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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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eigene Wohnung.
    Die zweite der drei Türen musste ihre sein. Namensschilder gab es nicht. Er suchte die Decke ab und entdeckte die Kamera an der Deckenleuchte. Wenn jemand wirklich in das helle Licht blickte, würde er das winzige Gehäuse für ein Relais halten.
    Er schob seinen Ärmel hoch. Ein Uhr sechs. Nichts regte sich im Haus. Er verharrte einige Minuten im toten Winkel der Kamera, dann trat er den Rückweg an. Als er sich im Wagen die Mütze vom Kopf zog, klingelte wieder das Telefon.
    Diesmal war es Bertil. »Johansson ist vor zwei Minuten rausgekommen und in ein Taxi gesprungen.«
    »Bist du noch vor dem Berns?«, fragte Tholander. Seit hundertfünfzig Jahren war das Lokal Berns der Treffpunkt für die üblichen Verdächtigen. Da war Johansson keine Ausnahme.
    »Ich bin reingegangen. Sie war nicht im Lokal, sondern im Hotel.«
    »Hotel? Was für ein Hotel?«
    »Das Berns hat auch Zimmer, weißt du das nicht?«

    Tholander brummte.
    »Höchste Kategorie. Der Rezeptionistin nach war sie mit einem Mann dort. Der muss noch im Zimmer sein.«
    »Auf welchen Namen läuft das Zimmer?«
    »Ein erfundener Name: Theresa Julander.«
    Tholander lächelte zum ersten Mal seit Heiligabend. Offenkundig bildete sich Julander die Abneigung von Johansson doch nicht ein. »Wann genau ist sie rausgekommen?«
    »Ein Uhr sieben.«
    Tholander legte auf. Also war der Sender an der Kamera aktiv. Er hatte sie bei seinem Ausflug ausgelöst. Tholander kurbelte die Rückenlehne nach hinten und wartete auf Johanssons Taxi.

FREITAG 28. DEZEMBER

41
    Henning Larsson schwang die Tür auf und grinste ins Zimmer. Barbro murmelte eine Begrüßung, ohne dabei aufzublicken. Sie begann jeden Tag mit einem einstündigen Missmut, gegen den Henning ankämpfte, so gut es ging.
    »Warum kommst du so spät?«, fragte sie.
    »Ich musste auf meine Putzfrau warten.« Er gab sein Grinsen auf und nahm am Schreibtisch Platz, um sich seiner ersten Tasse Kaffee zu widmen. Sie saßen einander gegenüber und konnten sich so durch die Blätter des Gummibaums hindurch Blicke zuwerfen.
    »Hat sie keinen Schlüssel?«
    »Den hat sie.«
    »Bist du etwa noch verliebt in sie?«
    »Seit zwei Jahren. Auf gleich bleibender Flamme.«
    »Das merkt sie.«
    »Glaubst du?«
    Barbro beugte sich über die Tischplatte und warf ihm einen gehefteten Stapel Papier zu. Die Datentechnik hatte die Kontaktliste aus Judits Telefon ausgedruckt und es dabei auf drei ßig Seiten gebracht.
    »Ich muss herausfinden, wie gut sie all diese Menschen kannte«, sagte Barbro.
    Henning warf die Liste zurück, damit die Sache nicht an ihm hängenblieb. »Ich habe gestern noch den Tontechniker angerufen.«

    »Sven?«
    »Sein Verstand schien mir klarer zu sein als der von Malte Fluvbjerg. Judit wird Malte kaum von anderen Männern erzählt haben.«
    »Und was sagt er über ihr Liebesleben?«
    »Er hat nur Gutes darüber gehört.«
    »Etwa eine Schlampe?« Barbro seufzte und sank in die Lehne ihres Stuhls. »Die sind immer am kompliziertesten.«
    »Nach den Statuten der Männerwelt war sie keine Schlampe. Das hat der Kerl ausdrücklich betont.«
    Barbro fuchtelte mit dem Papierstapel herum. »Aus Ermittlersicht durchaus.«
    »Wie willst du die Sache angehen?«
    »Mit den üblichen Methoden. Und was hast du vor?«
    »Erst mal trinke ich meine Anschlusstasse. Dabei fällt mir schon etwas ein.« Henning leerte sein Postfach. Der Pressedienst hatte ihm einige Zeitungsausgaben besorgt. Die Polizei archivierte die vier großen Blätter aus Stockholm. Vom Rest archivierte sie nur einige sicherheitsrelevante Artikel. Musikkritiken gehörten natürlich nicht dazu. Henning nippte an seinem Kaffee und schlug das Abendblatt auf. Fünf Pluspunkte bekam ›Under the Blue Seas‹ für seinen kraftvollen Rhythmus, der durch das ganze Album drang. Der Express gab Judit einen Tag später aus demselben Grund fünf Bienchen. Dagens Nyheter konnte sich nicht erinnern, jemals ein solches Drumming gehört zu haben, und unterschlug zum Wohle der Nationalgefühle seiner Leser, dass Judit als Stockholmerin ebenso Anfängerin war wie am Schlagzeug. Svenska Dagbladet hatte natürlich schon einmal etwas Derartiges gehört, das war man sich selbst und seinen Lesern schuldig, aber es war so lange her, dass nur ein Feuilletonist von Svenska Dagbladet sich daran erinnern konnte.
    »Die Zeitungen haben den gleichen Eindruck wie wir«,
sagte Henning und legte die Ausgaben zurück in den Posteingang.
    »Dann war sie wirklich ein

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