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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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somit aus.
    Als Nächstes ließ General Ortlov eine Matisraude bringen, einen jener plumpen, schwarz-braun gefiederten Laufvögel, von denen sich mehrere Hundert im Bestand der Armee befanden. Kaum hatte man Hippolit auf dessen Rücken gehoben, ergab sich eine neue Schwierigkeit: Zwar reagierte das Tier brav auf seine Befehle, aufgrund seines mangelnden Körpergewichts wippte die Räude auf ihren federnden, dreifach abgewinkelten Beinen beim Laufen jedoch so stark auf und nieder, dass Hippolit sich nur mit Mühe im Sattel halten konnte. Nach einer hektischen Runde um das Zelt der Heeresleitung war er nahe daran, sich zu übergeben, und musste von zwei hilfsbereiten Soldaten aus dem Sattel gezerrt werden.
    In Ermangelung weiterer Alternativen hatte man ihm zu guter Letzt einen Esel zur Verfügung gestellt.
    »Ich weiß nicht, was du hast, M.H.«, sagte Jorge, nachdem sie eine ganze Weile wortlos nebeneinander über den endlosen Karst geritten waren. Er bemühte sich mannhaft, Beherrschung zu wahren, dennoch entwich ihm beim Sprechen ungewollt ein leises Prusten. »Ein altes Trollsprichwort sagt: Ein Tier zum Reiten ist besser als kein Tier zum Reiten. Wir kommen voran, das ist die Hauptsache. Und sehen kann dich auf deinem langohrigen Kumpel hier draußen auch keiner.«
    Hippolit schwieg, starrte verbissen geradeaus und versuchte, das wütende Pochen an seiner Schläfe zu ignorieren. Er konnte sich das Bild, das sie abgaben, nur allzu lebhaft vorstellen: ein riesiger Troll in schwarzer Ledermontur auf einem ebenso riesigen schwarzen Ross, an seiner Seite ein schmächtiges blasses Bürschchen auf einem klapprigen Grautier, dessen Fell an die Farbe alten Schimmelkäses gemahnte. Sehnsüchtig wünschte er sich in die Katakomben von LeSuk zurück, wo er die beiden Zenite seines Urlaubs damit hatte zubringen wollen, die Nase in uralte Schriften zu stecken, längst vergessene thaumaturgische Geheimnisse auszugraben und sich von nichts und niemandem …
    »Sag mal, M.H.«, unterbrach Jorge seine Gedankengänge, diesmal mit deutlich ernsterer Stimme. »Wonach suchen wir eigentlich, sobald wir in der Grabstadt ankommen? Wenn ich meine berühmten Erwischer-Fähigkeiten gewinnbringend einsetzen soll, müsste ich das allmählich wissen, oder?«
    Hippolit wollte etwas erwidern, stellte aber fest, dass das nicht so einfach war. Die bisherigen Indizien reichten nicht ansatzweise für ein klares Täterprofil.
    »Ich hab mir letzte Nacht so meine Gedanken gemacht«, behauptete Jorge weiter. »Dabei ist eine interessante Theorie herausgekommen. Willst du sie mal hören, M.H.P«
    »Eine Theorie? Letzte Nacht?« Hippolit verzog das Gesicht. »Die kann eigentlich nur um das Zersägen großer Mengen von Holzstämmen kreisen. Aber von mir aus, lass hören!«
    Jorge starrte ihn einen Moment irritiert an, dann warf er sich in die Brust. »Wie ich dir berichtet habe, gibt es innerhalb von Ortlovs Truppe gewisse Spannungen. Zwischen den einzelnen Heeresteilen, genauer: zwischen Menschen und Orks.« Er hob den Kopf und stierte übertrieben nachdenklich zum graublauen Firmament hinauf. »Wäre es nicht denkbar … also, könnte unser Mörder nicht ein von Hass zerfressener Menschenkrieger sein, der es nicht erträgt, dass seine heroischen Tötungsinstinkte in einer Armee verbraten werden, in der niederer Orkschmutz geduldet wird? Einer wie dieser ekelhafte Kiemwhey, von dem ich dir …«
    »Nette Idee.« Hippolit versuchte, den Esel mit aufmunternden Hackenstößen zu einer etwas zügigeren Gangart zu bewegen. Vergeblich. »Aber gleich mehrere Gründe sprechen dagegen. Zum einen wäre da der Umstand, dass nicht nur Orks getötet wurden, sondern auch ein Mensch.«
    »Hmm. Kiemwhey könnte einkalkuliert haben, dass der Verdacht auf einen Orkhasser wie ihn fallen würde. Um dem vorzubeugen, erschlug er zusätzlich einen Angehörigen seiner eigenen Rasse.«
    Hippolit legte die Stirn in Falten. »Ich dachte, dieser Kiemwhey sei nicht übermäßig intelligent? Ein »selbstverliebter, dummer Arsch«, so lauteten deine Worte, wenn ich mich recht entsinne. Oder war das bloß wieder trollspezifische Übertreibung?«
    »öhh … nein, du hast völlig recht.« Jorge kratzte sich am Kopf. »Er ist ein selbstverliebter, dummer Arsch. Ihm würde so ein gewitzter Winkelzug, wie ihn mein Trollgehirn eben ausgebrütet hat, nie einfallen.« Er hob die Brauen. »Du erwähntest mehrere Gründe, M-H. Was spricht sonst noch gegen meine schöne Theorie?«
    »Nun, in

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