Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nobelpreis

Der Nobelpreis

Titel: Der Nobelpreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
grübelte noch mal, schüttelte aber schließlich den Kopf. »Nein, sagt mir nichts.«
    »War nur so eine Frage.« Ich deutete auf das Telefon. »Das sollten wir noch ausprobieren. Ich weiß bloß nicht, wie. Mit den Mobiltelefonen anzurufen empfiehlt sich nicht, glaube ich.«
    Hans-Olof stierte den Apparat an. »Ach so. Ja.« Offenbar war er auch nicht ganz bei der Sache.
    »Ich melde mich nachher von einer Telefonzelle aus«, meinte ich schließlich. Ich erklärte ihm, was er tun musste, wenn das Telefon klingelte. Es ging alles auf Knopfdruck. »Danach rufe ich dich über das mobile an, ob es geklappt hat.«
    Hans-Olof nickte missmutig. Es schien ihm nicht recht zu sein, dass ich ihn aus der Sphäre wissenschaftlicher Arbeit in die bedrückende Realität zurückholte.
    »Was hast du jetzt vor?«, wollte er wissen.
    »Grundlagenforschung«, erwiderte ich. »Mir ist immer noch nicht klar, wozu Rütlipharm diesen Nobelpreis so dringend braucht. Was die schlaue Theorie von deinem Freund Bosse Nordin anbelangt, dass sie mit dem Nobelpreis eine Übernahme abwehren wollten: Blödsinn. Geschwätz von Amateurbörsianern. Dazu ist das viel zu langfristig angelegt. Wenn eine Übernahme droht, muss man innerhalb von Tagen, höchstens Wochen handeln, sonst ist alles vorbei. Außerdem steht Rütlipharm nach allen Zahlen, die ich bisher gesehen habe, blendend da. Nein, hinter dieser Sache muss etwas völlig anderes stecken, als wir vermuten.«
    Hans-Olof sah mich unsicher an. »Wenn du nach Basel fliegen willst, um dich in der Zentrale umzusehen … Ich gebe dir das Geld für den Flug.«
    Das war gar keine so dumme Idee. Eine Idee, auf die ich selber hätte kommen sollen. »Geld ist nicht das Problem«, sagte ich langsam. Basel. Dort war ich schon seit mindestens zwölf Jahren nicht mehr gewesen. »Du hast Recht. Vielleicht finde ich dort die Antworten.« Ein Umweg über die Schweiz, um ein Mädchen zu finden, das in Schweden verschwunden war? Gut möglich, dass es nur so ging.
    »Du musst nicht alles von deinem Geld bezahlen«, sagte Hans-Olof. Er bettelte beinahe. »Kristina ist schließlich meine Tochter.«
    Ich musterte ihn. »Ich komme vielleicht auf dein Angebot zurück.« Ich packte alles wieder in meinen großen, neutralen Karton. »Ich muss nur erst noch ein paar Dinge erledigen.«
    Zum Beispiel den Inhalt der Diskette entschlüsseln. Wie ich das ohne Dimitri schaffen sollte, war mir zwar nicht klar, aber er konnte ja nicht der einzige Hacker in Schweden sein.
    »Es ist nicht mehr viel Zeit.« Hans-Olofs Stimme bebte.
    »Nicht mal mehr eine Woche.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
     
    Es war kurz vor drei, als ich das Haus verließ. Der Himmel hing nachtschwer über mir, die Straßenbeleuchtung tauchte alles in blasses, gelbes Licht. Es hatte aufgehört zu schneien, aber ein scharfer, kalter Wind blies.
    Als Hans-Olof die Tür hinter mir schloss, hatte ich auf schwer zu beschreibende Weise das Gefühl, dass er froh war, mich los zu sein. So, als sei ich die Bedrohung, nicht Kristinas Entführer. Offenbar begann er ebenfalls den Blick für die Realität zu verlieren. Obwohl ich ihn nicht leiden konnte, würde ich auf ihn aufpassen müssen. Irgendwie. Sonst stand zu befürchten, dass Kristina, selbst wenn das Wunder geschah und ich sie fand und befreite, keinen Vater mehr haben würde, zu dem sie zurückkehren konnte.
    Ich war zum Sterben müde, als ich ins Auto einstieg.

KAPITEL 33
    Von der nächsten Telefonzelle aus rief ich Hans-Olof noch einmal an, um meine Installation zu testen.
    »Ja, hallo«, schauspielerte ich brummelnd für eventuelle Lauscher, »hier ist noch mal Johannson, der Heizungstechniker von eben. Ich habe was vergessen, vielleicht können Sie da mal nachschauen … Bei dem Gerät, das ich angebracht habe, müsste jetzt eine weiße und eine rote Taste gedrückt sein. Können Sie da einen Blick draufwerfen?« Das war eine Beschreibung des Tonbandgeräts. Dass Hans-Olof mitspielen würde, bezweifelte ich nicht mehr, aber war er intelligent genug, um zu kapieren, was ich meinte?
    Er war es. »Ja«, sagte er, ohne zu zögern. »Sind beide gedrückt.«
    »Da müsste jetzt ein grünes Lämpchen leuchten«, fuhr ich fort.
    »Tut es.«
    »Gut«, sagte ich. »Dann ist hoffentlich alles in Ordnung. Auf Wiederhören.«
    Ich hängte ein, zückte mein Mobiltelefon und rief an, um mir die Aufnahme unseres Gesprächs vorspielen zu lassen. Es hatte tatsächlich alles funktioniert. »Gib mir Bescheid, sobald sie wieder

Weitere Kostenlose Bücher