Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Ansprüche nicht in der geplanten Art und Weise durchgesetzt würden. Ich rede auch von den Einbußen für die lyktische Wirtschaft, wenn der Ruf unserer militärischen Potenz, unserer Verlässlichkeit und unserer unbedingten ideologischen Flexibilität Schaden nähme. Unsere Nachbarländer könnten auf lange Sicht davon absehen …«
    »Ich verstehe dein Problem, General«, unterbrach Jorge und kraulte sich weltmännisch das Kinn. »Aber deine Jungs hier, verstehen sie die Situation auch?«
    »Ein Soldat muss nicht verstehen, Agent Jorge. Er muss kämpfen I« Ortlovs finstere Miene verriet, dass Letzteres gegenwärtig reines Wunschdenken, die von Hippolit erwähnten Unruhen und Desertionen längst bittere Realität waren.
    »Das klingt wie ein echt gutes Trollsprichwort!« Jorge wandte sich mit großen Augen zu Hippolit um. »Was meinst du, M.H. – ob ich auf meine alten Tage auch noch mal Soldat werden soll?«
    Hippolit zog es vor, nicht darauf zu antworten. Ihm schwirrte nach dem Genuss zweier winziger Schlucke Wein bereits beträchtlich der Kopf. Stumm verfluchte er seinen kindlichen Körper und dessen Limitationen. »Zum Grund unseres Hierseins, General: Wann begannen die Zwischenfälle?«
    »Vor etwas über einem Zenit: ein Ork, der zur Nachtwache am nördlichen Rand des Lagers eingeteilt war. Er verschwand spurlos. Wir fanden lediglich sein Schwert. Zerbrochen!«
    »Tja«, grunzte Jorge und schwenkte mit Kennermiene seinen Krug. »Sie schmieden sie einfach nicht mehr wie früher. Wir Trolle haben da ein Sprichwort, und es geht so: Es gibt keine Qualität mehr heutzutage.«
    General Ortlovs Haltung straffte sich. »Stelle fest: Lyktischer Stahl ist eine der widerstandsfähigsten Legierungen, die es in der Geschichte der lorgonischen Waffenkunst je gegeben hat! Was auch immer die Klinge des Soldaten zerstört hat, es handelte sich ganz gewiss um keine gewöhnliche Waffe.«
    »Selbstverständlich.« Hippolit machte eine beschwichtigende Geste mit der Hand. »Zurück zur Sache: Bei diesem einen Vermissten blieb es nicht. Es verschwanden weitere Orks, wenn ich richtig informiert bin?« Diese Kenntnis stammte, wie alles, was er bisher über den Fall wusste, aus den Wortwürfen, die ihm Mervynia, die Sekretärin des IAIT, während der Reise in regelmäßigen Abständen hatte zukommen lassen. »Wie viele wurden insgesamt entführt und in welchen zeitlichen Abständen?«
    »Zusammen mit dem ersten …« Der General dachte kurz nach. »Zehn Orks! Quasi jede Nacht verschwand einer, meistens solche, die zur Wache eingeteilt waren. Seltener welche, die keinen Dienst hatten, aus Zelten am Rand des Lagers.«
    »Sie wurden aus ihren Zelten entführt?«, wiederholte Hippolit. »Ohne dass einer ihrer Kameraden etwas bemerkte?« Er legte die Stirn in Falten. »Zu wie vielen sind die Männer untergebracht?«
    »Jeweils ein Dutzend teilen sich ein Zelt.«
    »Ein Dutzend?« Jorge, der seinen Krug geleert hatte und zielstrebig nach der Karaffe griff, schüttelte missbilligend den Kopf. »Das kannst du aber auch nur mit Orks machen, General. Wenn du zwölf Trolle mit gesunder Verdauung und ebenso gesunden Fäusten in eine von diesen mickrigen Lederhütten stecken würdest …«
    »Unsere Trollsoldaten sind in Vierer-, maximal Sechsergruppen in speziellen Großraumzelten untergebracht«, unterbrach ihn Ortlov gallig. »Die Männer bezeichnen diese Sonderanfertigungen gemeinhin als ›Koben‹.« Er grinste überheblich.
    »Koben.« Jorge goss gluckernd Wein ein. »Ein schönes Wort!«
    »Noch einmal, General: Niemand hat mitbekommen, wie die Orks aus ihren Zelten geholt wurden?«, schaltete sich Hippolit wieder ein.
    Ortlov schüttelte den Kopf. »Nein. Beim Morgenappell fehlten die betreffenden Soldaten plötzlich, das war alles. Keine Beschädigungen an den Zelten, keine Hinweise auf unbefugtes Eindringen während der Nacht.« Er starrte in sein Weinglas, ohne zu trinken. »Einer meiner Hauptleute äußerte die Vermutung, die Männer könnten sich des Nachts zum Wasserlassen hinausbegeben haben und dort angegriffen und verschleppt worden sein.«
    »Wenn man muss, dann muss man«, warf Jorge ein.
    »Konnte jemand von den verbliebenen Zeltinsassen diese These bestätigen?«, wollte Hippolit wissen.
    Der General schüttelte den Kopf. »Nein. Seit die Zwischenfälle begonnen haben, wird viel geredet im Lager – Vermutungen, Gerüchte, haltlose Behauptungen. Meine Hauptleute und ich bemühen uns, jedem noch so vagen Hinweis

Weitere Kostenlose Bücher