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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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immer noch darüber re…«
    »Ich fürchte, Sie haben mich nicht ganz verstanden.« So schnell, als habe er einen Schalter umgelegt, verfiel Lanke wieder
     in den Tonfall, den Rath von ihm gewohnt war. »Ich bin Ihr Vorgesetzter, mein lieber Herr Kommissar, und wenn ich sage, Sie
     sind der beste Mann, den ich der Inspektion A geben kann, dann sind Sie das. Montagmorgen Punkt acht melden Sie sich bei Kriminalrat
     Gennat, verstanden?«
    »Jawohl, Herr Kriminalrat.« Nur mit Mühe konnte Rath sich ein Grinsen verkneifen und gab seinem Gesicht einen typisch preußischen
     Beamtenausdruck: Enttäuschung, überdeckt von striktem Gehorsam.
    Lanke schien das zu gefallen. Er setzte seinerseits ein Lächeln auf. »Na sehnse«, sagte er und klopfte Rath auf die Schulter.
     »Dann verstehen wir uns ja. Und übrigens …« Der Chef der Sitte beugte sich ein letztes Mal zu Rath und flüsterte jetzt auch
     wieder: »… ich erwarte keinen Dank. Freuen Sie sich im Stillen. Morgen ist Ihr letzter Arbeitstag in meiner Abteilung. Ich
     will Sie in der Inspektion E nicht mehr sehen, mein Freund.«
    Die Kollegen sahen ihn erwartungsvoll an, als er an den Tisch zurückkehrte. Kaum war Lanke weit genug weg, konnte Bruno seine
     Neugier nicht länger im Zaum halten.
    »Und?«, fragte er mit einer Kopfbewegung in Richtung Lanke, der gebeugten Gangs bereits wieder dem Ausgang zustrebte. »Wann
     ist es so weit?«
    »Wie?« Rath schaute den Kollegen fragend an. Was sollte das jetzt?
    »Na, wann heiratet ihr?«, fragte der Onkel mit bierernster Miene. Dann prustete er los. In sein Lachen fielen auch die beiden
     anderen Beamten ein.

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    19
    W ieder eine kurze Nacht. Gegen halb vier war er ins Bett gefallen, um halb acht weckte ihn ein gewaltiger Krach irgendwo in
     der Wohnung. Elisabeth Behnke war laut geworden. Hatte Weinert etwa vergessen, seine Frauen rechtzeitig aus dem Haus zu schaffen?
     Wahrscheinlich reichte auch weniger, um die Behnke auf die Palme zu bringen. Die Laune seiner Vermieterin hatte sich in den
     vergangenen Tagen zunehmend verschlechtert. Schon bei Kleinigkeiten geriet sie aus dem Häuschen.
    Er musste erst um zehn in der Burg sein und versuchte wieder einzuschlafen, wenigstens ein halbes Stündchen noch. Zwecklos.
     Kaum war er dabei wegzunicken, ging das Geschrei wieder los. Er gab sich geschlagen und stand auf. Ein Blick in den Spiegel
     sagte ihm, dass er nicht besser aussah als gestern. Die Ränder unter den Augen hatten ihre Stellung gehalten. Aber wenigstens fühlte er sich heute besser. Die Gespenster, die ihn gestern noch verfolgt hatten, waren verschwunden. Je deutlicher er sich den
     gestrigen Tag wieder ins Gedächtnis rief, desto besser wurde seine Laune. Montagmorgen melden Sie sich bei Kriminalrat Gennat! Der erste Befehl Lankes, dem er gerne Folge leisten wollte.
    Natürlich hatten sie darüber gesprochen, als Bruno ihn nach Hause gefahren hatte. Der Onkel hatte nur genickt, als er von
     Lankes Anordnung hörte. Hab ich dir doch gesagt , sollte das wohl heißen. Rath war noch einen Moment sitzen geblieben, als der schwarze Ford in der Nürnberger Straße hielt.
     Ihm war der Abschied an der Autotür schon vorgekommen wie ein Abschied von der Inspektion E. Wie ein Abschied von einem Kollegen, wie er
     ihn in der Inspektion A wohl nicht mehr finden würde.
    »Wenn dir die Säcke in der A zu sehr auf die Nerven gehen, dann komm mich einfach besuchen«, hatte Bruno ihm nachgerufen.
     Dann war der Ford die Nürnberger Straße hinuntergefahren.
    Der Himmel draußen strahlte unverschämt blau, Rath hatte keine Lust, sich diesen Morgen von einer schlecht gelaunten Elisabeth
     Behnke verderben zu lassen. Richtiges Wetter für ein Frühstück im Josty am Potsdamer Platz. Morgens schien die Sonne durch die Leipziger Straße genau auf die Terrasse des Cafés.
    Sein Versuch, Elisabeth Behnke aus dem Weg zu gehen, schlug fehl. Beinahe wäre er über sie gefallen. Was suchte die Zimmerwirtin
     auch am frühen Morgen ausgerechnet im Badezimmer ihrer Mieter?
    Wütend funkelte sie ihn an, während sie an der geöffneten Klappe des Badeofens hockte und mit einem Schürstab in der Asche
     herumfuhrwerkte.
    »Na«, fauchte sie, »gut geschlafen, der Herr Kommissar?«
    Er ignorierte ihren Tonfall. »Oh ja, danke, sehr gut«, antwortete er, und wusste, dass er sie mit übertriebener Freundlichkeit
     mehr provozieren konnte als mit allem anderen. »Nur bin ich ein wenig lautstark geweckt worden …«
    Sie pfefferte den

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