses stille Leben und die Versprechungen eines milden Winters lagen in Reichweite.
    Ambroisine hatte gute Lust, sich in ihr Auto, das unter den Bäumen schimmerte, zu stürzen und zu fliehen, irgendwo auf der Esplanade im Lichte der Laternen zu schlafen, die zwischen dem Gassendi-Denkmal und dem Musikpavillon keine Stelle unbeleuchtet ließen.
    Aber nein! In einer Anwandlung von Auflehnung bäumte sie sich auf. Zuerst musste sie das kostbare Gut verstecken, hinter dem der Eindringling so hartnäckig her war. Da, wo sie es verstecken wollte, würde niemand auf die Idee kommen, es zu suchen. Danach würde sie frei sein. Danach würde sie fliehen.
    Wie viele Schiffbrüchige sind nicht für immer in dunkler Nacht versunken, weil sie sich nicht rechtzeitig von ihrem schweren Koffer trennen konnten, der all ihre Habe mit Ausnahme ihres Lebens enthielt!
    Ambroisine drückte ihr Paket wieder an sich. Sie zögerte, welche Seite der Freitreppe sie nehmen sollte, wie es alle Generationen vor ihr getan hatten, um letztlich immer dieselbe Seite zu wählen; denn wenn eine sauber, aber abgenutzt war, verschwand die andere schon unter dem herbstlichen Laub des wilden Weins, der die Fassade verhüllte.
    In ihrer Verwirrung gab Ambroisine an diesem Abend, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, der Treppe den Vorzug, die nie benutzt wurde. Sie wagte sich auf die Stufen und tastete sich, da ihre Sicht durch das Paket behindert war, langsam vorwärts. Und als sie es geradezu krampfartig gegen ihre Wange presste, begriff sie plötzlich, warum derjenige, der es in seinen Besitz bringen wollte, sich immer so stürmische Nächte dafür aussuchte, warum auch Véronique in einer solchen Nacht ermordet worden war und warum sie selbst sich nun in einer so großen Gefahr befand.
    Aus dieser sperrigen, unhandlichen Schachtel ertönte nämlich bei jeder Berührung, bei jedem ungewollten Anstoßen, ein wütendes Grummeln; ein leichtes Beben der Luft, das über das Gehör bis zum Herzen vordrang; ein Schwall tiefer, lang anhaltender, wenn auch gedämpfter Töne, dem man zutraute, er könnte, wenn man ihn nur ein bisschen anstachelte, weite Räume durchqueren und Panik bis in grenzenlose Ferne verbreiten. Daher musste man stürmisches Wetter abwarten, wenn man einen solchen Gegenstand stehlen wollte.
    Im Augenblick sprach er zu Ambroisine eine seltsame Sprache. Dieselbe Sprache wie die Zedern, die mit ihren Zweigen alle dieselbe Geste ausführten, mit der sie vertrieben, fortgejagt, verstoßen, in die Flucht getrieben werden sollte. Aber nicht mit ihr! Sie würde standhalten! Und dennoch …
    Und dennoch war diese Allee, die zwischen ihr und dem zu erreichenden Ziel stand, voller Gefahren. Hinter jeder der achtzehn Zedern – es waren neun auf jeder Seite, in einem Abstand von jeweils zehn Metern –, hinter jeder von ihnen konnte jemand plötzlich auftauchen und ihr den Weg versperren oder sich von hinten auf sie werfen und sie niederschlagen. Vielleicht auch erdolchen, ganz einfach erdolchen, mit diesem schrecklichen, verrosteten Bajonett, das man neben Véroniques Leiche gefunden hatte.
    Angesichts dieser Bäume wurde sie von derselben Feindseligkeit

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