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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Shilling. Damit nahm er jetzt rasch die Wand mit den Erinnerungsfotos des Barons auf. Dann eilte er an den Louis XIV.-Schreibtisch, auf dem ein Stapel Aktenordner der Aufmerksamkeit des Barons harrte.
    Sie alle durchzusehen, reichte die Zeit nicht. Deshalb öffnete Simon den ersten und machte sich an die Arbeit. Er fotografierte jede Seite. Er war gerade beim letzten Ordner angekommen, als draußen auf dem Gang Stimmen näher kamen. Hastig fotografierte er die letzten drei Seiten, steckte mit der linken Hand den »Shilling« in die Hosentasche, richtete mit der rechten die Ordner aus und zog sich an die Glastür zurück.
    Als die Zimmertür aufging, huschte er auf den Balkon hinaus, zog die Tür hinter sich zu und drückte sich daneben an die Wand.
    »Das dauert alles viel zu lang!« Simon kannte die Stimme von einem Internet-Interview. Es war der Herr Baron, der sich aufgebracht beklagte.
    »Ihre Aufregung ist unbegründet, Hyperion.« Die zweite Stimme war ruhig, fast teilnahmslos.
    Simon erkannte sie nicht. Ihr Französisch war gut, aber nicht das eines gebürtigen Franzosen. Und was sollte dieses »Hyperion«? Ein Deckname? Um der Resistance angehört zu haben, war der Baron nicht alt genug. Ein ehemaliger Agent des Deuxième Bureau? Vielleicht SDECE?
    »Rechtliche Grauzonen auszunutzen, um Geld zu verdienen, ist eine Sache«, sagte der Baron, der zunehmend lauter wurde. »Aber jemanden umzubringen ist eine ganz andere. Erst die Frau in London und jetzt der Mann hier in Paris – direkt vor unserer Haustür! Mit diesem Mistkerl Terrill Leaming war das natürlich etwas anderes. Aber inzwischen ist mir klar geworden, dass ich mich da von Ihnen auf keinen Fall hätte hineinziehen lassen dürfen. Wie viele sollen noch sterben? Damit muss Schluss sein. Ich gebe Ihnen das Geld, aber nur für die Aufzeichnungen des Carnivore. Das ist mein Preis. Die Aufzeichnungen, und zwar alle, oder Sie erhalten von meiner Bank keinerlei Unterstützung, und in Dreftbury werde ich massiv gegen Sie opponieren. Sollte es tatsächlich so weit kommen, werde ich sogar die Schlange davon in Kenntnis setzen, dass Sie es sind, der hinter all dem steckt.«
    Simon packte eiskalte Wut. Der andere Mann war der Erpresser, nach dem er suchte. Der Mann, der Sir Robert in den Selbstmord getrieben hatte.
    » Mon Dieu! Was …« Vor Entsetzen bekam die Stimme des Barons fast etwas Schrilles.
    Aufgeregt, rückte Simon näher auf die Glastür zu. Er wollte unbedingt das Gesicht dieses Dreckskerls sehen. Wer war er?
    Ein Schuss fiel, ein schallgedämpftes Plopp.
    Von einem heftigen Adrenalinstoß angestachelt, riss Simon seine Beretta heraus, nahm die Schulter nach unten und warf sich genau in dem Moment durch die Glastür, als die Tür zum Flur zuging. Gleichzeitig ertönte hinter ihm ein leises Rascheln. Er wirbelte herum und sah den Baron, schlaff wie eine tote Ratte, zu Boden sacken. Die hohe Lehne seines Schreibtischsessels war mit Blut und Gehirnmasse bespritzt. Simon rannte durch das Zimmer auf den Gang hinaus, dem Mörder hinterher.

ZWANZIG
Paris
    Und wieder stieß Sarah mit dem Dornenschneider in die Sperrholzplatte. Inzwischen hatte sie drei Nägel freibekommen und die Platte so weit gelockert, dass sie bei jedem Stoß heftig vibrierte. Wer hätte gedacht, dass so etwas Belangloses wie das Vibrieren einer Holzplatte so befriedigend sein könnte? Sie musste über sich selbst lächeln, als sie auf dem Flur ein Geräusch hörte. Den Dornenschneider bereits zum nächsten Stoß erhoben, hielt sie angespannt inne.
    Das Geräusch schien von rollenden Rädern herzurühren. Das war neu. Unverzüglich legte sie ihr Arbeitsgerät auf den Plastikuntersetzer, in dem sie es gefunden hatte, stellte einen Stapel weiterer Untersetzer darauf, warf das Hemd in die Truhe und zog die Pritsche unters Fenster, um die Sperrholzspäne zu verbergen.
    Dann eilte sie an die Tür und säuberte sich mit schmerzverkrampften Händen Gesicht und Kleider. Die Tür ging auf, und ein Mann mit der obligatorischen Strumpfmaske über dem Kopf kam in die Zelle, trat zur Seite und richtete seine Uzi auf sie. Zwei weitere Männer schoben eine Bahre mit einem Tropf in den Raum. Sarahs Herz begann heftig zu klopfen. Sie schaute, bang … und zugleich voller Hoffnung …
    Sie konnte ihre Erregung nur mit Mühe im Zaum halten, als einer der Männer der Gestalt auf der Bahre die Kapuze vom Kopf zog. Vor Freude machte ihr Herz einen Sprung, und sie stürzte auf ihn zu. Asher! Seine Augen

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