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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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sprach weiter über die Kisten, die sie noch in den Keller tragen mussten, um Platz zu schaffen für die Besucher - Besucher? -, und darüber, dass sie Angst hatte, dass Claires Sachen feucht werden könnten; und dann redete sie über all das Spielzeug in den Kisten und wie sehr Claire das alles geliebt hatte, als sie noch klein war.
    Worüber Mom eben so sprach.
    Claire unterbrach sie nicht und gab nur beschwichtigende Geräusche und Bestätigungen von sich, wenn Mom eine Pause machte. Es tat gut, Moms Stimme zu hören, und sie wusste, dass es Mom half zu reden. Doch schließlich, als Moms Redeschwall nachließ, willigte Claire in alle elterlichen Forderungen, vorsichtig zu sein, aufzupassen und etwas Warmes anzuziehen, ein.
    Der Abschied hatte etwas Endgültiges, und nachdem Claire aufgelegt hatte, saß sie noch ein paar Minuten still da und starrte auf das Display ihres Handys.
    Einem Impuls folgend, versuchte sie, Amelie anzurufen. Es klingelte und klingelte. Keine Mailbox.
    Shane organisierte eine Art Wachdienst. Viele Leute waren bereits auf Kissenstapeln, Decken, manche einfach auf einem übrigen Läufer eingeschlafen. Claire ging um die ausgestreckten Körper herum und bedeutete Shane mit einer Handbewegung, dass sie nach oben ginge. Er nickte und sprach weiter mit den beiden Typen, die bei ihm waren, aber seine Blicke folgten ihr den ganzen Weg hinauf.
    Eve war in ihrem Zimmer; an ihrer Tür hing ein Zettel, auf dem stand KLOPF NICHT, SONST BRINGE ICH DICH UM. ICH MEINE DICH, Shane. Claire überlegte. ob sie klopfen sollte, aber sie war zu müde, um davonzulaufen.
    Ihr eigenes Zimmer war dunkel. Als sie am frühen Morgen weggegangen war, hatte Miranda hier geschlafen - sie war so etwas wie Eves Freundin -, aber jetzt war sie weg und das Bett war ordentlich gemacht. Claire setzte sich auf die Bettkante und starrte aus dem Fenster; dann zog sie frische Unterwäsche und ihre letzte Jeans aus dem Schrank, dazu ein enges schwarzes Shirt, das Eve ihr letzte Woche geliehen hatte.
    Die Dusche fühlte sich himmlisch an. Zur Abwechslung gab es auch genügend heißes Wasser. Claire trocknete sich ab, regte sich ein wenig über ihre Haare auf und zog sich an. Als sie herauskam, lauschte sie zur Treppe hin, aber sie hörte Shane nicht mehr reden. Entweder schwieg er gerade oder er war schlafen gegangen. Vor seiner Tür hielt sie an und wünschte sich, sie hätte den Mumm zu klopfen, aber stattdessen ging sie weiter zu ihrem eigenen Zimmer.
    Dort fand sie Shane, der auf ihrem Bett saß. Er blickte auf, als sie die Tür aufmachte, und seine Lippen öffneten sich, aber er schwieg für ein paar lange Sekunden.
    »Ich sollte gehen«. sagte er schließlich, aber er blieb sitzen.
    Claire setzte sich neben ihn. Alles war vollkommen korrekt, wie sie beide komplett angezogen da saßen, aber irgendwie fühlte es sich an, als ob sie am Rand einer Klippe stünden und herunterzufallen drohten.
    Es war aufregend und Furcht einflößend und auf jede nur erdenkliche Weise falsch.
    »Also, was hast du heute erlebt?«, fragte sie. »Ich meine, im Blutmobil.«
    »Eigentlich nichts. Wir sind zum Stadtrand gefahren und haben außerhalb geparkt, an einer Stelle, wo wir sehen konnten, ob jemand kommt. Ein paar Vamps kreuzten auf und wollten sich Blut unter den Nagel reißen, aber wir haben sie zum Teufel gejagt. Bishop ist überhaupt nicht aufgetaucht. Als wir den Kontakt zu den Vampiren verloren hatten, beschlossen wir, herumzufahren und zu schauen. was so passiert. Fast hätte uns ein Rudel betrunkener Idioten mit Pick-ups eingepfercht, und dann drehten auch noch die Vampire im Blutmobil durch - ich glaube, das war da, als dieser Ruf an sie erging. Ich setzte sie am Getreidespeicher ab - das war der größte, dunkelste Ort, der mir einfiel, außerdem wirft er eine Menge Schatten. Dann übergab ich das Steuer Cesar Mercado. Er soll das Blutmobil heute Nacht nach Midland fahren, vorausgesetzt die Barrieren sind weg. Das ist das Beste, was wir tun können.«
    »Was ist mit dem Buch? Hast du es im Blutmobil gelassen?«
    Als Antwort griff Shane an seinen Hosenbund und zog das schmale, ledergebundene Buch heraus. Amelie hatte ihm wie bei einem Tagebuch ein Schloss hinzugefügt. Claire drückte auf den kleinen Metallverschluss, aber er ging natürlich nicht auf.
    »Du machst damit wohl besser nicht rum, oder?«, fragte Shane.
    »Wahrscheinlich besser nicht.« Sie stemmte ein paar Seiten auseinander, um einen Blick auf die Schrift zu erhaschen.

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