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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Aber dann fiel es ihm ein. Er schnalzte mit den schwieligen Fingern, daß es krachte, und sagte: »Doch, doch. Es war Youings.«
    »Wer ist Youings?« fragte Padmore gespannt.
    »Ein Schweinezüchter, mein Lieber.« Der Major begann, Freds Rücken zerstreut mit der Gummispitze seines Stocks zu kraulen. »Wohnt gleich oben an der Straße.«
    »Er kam von Mrs. Clotworthy«, sagte der Pfarrer. »Oder vielleicht nahm er nur die Abkürzung von der Chapel Lane.«
    »Youings«, murmelte Padmore. Er schien bedrückt zu sein über diesen Neuzugang bei den dramatis personae, die sich um Gobbos lästige Offenbarungen versammelten. »Youings. Youings. Youings.«
    Der Major sagte: »Ist Youings Ihnen gefolgt, als Sie am Gasthof vorbeigingen, Herr Pfarrer?«
    »Weiß nicht«, sagte der Pfarrer. »Kann sein. Sie müssen ihn selbst fragen.«
    »Das Haus, das Jack gebaut«, sagte Fen.
    »Also, ich spreche jetzt noch einmal mit Gobbo«, erklärte Padmore. »Er ist die Hauptfeder.«
    »Rostige alte Hauptfeder«, sagte der Pfarrer. »Und wenn Sie auf meinen Rat hören, achten Sie nicht auf den ganzen Unsinn, den er verzapft hat.« {»Genau«, sagte Padmore.) »Amüsieren Sie sich durchaus damit«, sagte der Pfarrer, so als offeriere er ihnen einen wertvollen päpstlichen Erlaubnisbrief. »Nehmen Sie es nur nicht ernst, das ist alles.« Zu Padmore sagte er: »Vergessen Sie übrigens nicht, zum Fest zu kommen. Große Belustigung. Ja, und wenn Sie dort sind, vergessen Sie nicht, sich den Botticelli anzusehen.«
    »Den Botticelli?« fragte Padmore schwach.
    »Nun, natürlich ist es in Wirklichkeit kein Botticelli«, sagte der Pfarrer. »Eigentlich ein schreckliches Riesengeschmiere aus dem neunzehnten Jahrhundert, groß wie ein Scheunentor. Maria Himmelfahrt oder dergleichen. Papistisch. Immerhin, die Misses Bale halten das Bild für einen Botticelli, so daß sie aus der Fassung geraten, wenn nicht genug Leute hingehen und es sich ansehen. Man zahlt fünf Shilling und geht allein hinein, setzt sich davor und meditiert zehn Minuten.«
    »Tut man das?« fragte Padmore hilflos.
    »Ja, weil es das ist, wozu die Mutter der Misses Bale deren Vater gezwungen hat. Schreckliche Frau. Ich glaube nicht, daß sie es wirklich für einen Botticelli hielt, aber ihren Töchtern machte sie das immer weis, und nun kriegen sie das nicht mehr aus dem Kopf. Sonst sehr nette Frauen, wohlgemerkt; tun viel für die Kirche.«
    »Der Botticelli ist aus der Schule von Burne-Jones«, sagte der Major. »Und er wird heutzutage ziemlich gesucht. Neulich abends gab es eine Sendung über ihn im Fernsehen.«
    »Femsehn, Fernsehn, Fernsehn, Fernsehn«, sagte der Pfarrer, so als rufe er eine Katze. »Alles, woran Sie denken, ist das Fernsehn.«
    »Ich sehe mir nicht viel an, außer den Werbesendungen«, meinte der Major bescheiden. »Und auch die nur wegen der Liedchen.«
    Das entsprach der Wahrheit. Der Major hatte, obwohl geschickter Aquarellist und unersättlicher Leser, sein ganzes Leben lang an fehlendem musikalischen Gehör gelitten und so keinerlei Begriff von Musik gehabt, bis ITV erschienen war und die Kunst auf solche Kürze und so absolute Banalität vermindert hatte, daß sogar der Major sich in die Lage versetzt gesehen hatte, sie zu erfassen.
    »Die Hände, die spülen, können weich sein wie’s Gesicht«, sang er den Pfarrer plötzlich in lautem, brüchigem Falsett an. »Mit mildem, grünem Fairy Liquid… Liquid, Liquid«, sang er. »Mir gefällt diese melodische Wendung, oder wie man das nennt bei >Liquid<. Sehr ansprechend.«
    »Wenn Sie mich fragen, spricht Ihr Verstand da nicht mehr an«, erklärte der Pfarrer. »Ich vermute, Sie haben wieder nicht richtig gegessen. Er ißt nicht richtig«, teilte er Padmore mit.
    »Ah«, sagte Padmore und tat so, als finde er einen Verdacht bestätigt.
    »Sie bleiben besser zum Mittagessen«, sagte der Pfarrer zum Major. »Leber und Speck heute, reichert Sie mit Vitamin B an.«
    »Gut«, sagte der Major. Er aß gern beim Pfarrer, der nicht nur eine erstklassige Köchin hatte, sondern es auch ablehnte, bei Tisch Konversation zuzulassen.
    »In einem Haus mit Dettol herrscht das Glück«, sang der Major.
    »Sie beide kann ich nicht einladen«, sagte der Pfarrer zu Fen und Padmore, »weil nicht genug da ist.« Padmore gab eine einzelne entsagende Vokabel von sich, die ohne Zweifel zu einem Bekenntnis von einer bereits vorhandenen Verabredung in voller Länge erblüht wäre, hätte der Pfarrer ihm die mindeste Chance

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