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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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den Palast.«
    Mit unheilvoller Miene grollte Gamhed der Silberne:
    »Wohin?«
    »Zum Fixpunkt des Lichtboten!«
    Aus diesem Grund strömten also die Bewohner der Stadt und die Gäste, die noch von den Tagen des Festes hier geblieben waren, in dieselbe Richtung. Die Aufregung, die in den Gassen Logghards herrschte, nahm zu, breitete sich aus, griff auf jedermann über. Luxon hatte die Vorahnung von furchtbaren Ereignissen.

6.
    Das wütende Hämmern der Pferdehufe sprengte die Menschengruppen auseinander. Luxon, der tief über dem Hals des Pferdes hing, drehte sich herum und schrie zu Gamhed hinüber:
    »Mit den Fremden werden wir Ärger haben. Sehr viel Ärger!«
    »Die Soldaten, von denen Necron schrieb, sie sind durch das Labyrinth gekrochen. Durch die Kavernen der unteren Stadt.«
    »Und sie sind bei Quaron, ihrem Befehlshaber. Verdammt soll er sein!« brüllte der Shallad. Hinter ihnen riefen die Hörner die Soldaten zusammen. Schreie und Befehle gellten über die Plätze.
    »Darum also die töten Soldaten!«
    »Zum Lichtvorhang! Er wird ihn nicht passieren lassen«, rief Luxon. Die Reiter und hinter ihnen Soldaten zu Fuß und zu Pferde drangen in den Bezirk des Fixpunkts ein. Auch hier rannten die Menschen durcheinander und versuchten, etwas zu erfahren und zu erkennen. Die Wächter des Grabmals drängten sich heran. Einer von ihnen, an der Schulter verwundet, rief klagend:
    »Er hat den Lichtvorhang durchschritten, so einfach wie du, Shallad.«
    »Das ist zumindest ein Beweis dafür, daß der Zaketer wenigstens nicht den Dunkelmächten angehört!« stöhnte Gamhed. »Wir müssen mit ihm sprechen.«
    Die Krieger keuchten ebenso wie die Pferde; die ansteigenden Rampen, Treppen und Gassen zwischen Palast und Lichtsäule erschöpften die Kräfte. Die Lichtsäule krönte noch immer, unverändert leuchtend, die zackigen Zinnen des obersten, höchsten Bauwerks der Stadt. Die Krieger kamen aus ihren Unterkünften unterhalb der Türme der Magier. Der Shallad lief den wohlbekannten Weg zum Lichtvorhang und mußte sich selbst vorwerfen, gegenüber dem Zaketer viel zu wenig mißtrauisch gewesen zu sein.
    Ein Wächter des Grabmals des Lichtboten stürzte auf Luxon zu.
    »Herr! Shallad Luxon! Der Fremde hat den Lichtvorhang zerstört!«
    Luxon packte den Mann am Arm und rannte mit ihm zusammen auf den Ort zu. Die Wahrheit traf ihn wie ein Schlag.
    Die gleißende Barriere – verschwunden!
    »Wie konnte das geschehen?« fragte Luxon und wischte den Schweiß aus seinem Gesicht. Der Wächter stammelte:
    »Kaum war er durch den Vorhang gegangen, drehte er sich um und streckte das Ding aus, das er Lichtstab nennt. Niemand konnte ihn festhalten. Es war, als würden wir gegen eine Wand rennen.«
    »Magie!« sagte Gamhed, kochend vor Zorn. »Er mußte erst hinein, dann vermochte er die Schranke zu zerstören. Und was geschieht jetzt?«
    Sie gingen weiter. Hinter ihnen sammelten sich die ersten Gruppen ihrer Soldaten. Und wieder erfaßte ein Schock die Menschen: überall erschienen schnell und lautlos die fremden Krieger. Sie mußten in den Schiffen gewesen sein, denn blitzartig erkannte der Shallad die Bilder von Necrons Augen. Hinter den Säulen schoben sie sich hervor, die seltsamen Schwerter in den Händen, sie kamen durch schmale Torbögen und tauchten aus dunklen Schächten auf.
    Verzerrt durch die Echos hörten die Loggharder eine hart dröhnende Stimme.
    » Ich klage Logghard und sein Volk an! Ihr habt das Erbe des Lichtboten entehrt! «
    Luxon winkte seinen Soldaten und befahl:
    »Stellt euch gegenüber den fremden Kriegern auf. Keinen Kampf, es sei denn, sie greifen uns an.«
    »Verstanden. Aber wir sind in der Übermacht, Shallad!«
    »Tut, was ich sage!«
    Die Krieger waren mit seltsamen Schwertern bewaffnet. Zwei Klingen, am Griff des Schwertes deutlich getrennt, liefen in eine lange, scharfe Spitze zusammen. Lanzen, Bögen und gefüllte Köcher waren zu sehen, runde Schilde, deren Metallflächen hochpoliert waren und glänzten. Auf den Brustpanzern trugen die Männer mit den bronzefarbenen, schmalen Gesichtern die Bildnisse des Lichtboten. Eine weitere merkwürdige Beobachtung – was hatte das zu bedeuten?
    »Das ist Quarons Stimme!« donnerte Gamhed. »Irgendwo dort draußen…«
    Immer mehr fremde Krieger erschienen wie die Ameisen aus den umliegenden Bauwerken, die meist unbewohnt waren. Luxon und Gamhed sahen den Fremden zwischen den Zinnen auf der Mauer stehen. Er streckte beide Arme weit aus, hielt den Lichtstab

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