Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
darin zu blättern und las laut vor: »Sven Tosse, Zahnarzt. Er hat seine Praxis am Kapellplats.«
    »Dann kann ich mit ihm sprechen, wenn ich vom Sahlgrenska zurückkomme. Und von Frau Karlsson ist es auch nicht so weit bis zur Praxis«, überlegte Irene.
    Sie beschloss zu versuchen, den Zahnarzt Tosse noch vor ihrem Besuch im Sahlgrenska zu sprechen.
    »Die nächsten Namen sind Waldemar und Leila Reuter. Auf die wird Birgitta Moberg sowieso stoßen, denn die wohnen im Erdgeschoss in von Knechts Haus. Der hat wirklich seine alten Kumpel um sich versammelt, denn im ersten Stock wohnt das Paar Peder und Ulla Wahl. Aber die leben die meiste Zeit in Frankreich.«
    Der Kommissar machte eine Pause und blätterte weiter in seinem Block.
    »Gustav Ceder heißt einer, der anscheinend fast ganz aus dem Männerkreis verschwunden ist. Er wohnt schon seit vielen Jahren in England. Jonny, kannst du dich trotzdem mal über ihn erkundigen, damit uns nichts durch die Lappen geht. Als Letzten haben wir dann noch Ivan Viktors. Den übernehme ich selbst.«
    Irene warf ein: »Weißt du, dass Viktors in die leere Wohnung unter von Knechts ziehen soll? Und dass Waldemar Reuter im Erdgeschoss allein wohnt?«
    »Wer sagt das?«
    »Henrik von Knecht. Außerdem ist Henriks Frau Charlotte schwanger.«
    »Aha. Das müssen wir uns heute Nachmittag alles noch einmal genauer anschauen.«
    Andersson erhob sich als Zeichen, dass das Treffen hiermit beendet war. Irene warf einen Blick auf die Uhr und musste feststellen, dass keine Zeit mehr fürs Mittagessen blieb, wenn sie ihre Verabredung mit Eva Karlsson um zwei Uhr einhalten wollte.
     
    Sie fand einen freien Parkplatz direkt vor Frau Karlssons Haustür. Nur wenige Minuten zu spät drückte sie den Klingelknopf neben dem Namensschild »N. Karlsson«. Da es der einzige Karlsson war, den es hier gab, ließ sie es darauf ankommen. Und als sie eine zittrige Altfrauenstimme in der Gegensprechanlage hörte, wusste sie, dass sie hier richtig war. Das Türschloss summte. Sie schob die schwere alte Eichentür auf. Der Eingang war so dunkel, dass sie die Treppenbeleuchtung einschaltete. Fußboden und Treppe waren aus Stein, aber ohne Marmorschwäne. Das Treppenhaus schien neu renoviert zu sein, mit sanft gelben Wänden und einem grünen, schablonengemalten Rand auf halber Höhe. Einen kleinen Aufzug gab es auch. Der summte leise zum zweiten Stock hinauf.
    Eva Karlsson hatte ihre Tür einen Spalt weit geöffnet, riss sie aber ganz auf, als Irene aus dem Fahrstuhl trat, und rief freudig: »Willkommen, meine Liebe!«
    Irene hatte das diffuse Gefühl, zu einem Kaffeekränzchen eingeladen worden zu sein. Und dem war auch so. Zwar hatte sie gesehen, dass gleich neben der Haustür eine Konditorei war, aber in ihrer wildesten Phantasie hatte sie nicht erwartet, dass Eva Karlsson dort gleich das ganze Sortiment gekauft hatte. So schien es zumindest. Die Kuchenstücke lagen auf dünnen Tortenpapieren, diese wiederum auf einer Tortenplatte aus Kristall. Die goldumrandeten Kaffeetassen sahen zerbrechlich aus, sorgfältig gefaltete Servietten waren unter die Teller geschoben. An einem Ende des Säulentischs in der guten Stube stand sogar eine Garnitur in Silber, mit Zuckerschale und Sahnekännchen. Ein Sofa und zwei Sessel mit gelbem Seidenbezug, die schrecklich unbequem aussahen, waren um den Tisch gruppiert.
    Snobben lag auf einem der Sessel, und seinem Blick nach zu schließen dachte er gar nicht daran, ihn herzugeben.
    Mit einer zitternden Hand machte Eva Karlsson eine ausholende Geste ins Zimmer und sagte: »Wir sind vor neun Jahren hierher gezogen. Ich glaube, der Umzug hat meinem Mann die letzten Kräfte geraubt, denn fünf Monate später ist er gestorben. Neun Jahre … wie die Zeit doch vergeht!«
    Irene nahm ihre Chance wahr. Notlügen verursachten ihr nur selten ein schlechtes Gewissen.
    »Apropos Zeit, ich kann leider nur eine halbe Stunde bleiben. Ich habe um halb drei einen anderen Termin. Aber ganz hier in der Nähe.«
    Den letzten Satz hatte sie schnell hinzugefügt, als sie einen Zug der Enttäuschung über Eva Karlssons Gesicht huschen sah. Ohne dies ganz verbergen zu können, sagte die kleine dünne weißhaarige Dame: »Ja, aber dann setzen Sie sich doch und verschwenden keine kostbare Zeit! Der Kaffee ist schon fertig.«
    Sie verschwand in dem dunklen Flur, und Irene konnte ein leises Klappern aus der Küche hören. Anscheinend lag diese zum Hinterhof hin. Eva Karlsson kam mit dem Kaffee herein und

Weitere Kostenlose Bücher