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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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begleichen, wenn du magst. Aber solange ich den Kreditbetrag nicht zurück habe, macht es pro Trimester jeweils zwei Talente Zinsen.«
    Ich nickte, nicht allzu erstaunt. Das war ungefähr das Vierfache dessen, was selbst der habgierigste kealdische Geldverleiher verlangte. »Aber dann würde ich ja Zinsen für Geld zahlen, das ich eigentlich gar nicht brauche.«
    »Nein«, entgegnete sie und sah mir ernst in die Augen. »Du würdest Zinsen zahlen für Geld, das du dir geliehen hast.«
    »Wie wäre es mit zwei Talenten?«, fragte ich. »Dann würde ich –«
    Devi schnitt mir mit einer Handbewegung das Wort ab. »Wir verhandeln hier nicht. Ich informiere dich lediglich über meine Geschäftsbedingungen.« Sie lächelte. »Entschuldige bitte, das hätte ich gleich zu Anfang klarstellen sollen.«
    »Also gut«, sagte ich resigniert. »Wo soll ich unterschreiben?«
    Sie sah mich leicht verdutzt an. »Du musst nichts unterschreiben.« Sie öffnete eine Schublade und nahm ein braunes Fläschchen mit einem Glasstöpsel heraus. Dann legte sie eine lange Nadel daneben auf den Tisch. »Ich brauche bloß ein wenig Blut von dir.«
    Ich saß wie erstarrt auf meinem Stuhl. »Keine Sorge«, sagte sie. »Die Nadel ist sauber. Und ich brauche bloß drei Tropfen.«
    Schließlich fand ich meine Stimme wieder. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst.«
    Devi neigte den Kopf zur Seite, und der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »Das wusstest du nicht?«, fragte sie erstaunt. »Es ist selten, dass jemand zu mir kommt, der darüber nicht Bescheid weiß.«
    »Ich kann nicht glauben, dass irgend jemand …« Ich verstummte. Mir fehlten die Worte.
    »Es macht auch nicht jeder«, sagte sie. »Zu meinen Kunden zählen normalerweise nur Studenten und ehemalige Studenten. Die Leute auf dieser Seite des Flusses würden mich wahrscheinlich für eine Hexe halten – oder irgendetwas Ähnliches. Die Mitglieder des Arkanums aber wissen ganz genau, warum ich ihr Blut haben will und was ich damit tun kann.«
    »Du bist auch Mitglied des Arkanums?«
    »Ein ehemaliges«, sagte sie, und ihr Lächeln schwand ein wenig. »Ich wurde vor meinem Abgang aber noch zum Re’lar befördert. Ich kenne mich also aus, und wenn ich ein paar Tropfen Blut von dir hätte, könntest du dich nirgends vor mir verbergen. Ich könnte dich überall finden.«
    »Und nicht nur das«, sagte ich ungläubig und dachte an die Wachspuppe von Meister Hemme, die ich zu Anfang des Trimesters geformt hatte. Das war nur ein Haar gewesen. Mit Blut konnte man eine viel wirksamere Verbindung herstellen. »Du könntest mich töten.«
    Sie warf mir einen freimütigen Blick zu. »Für den neuen Star des Arkanums bist du aber wirklich schwer von Begriff. Denk doch mal darüber nach. Wie lange wäre ich wohl noch im Geschäft, wenn ich anfangen würde, Morde zu begehen?«
    »Die Meister wissen davon?«
    Sie lachte. »Natürlich nicht. Und weder die Polizei noch der Bischof noch meine Mutter.« Sie wies auf ihre Brust und dann auf mich. »Ich weiß davon, und du weißt davon. Das genügt normalerweise für eine gute Zusammenarbeit.«
    »Normalerweise?«, sagte ich. »Und wenn ich das Geld bis zum Trimesterende nicht zusammenbekomme – was dann?«
    Sie breitete die Hände aus und zuckte die Achseln. »Dann finden wir gemeinsam eine Lösung. Als vernünftige Menschen. Vielleicht könntest du für mich arbeiten. Mir Geheimnisse verraten. Mir anderweitig zu Diensten sein.« Sie lächelte, musterte mich mit einem lüsternen Blick, lachte über meine Verlegenheit. »Und im allerschlimmsten Falle, und wenn du gar kein Entgegenkommen zeigen solltest, könnte ich dein Blut wahrscheinlich zu einem guten Preis verkaufen und so meine Verluste wieder wettmachen. Jeder hat doch irgendwelche Feinde.« Sie zuckte die Achseln. »Aber so weit ist es noch nie gekommen. Die Drohung genügt normalerweise, um die Leute wieder zur Vernunft zu bringen.«
    Als sie bemerkte, wie ich guckte, ließ sie ein wenig die Schultern hängen. »Also was denn«, sagte sie freundlich. »Als du hierher kamst, hast du erwartet, einen stiernackigen Gaelet mit vernarbten Fingerknöcheln anzutreffen. Du kamst hierher, um ein Geschäft mit jemandem abzuschließen, der nicht zögern würde, dich grün und blau zu prügeln, wenn du auch nur einen einzigen Tag mit den Zahlungen in Verzug geraten würdest. Meine Methode ist viel besser. Und auch einfacher.«
    »Das ist doch Wahnsinn«, sagte ich und erhob mich. »Nie im

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