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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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standen wir eng beieinander, und ich war mir nur allzu bewusst, dass ihr Körper meinen berührte, während sie sich bemühte, ihr Gleichgewicht wieder zu finden.
    Ich stützte sie, und dann lösten wir uns wieder voneinander. Aber sie behielt eine Hand auf meinem Arm. Ich bewegte mich ganz vorsichtig, als wäre ein wilder Vogel dort gelandet und als wollte ich unbedingt verhindern, dass er wieder auffliegt.
    Ich überlegte, ob ich einen Arm um sie legen sollte, um sie zu stützen, und auch noch aus näherliegenden Gründen. Doch dann verwarf ich den Gedanken wieder. Ich erinnerte mich noch zu gutdaran, wie ihre Augen gefunkelt hatten, als sie erzählte, dass der Wachtmeister ihr Bein berührt hatte. Was, wenn sie auf meine Berührung ähnlich reagierte?
    Die Männer umschwärmten Denna, und ich wusste aus unseren Gesprächen, wie lästig ihr das war. Die Vorstellung, dass ich womöglich die gleichen Fehler beging wie die anderen, war mir unerträglich, einfach nur, weil ich es nicht besser wusste. Lieber ihr nicht zu nahe treten, lieber auf Nummer Sicher gehen. Wie ich schon gesagt habe – es gibt einen große Unterschied zwischen Furchtlosigkeit und Tapferkeit.
    Wir gingen weiter den gewundenen Pfad den Hügel hinauf. Es war still, man hörte nur den Wind im hohen Gras.
    »Dann ist er also ein großer Heimlichtuer, ja?«, sagte ich, um das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
    » Heimlichtuer ist noch viel zu harmlos ausgedrückt«, erwiderte Denna und verdrehte die Augen. »Einmal hat mir eine Frau Geld für Informationen über ihn geboten. Ich habe mich dumm gestellt, und als ich ihm später davon erzählte, sagte er, er habe mich damit auf die Probe stellen wollen, um zu sehen, ob er mir trauen könne. Ein andermal haben mich einige Männer bedroht. Das hatte vermutlich ähnliche Gründe.«
    Der Mann war mir nicht ganz geheuer. Vielleicht war er auf der Flucht vor dem Gesetz oder versteckte sich vor seiner Familie. Das wollte ich gerade sagen, doch ich merkte, dass Denna mich ängstlich anblickte. Sie machte sich offenbar Sorgen, ich könnte schlecht von ihr denken, weil sie sich den Launen eines paranoiden Adligen fügte.
    Ich dachte an mein Gespräch mit Deoch. So schwer mein Los auch sein mochte, ihres war zweifellos schwerer. Auf was würde ich mich alles einlassen, wenn ich die Chance bekäme, einen mächtigen Adligen als Mäzen zu gewinnen? Was würde ich alles erdulden, um jemanden zu finden, der mir Geld für neue Lautensaiten gab, sich darum kümmerte, dass ich gut gekleidet und genährt war, und der mich vor fiesen Typen wie Ambrose beschützte?
    So verkniff ich mir meine Bemerkungen und lächelte sie nur vielsagend an. »Na, dann hoffe ich mal, dass er so reich ist, dass sich die Mühe lohnt«, sagte ich.
    Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, und ich spürte ihre Erleichterung, dass ich sie nicht verurteilte. »Nun, das wäre schon zu viel verraten, nicht wahr?« Ihr Blick aber sagte: Ja, das ist er .
    »Er ist auch der Grund, warum ich hier bin«, fuhr sie fort. »Er hat mich gebeten, auf dieser Hochzeit aufzutreten. Es ist hier zwar viel dörflicher, als ich erwartet hatte, aber …« Sie zuckte erneut die Achseln, ein wortloser Kommentar zu den nicht zu durchschauenden, launenhaften Wünschen des Adels. »Ich hatte erwartet, … meinen zukünftigen Gönner hier zu treffen.«
    Ich merkte, dass ihr um ein Haar sein Name herausgerutscht wäre. »Überleg dir doch einfach einen Decknamen für ihn«, schlug ich vor.
    »Such du einen aus. Sie bringen euch an der Universität doch alles Mögliche über Namen bei, nicht wahr?«
    »Annabelle«, schlug ich vor.
    »Nein«, sagte sie und lachte. »Ich nenne meinen künftigen Beschützer doch nicht Annabelle.«
    »Nennen wir ihn Graf Kies.«
    »Das wäre despektierlich. Nächster Versuch.«
    »Tja, wie wäre es dann mit … Frederick. Frank. Feran. Forue. Fordale …«
    Sie schüttelte den Kopf. Wir waren nun endlich auf dem Hügelkamm angelangt, und hier wehte uns der Wind entgegen. Denna stützte sich auf meinen Arm, und ich hob die Hand, um mein Gesicht vor dem ganzen Staub und umherwirbelnden Laub abzuschirmen. Auf einmal wehte mir der Wind ein Blatt direkt in den Mund, so dass ich würgen und husten musste.
    Denna fand das ausgesprochen lustig. »Also gut«, sagte ich, als ich mir das Blatt wieder aus dem Mund gezogen hatte. Es war gelb und wie eine Speerspitze geformt. »Der Wind hat es für uns entschieden. Nennen wir ihn Lord Esche.«
    »Bist

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