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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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endlich das Zimmer.
    »Was haben Sie sich dabei gedacht?«, zischte sie Paul wütend zu. »Ihr Anwalt weiß doch sicher, dass ich nicht Ihre Verlobte bin!«
    »Meinem Anwalt sind solche Dinge egal, und er hat Maggie kein einziges Mal gesehen.«
    »Haben Sie das etwa die ganze Zeit über geplant?«
    Ein schelmisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Nein, es war ein spontaner Einfall. Und es erspart uns doch auch viele Erklärungen. So würde jeder wissen wollen, wer Sie sind, in welcher Beziehung Sie zu mir stehen und so weiter. Als meine Verlobte werden Sie so akzeptiert, wie Sie sind, und können die Anonymität genießen.«
    »Es ist dennoch eine bodenlose Frechheit!«
    »Ach, kommen Sie, Rose, ich bin sicher, dass Sie nichts gegen ein kleines Spielchen haben. Sehen Sie es als solches und genießen Sie es. Es sind doch nur zwei Tage. Außerdem bin ich sicher, dass unser Gastgeber mich um eine so zauberhafte Frau wie Sie beneidet und mir gegenüber etwas milder gestimmt ist, was die Konditionen angeht.«
    Zauberhafte Frau? An anderer Stelle hätte sie sich vielleicht gefreut, jetzt machte sie diese Bemerkung wütend. Wollte Havenden sie auf den Arm nehmen? Und wenn das Ganze ein Spiel sein sollte, warum weihte er sie dann als Mitspielerin nicht ein?
    Bevor Rose zu einer neuen Tirade ansetzen konnte, öffnete sich die Tür erneut, und in Begleitung des Dieners erschienen zwei Männer. Ein mittelgroßer dunkler, etwas untersetzter mit langem Bart und ein hochgewachsener blonder, dessen einfache, aber dennoch stilvolle Kleidung verriet, dass er der Herr der Plantage sein musste.
    Paul warf Rose noch einen bittenden Blick zu, dann reichte er dem Blonden die Hand. »Mijnheer van den Broock, es ist mir eine Freude, Sie persönlich kennenzulernen. Das hier ist meine Verlobte Maggie Warden, die ganz entzückt ist von Ihrem herrlichen Flecken Erde.«
    Rose drängte ihren Groll zurück und schaffte es irgendwie, ein Lächeln aufzusetzen. Sie bemerkte, dass der Mann sie prüfend ansah, wahrscheinlich bemerkte er den leicht exo­tischen Hauch in ihrem Aussehen, doch da sie Paul nicht schaden wollte, antwortete sie: »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Paul spricht seit Tagen von nichts anderem mehr als der Plantage.«
    Van den Broock, der nicht so aussah, als hätte er viel Humor, lachte auf. »Na, dann wollen wir mal sehen, ob es bei seiner Begeisterung bleibt. Meine Plantage läuft gut, könnte aber noch mehr Gewinn abwerfen, wenn ich einen zuverlässigen Partner hätte.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort, und ich bin sicher, dass Paul der Richtige für das Geschäft ist.«
    Wagte sie sich damit zu weit vor? Jedenfalls bemerkte sie erneut, dass van den Broock sie skeptisch musterte.
    »Übrigens sprechen Sie hervorragend Niederländisch, darf ich fragen, wo eine Engländerin so etwas lernt?«, fragte er schließlich.
    Rose war gar nicht aufgefallen, dass sie in der Muttersprache des Plantagenbesitzers geantwortet hatte. Jetzt fiel ihr ein, dass sie als echte Maggie Warden so hätte tun müssen, als verstünde sie ihn nicht. Augenblicklich begann ihr Puls zu rasen.
    »Ich habe es von meiner Mutter gelernt«, entgegnete sie, was an sich keine Lüge war. Scheinbar scheu senkte sie den Blick, doch in Wirklichkeit wollte sie sich den Ärger über Paul nicht anmerken lassen. »Sie hat die Sprache in ihrer Kindheit gelernt.«
    »Bemerkenswert. Aber ich freue mich, somit muss ich hier niemanden mit meinem schlechten Englisch beleidigen. Aber wollen wir nicht ins Esszimmer wechseln? Mein Koch ist ein regelrechter Zauberkünstler, ich fürchte, dass ich seine Wundertaten gar nicht richtig zu würdigen weiß. Aber ich entschädige ihn regelmäßig damit, dass ich Gäste einlade und ihm erlaube, dann alle Register seines Könnens zu ziehen.«
    Das Menü, das der Koch auf den Tisch zauberte, bestand vor allem aus einheimischen Spezialitäten, die teilweise sehr scharf gewürzt waren. Van den Broock schien diese Küche ebenso wie Rose gewöhnt zu sein, doch Paul hatte sichtlich Probleme mit der Schärfe. Dass er mit tränenden Augen nach dem Wasserglas griff, zu stolz zuzugeben, dass es einfach zu viel für ihn war, entschädigte sie ein wenig für das Spiel, das sie unfreiwillig spielen musste. Sie selbst bekam von dem Essen zwar auch rote Wangen, doch teilweise kochte ihre Mutter noch schärfer als der Koch des Plantagenbesitzers.
    Nach dem Abendessen verwickelte van den Broock sie in ein schier endloses Gespräch über die

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