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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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erster Linie, dass unser Täter allem Anschein nach erheblich schneller und stärker ist als jeder Mensch. Ohne dass er zu diesem Zweck aktiv Thaumaturgie bemühen müsste!«
    »Wohl, wohl«, sagte Jorge gedehnt. »So einen Superkerl fände man unter den versoffenen Rassistenbrüdern vom Schlage Kiemwheys nicht ohne Weiteres, bei Batardos!«
    »Darüber hinaus legte die thaumaturgische Fährte, die ich mithilfe von Fraderuks Ritual sichtbar machen konnte, nahe, dass der Täter von außerhalb des Lagers kam, aus nördlicher Richtung, und anschließend mit seinem Opfer wieder dorthin zurückgekehrt ist.«
    »Er könnte doch auch einen Bogen geschlagen haben und auf einem Umweg ins Lager …« Jorge bemerkte, dass er sich auf einem toten Gleis befand, und verstummte. Um sich aufzumuntern, warf er einen neuerlichen Seitenblick zu seinem Vorgesetzten, der schief wie eine windgebeutelte Kornähre auf dem Rücken des räudigen Esels hing.
    »Es gibt da ein altes Trollsprichwort«, erklärte Jorge und schaute rasch wieder weg. »Es geht so: Dann sag du mir eben, wonach wir suchen, M.H.!«
    Statt einer Antwort griff Hippolit in sein Gewand und zog einen kleinen Gegenstand heraus, den er seinem Assistenten zuwarf. Mit einer für Trolle ungewöhnlichen Geschicklichkeit fing Jorge das Ding aus der Luft und hielt es sich dicht vors Gesicht.
    »Was soll das darstellen?«, fragte er, noch bevor seine Augen Gelegenheit hatten, das Objekt zu fokussieren.
    »Das habe ich aus dem Körper eines der ermordeten Orks geholt. Ich habe dir davon erzählt.«
    »Ach, das Krallending.« Jorge drehte die abgebrochene Klaue hin und her. »Sieht komisch aus, wenn du mich fragst. So gebogen … Längsrillen mit verkrustetem Blut drin, verteufelt spitz am Ende. Und am wichtigsten: nur ein Bruchstückl Die vollständige Kralle muss bedeutend länger gewesen sein, ungefähr …«
    »Meiner Analyse zufolge muss sie eine Länge von knapp einer Elle aufgewiesen haben«, warf Hippolit ein.
    »Alter Spalter!« Jorge warf die Kralle zurück, zielte allerdings so schlecht, dass Hippolit beim Versuch, sie zu fangen, beinahe aus dem Sattel stürzte.
    »Der Besitzer scheint sich eine ganze Weile nicht die Fingernägel geschnitten zu haben, bei Batardos!« Jorge runzelte die Stirn, auf der sich allmählich wieder borstige Haarstoppeln breitmachten, und dachte angestrengt nach. »Es gibt, wie du weißt, nur wenige Lebensformen, denen ich nicht schon eine reingesemmelt oder die ich nicht schon mal mit einem leckeren Sößchen verspeist hätte. Aber ein Biest mit solchen Griffeln war mit Sicherheit nicht darunter. Hast du eine Idee, um was es sich handeln könnte?«
    Hippolit zögerte lange mit einer Antwort. Als er sprach, war sein Gesicht verzerrt. »Ich gebe es ungern zu, aber … nun ja, wie du weißt, ich kenne mich in der sdoomischen Fauna leidlich aus …«
    Jorge winkte ab. »Ja, ja. Mit dem Unterschied, dass du deine Kenntnisse nicht in lebenslanger Feldforschung gewonnen hast wie ich, sondern allein durch das Studium öder Walzer aus staubigem Papier.« Er schnaubte durch die Nase. »Ein altes Trollsprichwort sagt: Bücher sind gut, solange genügend nackte Weiber und Vögelei darin vorkommen.« Er blinzelte vorsichtig zu seinem Vorgesetzten hinüber. »Ich nehme nicht an, dass du viele Bücher dieser Art gelesen hast?«
    »Trotz meiner fundamentalen Kenntnisse, das Tierreich und verschiedene rudimentär vernunftbegabte Kreaturen aus exotischen Landern betreffend«, überging Hippolit den Einwurf, »ist es mir nicht möglich zu beurteilen, von welchem Geschöpf das Klauenfragment stammt.«
    »Blaak! Das war ein Satz von der Sorte, wie ich sie eher ungern aus deinem Mund höre, M.H.!«
    »Ich habe das Bruchstück gestern Nacht rasch einigen Tests unterzogen. Die Ergebnisse haben die Sache jedoch nur weiter verkompliziert.« Hippolit verstaute das Beweisstück wieder in seiner Innentasche. »Wie die Signaturprüfungen an den Leichen der Orks sowie Fraderuks Ritual am Tatort des Überfalls blieben sie auf unerklärliche Weise indifferent.«
    »Ich fürchte, ich kann dir nicht folgen«, gab Jorge zu. Er hatte einige Steinwürfe entfernt einen grauen, krähenartigen Vogel erspäht, der an den Überresten eines weiteren grauen, krähenartigen Vogels herumpickte. Fasziniert starrte er zu den Tieren hinüber. »Was meinst du mit ›indifferent‹?«
    »Die Tests belegten erneut das latente Vorhandensein thaumaturgischer Energie, jedoch nicht ausgeprägt genug, um

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