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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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gekommen, dass sie allein in eine Zelle kommen würde. Und das hatte sie mehr als alles andere zur Flucht verleitet.
    In den langen Tagen ihrer Gefangenschaft hatte sie auf das erste Verhör gewartet und die kleine Frau ignoriert, die ihr jeden Tag das Essen brachte. Sie lag nur auf dem Bett und starrte an die Decke. Dann war der Tag gekommen, an dem sie handelte. Ein großer, bärtiger Wächter war der kleinen Frau in ihre Zelle gefolgt. Er bedeutete ihr mitzukommen. Doon hatte ihre Beine langsam vom Bett geschwungen, als wäre sie müde oder benommen, dann hatte sie dem großen Mann einen Kinnhaken versetzt. Als er zu Boden stürzte, schlug sie auch die verängstigte Frau bewusstlos, bevor sie sich das Messer des Soldaten schnappte und ihm damit den Bauch aufschlitzte. Dann rannte sie zur Tür und spähte in den Gang, erwartete mehr Wachen. Aber es waren keine zu sehen. Rasch zog sie dem Wächter die Kleidung aus und legte sie an, einschließlich des schweren Helms. Sie wusste, dass sie nicht einmal einer flüchtigen Inspektion standhalten würde, aber es wurde bereits Nacht. Sie verschloss die Tür der Zelle hinter sich und ging selbstbewusst zum Haupttor der Festung. Sie hatte von ihrem Fenster aus oft genug Ausschau gehalten und kannte den Weg. Dann wartete sie im Schatten, beobachtete das Tor, lauerte auf ihre Chance und fürchtete, dass jeden Moment Alarm gegeben würde. Schließlich öffnete sich das Tor, und ein Konvoi von Pferdefuhrwerken kam herein, die Lebensmittel transportieren. Doon ging einfach über den Hof und durch das Tor hinaus. Es war eines der einfachsten Dinge, die sie je getan hatte.
    Jetzt saß sie auf der Klippe und starrte auf den Fluss hinab. Sie wusste, was sie tun musste. Sie konnte nicht weiter nach Westen gehen. Es war einfach zu schwierig. Sie konnte nicht genug Nahrung finden, die sie am Leben hielt, und ihre Stiefel gingen kaputt. Die einzige Chance, die sie hatte, war es, zum Fluss hinunterzuklettern und seinem Lauf zu folgen. Vielleicht fand sie ein Boot und konnte herausfinden, wohin der Fluss sie brachte.
    Nachdem sie sich entschlossen hatte, stand sie auf. Sie fühlte sich besser und machte sich daran, einen Weg nach unten zu suchen.

23
    In den Jahren danach hatte Shuskara niemals ihr erstes Treffen erwähnt, damals, als Fell noch das Kind Arish gewesen war, der Sohn des Löwen des Ostens, eines Mannes, der erst kürzlich verstorben war. Das zweite Treffen zwischen dem General und dem Jungen verlief ganz anders.
    Arish und die anderen Jungen wurden in die tiefsten Verliese des Roten Palastes gebracht. Zuerst hatten sie Angst vor dem, was man ihnen antun würde, und fürchteten sich davor, ihr Ziel zu erreichen. Aber nachdem sie meilenweit durch die Tunnel marschiert waren, immer tiefer hinab, fing zumindest Arish an, sich nach einer Pause zu sehnen. Nach den aufwühlenden Erlebnissen der letzten Tage, der entsetzlichen Flucht vor den Hunden, ihrer Erleichterung, dann wieder der Furcht, waren die Jungen erschöpft. Der älteste war noch nicht einmal ein Mann und der jüngste erst ein Kind.
    Der blonde Junge stolperte stumm mit ihnen durch die Gänge, als er plötzlich wie vom Blitz getroffen umfiel und reglos in einer schmutzigen Pfütze liegen blieb. Die anderen blieben langsam stehen, stießen gegeneinander, behindert von schweren Ketten. Einer der Wächter trat das Kind, aber es rührte sich nicht. Die anderen Gefangenen starrten sich lange an, und schließlich reagierte Sami, wenn auch zögernd. » Ich werde ihn tragen.« Es war schwierig, mit den Fesseln um die Handgelenke und die Taille, aber er schaffte es irgendwie, den Jungen auf die Arme zu nehmen. Die Wächter beobachteten ihn gleichgültig. Dann gingen sie weiter, schlurften, wegen der Ketten, die durch diese Aktion noch kürzer geworden waren.
    Schließlich wurden die Jungen in eine Zelle getrieben und dort, immer noch aneinandergekettet, allein gelassen. Der Raum war kaum groß genug für sie alle. Sie stellten in der pechschwarzen Finsternis fest, dass an einer Wand ein Kanal mit stinkendem Wasser entlangfloss, der auf der einen Seite der Zelle herein- und auf der anderen wieder hinausströmte. Die kleine Kammer stank nach Feuchtigkeit, Exkrementen, Furcht und dem süßlichen, fauligen Geruch von verwesenden Leichen. Einmal wurde die Tür geöffnet, und man gab ihnen einen Krug mit Wasser. Das war alles, wovon sie die drei nächsten Tage leben mussten.
    Als sie sicher waren, dass man sie hier sterben lassen

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