Der Novembermörder
zu kümmern, er sprach weiter, als ob nur die beiden Männer im Zimmer wären: »Sie hat dich scharf gemacht.«
»Ja, was denken Sie denn? Man ist doch auch nur ein Mann.«
»Und dann habt ihr beschlossen, zusammen zu bumsen?«
Robert wurde feuerrot, aber er zeigte eine satyrartige Miene, als er antwortete: »Das kann man wohl sagen! Wir haben uns in ihren neuen Wagen gesetzt und sind auf die Rückseite des Gebäudes gefahren. Da steht ein alter Ford Transit, den wir bis zum Frühling etwas aufpeppen wollen. Dann gehen solche Wagen weg wie warme Semmeln. Die Leute kaufen die als Urlaubsautos. Wir sind in den Transit rein. Sie hatte eine Decke und eine Reisetasche aus ihrem alten Wagen mitgenommen. Wir haben uns auf die Decke gelegt.«
»Du warst geil, das ist klar. Dann hat es wohl nicht besonders lange gedauert, bis ihr fertig wart?«
Zu Irenes Zufriedenheit verwischte das selbstzufriedene Grinsen in Roberts Gesicht ein wenig.
»Nun ja, ja, ja. Das durfte ja auch nicht so lange dauern. Sonst hätten die mich ja im Geschäft vermisst und so. Aber da hat sie gesagt, sie würde mich gern bald wieder sehen. Wenn ich wollte.«
»Und das wollten Sie natürlich.«
»Ja, logo! Das war ja so eine Geschichte, von der alle Männer träumen, sie sollte ihnen zumindest einmal im Leben zustoßen!«
»Wann haben Sie wieder von ihr gehört?«
»Mittwochabend. Am nächsten Tag also. Sie sagte, wir müssten eine Weile warten, bevor wir uns sehen könnten. Ihr Schwiegervater war ja ermordet worden und so. Sie hat mir auch gesagt, dass die Polizei mich bestimmt sprechen wollte. Und dass sie ihr gesagt hat, wie es war. Dass sie den Wagen abgeholt hat. Aber nicht das andere. Wir verabredeten, dass wir sagen würden, wir hätten uns den neuen Wagen besonders gründlich angeguckt. Und es gibt übrigens tatsächlich eine Menge tolle, neue Details bei dem Modell. Zum Beispiel das neue …«
»Aber das habt ihr nicht gemacht. Ich meine, ihr seid nicht die Details durchgegangen. Wie war das noch mit den Zeitangaben? Sie haben gesagt, ihr hättet die Nachrichten im Radio gehört und da hätte sie etwas gesagt wie ›O je, schon die Fünfuhrnachrichten! Da muss ich mich aber beeilen!‹ Und dann hat sie die Papiere für den neuen Wagen gekriegt und ist losgefahren.«
Sein ganzes junges Gesicht erstrahlte vor Offenheit: »Aber das stimmt alles wirklich! Als wir … als wir fertig waren … da hat sie die Kleidung angezogen, die sie in der Tasche dabei hatte. Und als sie sich dann ins Auto gesetzt hat, hat sie das Radio angestellt. Da haben wir die Nachrichten gehört. Und da hat sie das von den Fünfuhrnachrichten gesagt.«
Beide Polizeibeamten konnten sehen, dass er die Wahrheit sagte.
Sie standen auf, bedankten sich für die Getränke, und Tommy klopfte Robert leicht auf die Schulter, als er sagte: »Wahrscheinlich ist Ihnen selbst klar, dass sie Sie benutzt hat. Ehrlich gesagt: Es war einfach zu schön, um wahr zu sein, was?«
Robert ließ den Kopf hängen, nickte aber zustimmend.
»Wenn der Stoff nicht gewesen wäre, dann hätte ich wohl mitgemacht. Aber sie musste die ganze Zeit dieses Zeug schlucken. Als ich heute Nachmittag weggegangen bin, habe ich ihr das gesagt. Dass das gefährlich ist, meine ich. Ich mag das nicht. Sie wurde stinksauer und hat mir gesagt, ich könnte mich zum Teufel scheren. Da war ich fast erleichtert. Ehrlich!«
Zum Glück gehörte er zu den Menschen, die zögern, alles an Drogen auszuprobieren. Charlotte hatte ihn falsch eingeschätzt, während Irene Recht gehabt hatte. Schon bei ihrem ersten Telefongespräch hatte sie ihn gemocht. Er hatte ihren grauen Freitag gerettet. Den Freitag, den sie dann in Stockholm zugebracht hatte. Bei dem Gedanken beschloss sie, bei der nächsten Gelegenheit Mona Söder anzurufen.
Sie machten einen Umweg über Örgryte, aber das Haus sah vollkommen verlassen aus. Die Garagentür stand offen und als sie hineinschauten, stellten sie fest, dass die Garage leer war. Es stand kein gelber Golf drin. In einer Ecke hinter der Tür stießen sie auf zwei leere Plastikkanister mit der Aufschrift »Aqua dest«.
In der Abteilung herrschte immer noch fieberhaftes Treiben, obwohl es schon nach sechs war. Andersson war nicht in seinem Büro. Sie gingen zu Birgitta Moberg. Diese saß vor ihrem Computer, tief versunken in ihre Arbeit. Auf dem Schreibtisch lagen Stapel an Zetteln und Ordnern. Sie beschlossen, in die Pizzeria um die Ecke zu gehen.
Bevor sie losmarschierten, rief
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