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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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heftigen Bewegung riss er sich von ihr los, als hätte sie versucht, ihn zu brandmarken. Eben war er noch da, und gleich darauf stand er auf der anderen Seite des Raumes vor dem Fenster, und das Licht fiel auf seinen gesenkten Kopf.
    Â»Ich will nicht, dass ihr etwas passiert«, wiederholte sie leise. »Ich rede mit ihr. Ich spreche mit Merris. Ich will nur, dass der Markt sicher ist. Ich werde es niemand anderem sagen, wenn es nicht sein muss.«
    Sie wollte, dass Nick sie ansah, sie versuchte, ihn mit ihrer Stimme ebenso zu erreichen wie mit ihrer Hand.
    Ich kenne sie. Sie würde so etwas nicht tun. Nick vertraute Mae.
    Wenn er Mae vertraut hatte und jetzt verwundert und verletzt war, dann wäre das ein Trost für sie. Sie könnte sich besser fühlen und glauben, dass sie einander verstanden.
    Â»Lass mich eins klarstellen. Ich bin nicht auf deiner Seite. Wenn du es jemandem sagst«, drohte Nick völlig ruhig, ohne ein Anzeichen dafür, dass er überhaupt je etwas fühlte, »wenn sie sich gegen Mae wenden oder ihr etwas tun, dann bringe ich dich um.«
    Als Sin an diesem Tag nach Horsenden Hill zurückkam und Lydie von dem langen Weg von der U-Bahn-Station die Füße nachzog, war Merris immer noch nicht wieder da.
    Â»Hast du etwas von ihr gehört?«, fragte Trish.
    Â»Nein, aber sie kommt bestimmt morgen zurück«, sagte Sin, als sie Toby abholte, der zusammen mit den anderen Marktkindern in Trishs Zelt spielte, während sie Rezepte ausprobierte und ein Auge auf die Kinder hatte. Toby spielte mit den jüngeren Kindern von Elka, doch als Sin kam, streckte er bereitwillig die Arme nach ihr aus.
    Sie hob ihn hoch und atmete seinen Geruch nach Babyshampoo, Milch und Erde ein, offensichtlich hatte er Löcher gegraben. Schon sein Gewicht in ihren Armen war beruhigend und das konnte sie im Augenblick gut brauchen.
    Merris hatte ihr gesagt, sie sei nur übers Wochenende weg.
    Was, wenn es das gewesen war?, flüsterte eine kalte, entsetzliche Stimme in ihrem Kopf. Wenn Liannan ganz übernommen hatte und Merris weg war?
    Â»Man sucht nach dir«, sagte Trish.
    Sin dankte ihr und bekam insgeheim noch mehr Panik.
    Toby erzählte ihr etwas ins Ohr, eine lange, unsinnige Geschichte darüber, was er heute getan hatte, und zog mit seinen kleinen Fäusten gerade stark genug an ihren Haaren und Kleidern, dass es wehtat. Sins Gedanken waren wie dieser kindliche Monolog, endlos und beharrlich und völlig durcheinander.
    Was wollte man von ihr? Wie sollte sie den Markt führen? Würde sie Mae verdammen müssen, um sie daran zu hindern, die Kontrolle zu übernehmen? Und was würde Nick dann machen? Sie war nicht vorbereitet, dachte sie, während sie über das Gras auf ihren Wagen zuging, die Sonne unterging und kühle Abendluft über ihren Nacken strich. Die Zukunft schien ihr so düster wie ein drohender Absturz und sie fühlte sich jetzt schon schwindelig und außer Atem.
    Sin öffnete die Tür des Wohnwagens und hielt sie mit dem Ellbogen für Lydie auf.
    Am Tisch mit Sins Kristallkugel lehnte Mae. Erst war Sin nur erschrocken, dann begann sie sich zu ärgern. Mae sah ruhig und gelassen aus. Ihr pinkfarbenes Haar trug sie in einem glänzenden Bob, auf ihrem gebügelten blauen T-Shirt stand Wenn ich Doktor spiele, will ich gewinnen . Sin kam sich zerknittert und müde vor und ihr Handgelenk tat immer noch weh.
    Â»Mae«, begrüßte sie sie mit strahlendem Lächeln. »Normalerweise geht man zu Leuten nach Hause, wenn sie einen einladen. Und wenn sie auch da sind.«
    Â»Es tut mir leid«, antwortete Mae. »Phyllis hat gesagt, ich solle hier drin auf dich warten.«
    Sie sah ehrlich bekümmert aus, daher wollte Sin keine große Sache daraus machen. Sie hatte außerdem ganz andere Dinge mit Mae zu besprechen.
    Da war zunächst einmal der Markt.
    Als kleine Rache schob sie Toby in Maes Arme, was ihr zu ihrer Freude gleichermaßen gequälte Blicke von beiden einbrachte.
    Â»Schön, dass du hier bist«, sagte sie dann zu Mae, zog ihren Pullover aus und knöpfte die Bluse auf. »Ich wollte sowieso mit dir reden.«
    Â»Ja«, sagte Mae und schaukelte Toby ganz vorsichtig, als fürchte sie, sein Kopf könne abfallen. »Nick hat schon gesagt, dass du das wahrscheinlich vorhast.«
    Â»Hat er das?«, fragte Sin. »Tatsächlich?«
    Â»Hi!«, warf Lydie ein. Sie war auf ihr Bett

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