Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
eiskalte Schlagsahne wurde dazu serviert und eine Tasse frisch gebrühter Kaffee. Sie saßen im Wohnzimmer und aßen Schokoladentorte und tranken Kaffee. Die Adventskerzen brannten, alle waren satt und zufrieden, und eine gemütliche Feiertagsstimmung erfüllte das Zimmer. Die Zwillinge berichteten ihrer Oma aufgeregt von den spannenden Geschehnissen am Tag zuvor bei McDonald’s. Irenes Mutter warf ihr einen scharfen Blick zu.
    »Ich habe heute Morgen von der Festnahme in der Zeitung gelesen. Das war ja ein richtiger gefährlicher Gangster! Also, Irene, war es wirklich nötig, die Mädchen in deine Banditenjagd mit reinzuziehen?«
    Bevor Irene den Mund zu ihrer Verteidigung öffnen konnte, klingelte das Telefon. Instinktiv schaute sie auf die Uhr. Fast halb sechs. Sie stand auf und nahm das Telefon im Hausflur ab.
    »Irene Huss.«
    »Hallo, Irene. Hier ist Birgitta. Ich rufe von meinem Handy aus an. Ich hänge hinter Lillis’ Auto. Dem weißen Mondeo. Wir sind auf der E6 Richtung Norden, gerade an Kärra vorbei. Er ist bei Charlottes und Henriks Haus in Örgryte vorbeigefahren und ungefähr eine Viertelstunde drin geblieben. Ich habe das Gefühl, dass wir auf dem Weg nach Marstrand sind.«
    Es knisterte und knackte in der Leitung, aber trotzdem war Birgitta gut zu verstehen. Irene versuchte ihr essensmüdes Gehirn anzutreiben und fragte: »Hast du noch andere erreicht?«
    »Ja und nein. Nur Fredrik. Er fährt im Präsidium vorbei und holt seine Pistole. Ich habe meine bei mir. Die anderen habe ich nicht erwischen können.«
    Fredrik wohnte nur ein paar Minuten vom Präsidium entfernt. Für ihn war es kein größerer Umweg. Aber Irene beschloss, keine Zeit zu verlieren. Am besten, sie fuhr gleich auf die große Ausfallstraße und nicht erst ins Zentrum. Zwei SIG-Sauer mussten reichen. Also sagte sie kurz: »Okay, ich komme.«
    Schnell legte sie auf. Ihr kam ein Gedanke. Sie ging die wenigen Schritte zur Garderobe und begann in ihren Jackentaschen zu suchen. In der Innentasche fand sie ihr kleines Notizbuch. Sie schlug die letzten Seiten auf, die überschrieben waren mit »R.v.K.« – Richard von Knecht. Der Mord an diesem Mann hatte das ganze Karussell zum Laufen gebracht. Irene schüttelte kurz den Kopf, während sie nach der Telefonnummer des Verwalters Lennart Svensson suchte. Dann fand sie sie. Zehnmal erklang das Freizeichen, ohne dass jemand abhob. Offensichtlich war niemand zu Hause.
    Sie ging zu ihrer Familie ins Wohnzimmer. In einem betont lockeren Ton sagte sie: »Ihr müsst mich entschuldigen, aber ich muss noch mal los. Es passiert da einiges im Fall von Knecht.«
    Krister verzog unbewusst den Mund und fragte: »Und dann musst du natürlich dabei sein? Obwohl du doch frei hast. Schaffen die eigentlich nichts ohne dich?«
    Auch ihre Mutter und die Zwillinge sahen enttäuscht aus. Irene spürte einen Stich des so häufig auftretenden schlechten Gewissens, streckte sich dann jedoch. Etwas entschiedener sagte sie: »Wir kommen der Auflösung näher. Glaube ich jedenfalls. Und Birgitta Moberg sitzt in der Patsche. Ich muss ihr helfen.Sie hat die anderen nicht erreicht. Also, tschüss dann und vielen Dank für das köstliche Essen.«
    Sie drehte sich auf den Hacken um und machte einen Blitzstart auf den Flur hinaus. Schon viel zu viel Zeit war vertan worden. Die Jacke und die derben Joggingschuhe schnappte sie sich im Vorbeilaufen, auf dem Weg zur Garage.
     
    Das Schild »Holta kyrkan« schoss vorbei und sie ging vom Gas. Jetzt ging es darum, die Abfahrt nicht zu verpassen. Da! Tjuvkil. Sie bog auf den Kiesweg ein. Hier gab es keine Straßenbeleuchtung. Die Dunkelheit war kompakt. Ein kleiner gelber Pfeil mit schwarzem Text. Kärringnäset. Dort musste sie einbiegen. Der Weg war schmal. Die Zweige von den Büschen und Bäumen am Straßengrabenrand schlugen gegen die Wagenseiten.
    Nur ein Glück, dass Birgitta so geistesgegenwärtig war, schnell die Rücklichter anzutippen, sonst wäre Irene ihr sicher hinten draufgekracht. Wie üblich fuhr sie ziemlich schnell. Birgitta hatten ihren dunkelblauen Volvo 740 mitten auf dem Weg geparkt. Es gab keine andere Möglichkeit, ihn abzustellen. Sie machte das Rücklicht wieder aus, sprang aus dem Wagen und lief zu Irene.
    »’n Abend. Schön, dass du kommst. Und da ist auch schon Fredrik«, fügte sie hinzu.
    Jetzt blinkte Irene mit den Rücklichtern. Das ankommende Auto bremste, und Fredrik war draußen, noch bevor der Motor verstummt war. Eifrig sagte er: »Es hat

Weitere Kostenlose Bücher