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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Gelegenheit wahr, die Beine zu strecken, und versuchten mit ein wenig Koffein die müden Gehirnzellen zu puschen. Bestimmte Gifte braucht der Körper in kleinen Dosen, um besser funktionieren zu können, hatte Mona Söder gesagt. Irene fragte sich kurz, ob sie eigentlich schon koffeinsüchtig war. Wenn, dann war es eine alte Sucht, da sie seit mehr als zehn Jahren mindestens zehn Tassen Kaffee am Tag brauchte. Mit leicht zitternder Hand kippte sie stehenden Fußes Tasse Nummer vier und fünf in sich hinein.
     
    Als Andersson aus der Toilette kam, stand Birgitta Moberg ein paar Meter entfernt auf dem Flur. Es war zu sehen, dass sie auf ihn gewartet hatte. Schnell ging sie auf ihn zu.
    »Kann ich kurz mit dir reden? Es dauert nicht lange.«
    Ihm krampfte sich der Magen zusammen. Würde sie wieder davon anfangen, dass Jonny sie sexuell belästigte? Widerwillig zeigte er auf sein Büro. Sie kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Was du am Freitag gesagt hast, dass ich das Wochenende lieber bei meiner Mutter bleiben solle, war gar nicht so dumm. Ich wollte das drinnen nicht erzählen, aber anscheinend war Bobo Torsson am Wochenende mehrmals bei mir und hat geklingelt.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Nein, das bin ich nicht! Und deshalb will ich das nicht groß und breit vor den anderen da drinnen ausbreiten. Du weißt, ich habe eine Einzimmerwohnung in Högsbo. Meine direkte Nachbarin auf dem Flur ist eine unheimlich nette alte Dame. Sie ist dreiundachtzig, aber klar im Kopf wie nur was. Es war spät, als ich gestern zurückgekommen bin, fast halb zwölf. Als ich den Schlüssel ins Schloss gesteckt habe, hat meine Nachbarin die Tür geöffnet. Sie hatte auf mich gewartet, weil sie sich Sorgen gemacht hat. Wir haben eine Gegensprechanlage. Wenn man keinen Schlüssel hat, muss man am Eingang klingeln und jemanden bitten, die Tür zu öffnen. Es passiert, dass Kinder Klingelstreiche machen und so, aber was am Samstag und Sonntag vorgefallen ist, das hat wohl das Übliche übertroffen. Jemand stand draußen und hat in rasender Wut auf alle Türklingeln gedrückt. Als meine Nachbarin den Hörer ihres Türtelefons abnahm, bekam sie einen ganzen Schwall an Flüchen und Beschimpfungen zu hören! Dabei hat sie mitgekriegt, wie die Stimme sagte, sie wolle sich ›dieses dreckige Luder, das sich Polizistin nennt‹ schnappen. Woraus sie logischerweise den Schluss gezogen hat, dass ich gemeint war, da ich die einzige Polizistin im Haus bin. Das ist gegen sieben Uhr am Samstagmorgen und gegen neun Uhr am Sonntagabend passiert.«
    »Hat jemand ›die Stimme‹ gesehen?«
    »Nein, das ist es ja. Er ist mit seinem Auto direkt bis vor die Tür gefahren. Über dem Eingang gibt es ein kleines Vordach, als Schutz gegen Regen und Schneerutsch. Wir wohnen im zweiten Stock. Deshalb hat meine Nachbarin nur kurz sehen können, wie ein Mann in seinen Wagen stieg und mit quietschenden Reifen davongefahren ist. Er war groß und schlank. Das Auto war groß und rot, da ist sie sich sicher.«
    »Und jetzt sollen wir überprüfen, ob Torsson ein rotes Auto hat?«
    »Ja.«
    »Und warum wolltest du das nicht drinnen im Konferenzraum erzählen?«
    Sie vermied es, ihm direkt in die Augen zu sehen, und ließ ihren Blick stattdessen im Zimmer schweifen, bevor sie antwortete.
    »Weil es jemanden in unserer Abteilung gibt, der groß und schlank ist und einen roten Volvo fährt.«
    Er wusste sofort, wen sie meinte, und wünschte sich, er könnte in ein herzliches, aber nachsichtiges Lachen ausbrechen und ihr beruhigend auf die Schulter klopfen. Aber das Lachen erstarb schon im Ansatz, denn er konnte nicht ausschließen, dass ihre Vermutung richtig war.
    »Jonny. Du meinst Jonny«, sagte er finster.
    »Ja.«
    Es entstand ein langes Schweigen. Endlich holte Birgitta tief Luft und sagte beim Ausatmen: »Deshalb bleibe ich noch bei meiner Mutter wohnen. Aber nur du darfst das wissen. Sonst niemand. Du hast die Adresse.«
    Sie drehte sich auf der Stelle um und ging schnell hinaus. Er nickte der bereits geschlossenen Tür zu.
    Die Brandtechniker und alle anderen Beamten waren schon an ihren Plätzen, als der Kommissar eintrat. Er kümmerte sich nicht um fragende Blicke, sondern gab Pelle nur ein Zeichen, anzufangen.
    Der begann damit, dass die Theorie von einer Bombe untermauert worden war. Danach hatte es sich um eine beträchtliche Ladung von Sprengstoff in einem Eisenrohr gehandelt, um einen Zündkopf, eine Pentyllunte und Benzinkanister, genau wie er es bereits anfangs

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