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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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heiraten?«
    »Ja. Natürlich. Möchtest du nicht?«
    Sie lachte. »Mon Dieu, Walter. Du bist seit drei Tagen wieder hier. Willst du mir nicht noch ein bißchen Zeit lassen, das zu überlegen?«
    »Wenn es sein muß. Ich brauche nicht zu überlegen. Ich habe dich immer geliebt, Annabelle, das weißt du doch. Es könnte ja sein, es wäre bei dir genauso.«
    Sie schmiegte sich wieder an mich. »Es könnte sein, ja.«
    Sie war süß, so unschuldig, sie kam mir vor wie damals, als sie siebzehn war. Ich wollte sie nicht drängen. Wenn es mir auch schwerfiel, immer wieder Geduld zu haben. Ich küßte sie noch einmal, leidenschaftlich und voll Verlangen, und sie erwiderte diese Küsse genauso leidenschaftlich.
    Eine Bewegung an der Stalltür schreckte uns auf. Dort Stand Ilona, verlegen, weil sie Zeuge unserer Umarmung geworden war. Annabelle war nicht im mindesten verlegen.
    »Was gibt es denn?« fragte sie kurz.
    »Entschuldigen Sie, gnädige Frau«, sagte Ilona hastig. »Ich habe Sie gesucht, Madame de Latour ist am Telefon und möchte Sie gern sprechen.«
    »Ah, ja, danke, ich komme.« Ohne mich noch einmal anzusehen, ging sie aus dem Stall.
    Ich grinste etwas verlegen zu Ilona hin. »Na? Haben Sie ihr Geständnis schon abgelegt?«
    »Nein«, erwiderte sie kurz und ging ebenfalls.
    Ich holte mir die Mistgabel und ging pfeifend daran, die Boxen auszumisten. Ich war wieder glücklich. Und Monsieur Bondy, tot oder lebendig, war mir piepegal. Mochte sich die Polizei den Kopfüber ihn zerbrechen.
    Als ich später nach Hause kam, fand ich den Kriminalrat a.D. in angeregter Unterhaltung mit Tante Hille. Ich war gar nicht mehr vonnöten. Den Tatort hatte er schon besichtigt und von Tante Hille alle Informationen bekommen, die er sich nur wünschen konnte. Nicht nur über Monsieur Bondy, sondern auch über ihre Rosen, was ihn weit mehr zu interessieren schien als der Verblichene. Denn der Kriminalrat war ein passionierter Rosenzüchter, wie sich herausgestellt hatte.
    »Na?« fragte ich, als ich mich im Garten zu ihnen gesellt hatte. »Wissen Sie schon, wer der Täter ist?«
    »Vermutlich jener Mann, der den Ermordeten zweimal besucht hat. Einmal in Begleitung einer Frau, einmal allein«, antwortete er ohne Zögern. »Ihre Frau Tante hat die Besucher leider nicht gesehen. Aber ihre Haushälterin sagte mir, sie hätte einen Blick auf ihn geworfen, als er das Haus verließ.«
    »So? Das ist mir neu.«
    »Sie meint, es sei ihr erst wieder eingefallen.«
    »Na und? Wie sah er aus?«
    »Mittelgroß, dunkelhaarig, mit einer Sonnenbrille. Sie hat ihn nur von hinten gesehen.«
    »Trug er die Sonnenbrille hinten?« fragte ich spöttisch. Denn mir kam es so vor, als ob das gute Gretli zuviel mit der Fantasie arbeitete.
    Der Kriminalrat lächelte gutmütig. »Die Sonnenbrille kann man leicht bei einer Wendung des Kopfes entdecken, ohne dabei das Gesicht des Betroffenen zu sehen. Aber das hilft uns natürlich nicht viel weiter. Nun, meine Aufgabe ist es ja auch nicht. Ich denke mir, daß man die Aufklärung dieses Verbrechens sowieso nicht hier am Ort finden wird. Man muß vor allen Dingen herausfinden, wer dieser Mann war und warum er hergekommen ist.«
    »Warum er hergekommen ist? Na, sicher doch, um Ferien zu machen.«
    »Das eben ist die Frage.«
    Es sollte nicht lange dauern, da ließ sich diese Frage beantworten. Nämlich, daß Monsieur Bondy keineswegs hierhergekommen war, um Ferien zu machen. Sondern um ein Verbrechen vorzubereiten. Ein Verbrechen, das auszuführen er sich dann doch gescheut hatte.
    Aber das wußten wir an diesem strahlenden Junimorgen noch nicht.
    Am Nachmittag kam ich auf dem Weg ins Strandbad durch die Hotelhalle. Ilona war da.
    »Nun?« fragte ich.
    »Bitte?« fragte sie zurück.
    Ich ärgerte mich über ihre abweisende Miene. Am Abend zuvor war sie ganz froh gewesen, mir ihr Herz auszuschütten. Jetzt tat sie, als hätte sie mich nie gesehen. Frauen! Sie waren eben alle gleich.
    »Hatten Sie Gelegenheit, heute über das zu sprechen, was Ihnen eingefallen war?« fragte ich ebenso kühl.
    »Oh ja. Der Kommissär kam vorhin mit Madame de Latour, und ich habe es ihm gesagt.«
    »Und?«
    »Nichts weiter. Er hat es zur Kenntnis genommen.«
    »Aha. Und haben Sie etwas gehört, wie die Untersuchung steht?«
    »Nein.«
    »Na, da gehe ich mal baden. So wichtig scheint die ganze Sache nicht zu sein.«
    »Offenbar nicht.«
    »Äh«, ich wandte mich nochmals um, als ich schon gegangen war, »haben Sie eine Ahnung, ob Frau

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