Der Pakt
keine Rolle. Sie musste die Anführerin sein.
»Wenn diese Sache den Markt in noch gröÃere Gefahr bringt, als er sowieso schon ist«, erklärte sie bestimmt, »dann solltest du wissen, dass ich jedem erzählen werde, dass du für den Zirkel des Aventurin arbeitest. Und wenn ich das tue, dann wird dich einer von uns umbringen lassen. Die Rattenfänger könnten dich in den Verkehr hinaustanzen lassen. Ich könnte dich auf dreiÃig Schritte mit einem Messer töten. Du wirst nichts tun können, um dich zu schützen.«
Mae sah zu Boden und holte tief Luft.
»Du musst wissen, dass ich das nicht nur für meine Mutter tue«, sagte sie. »Ich werde Celeste Drake töten und ich werde ihr die Kette abnehmen. Ich werde den Markt übernehmen. Und du kannst nichts dagegen tun.«
Sin lehnte sich an ihren winzigen Herd direkt gegenüber dem Tisch, an dem Mae stand. Zwischen ihnen war kaum ein halber Meter Platz. Doch als Mae ihr in die Augen sah, hatte Sin das Gefühl, sie stünden sich auf zehn Schritt Entfernung zu einem Duell gegenüber.
Es klopfte an die Wagentür.
»Cynthia?«, rief Alan. »Hier ist â¦Â«
»⦠der Einzige auf dem Markt, der mich Cynthia nennt!«, rief Sin. »Komm rein, Alan. Oh, ich bin zwar nur halb angezogen, aber das macht nichts.«
»Hm«, gab Alan zurück. »Ich bin schüchtern. Ich würde sicher rot werden und bei meinen roten Haaren ist das kein schöner Anblick.«
»Da Sin offensichtlich oben ohne ist, wird mit Sicherheit niemand dich ansehen«, erklärte Nick und machte die Tür auf, bevor sich Sin noch von dem Schreck erholt hatte, seine Stimme zu hören.
Als er den Wagen betrat, zog sich Lydie auf ihrem Bett bis zur Wand zurück. Nicks schwarze Augen nahmen die Bewegung wahr.
»Dir habe ich nicht erlaubt reinzukommen«, fuhr Sin ihn an und schob sich an ihm vorbei, um sich ein Hemd über den BH zu ziehen.
Alan schob Nick sanft zur Seite, als wäre er ein Kind und nicht ein Meter neunzig bewaffnete personifizierte schlechte Laune, ging zu Mae und streckte die Arme nach Toby aus.
Natürlich war es Alans erster Instinkt, zu helfen, und natürlich zeigte ihm Mae mit einem lieblichen dankbaren Lächeln ihre Grübchen. Sie neigte sich zu ihm, sodass sich ihre Körper fast berührten, und murmelte ihm leise etwas zu. Sin konzentrierte sich auf die einfache Aufgabe, das Hemd anzuziehen und zuzuknöpfen.
Wenn Nick wollte, dass Mae den Jahrmarkt der Kobolde leitete, wollte Alan das sicherlich auch.
Doch als sie wieder aufsah, stand Alan näher bei ihr als bei Mae. Ãberraschung und ein lächerlicher Anflug von Glück durchzuckten sie. Allerdings hatte er Toby im Arm und wollte ihr wahrscheinlich nur das Baby übergeben.
Doch das tat er nicht. Das Kind saà bequem in seiner Armbeuge, gluckste zufrieden und vergrub den Kopf an seinem Hals. Alan sah auf Sin herunter und neigte sich ein wenig vor.
»Du hast dir das Handgelenk verletzt?«, fragte er leise.
Sin betrachtete die Ãrmel ihrer Bluse, die ihre Handgelenke völlig verdeckten, und zog fragend die Augenbrauen hoch. »Du hast auf meine Handgelenke geachtet?«
Auf Alans Gesicht begann sich ein Lächeln breitzumachen. »Ich bin ein blitzschneller Beobachter. Mir fallen alle möglichen Dinge auf.«
Sin wollte schon antworten, als Alan sich von ihr weg an Nick wandte.
»Willst du da in der Tür stehen bleiben?«
Sein Bruder nickte zu Lydie hin, die mit angezogenen Knien auf ihrem Bett hockte. »Ja. Die Kleine hat Angst vor mir.«
Er sagte es so tonlos, als spräche er über ein Möbelstück und nicht über die Gefühle eines Menschen, sodass Sin ihn am liebsten geschlagen hätte. Lydie war vielleicht schüchtern, doch sie wollte nicht, dass das jemand merkte. Sie wollte eine kühne Abenteurerin sein, und Sin lieà nicht zu, dass ihr jemand diese Vorstellung nahm.
Aber das lieà Lydie selbst nicht zu, das hatte sie von Sin gelernt. Sie reckte das Kinn vor. »Ich habe vor gar nichts Angst.«
»Ja, wenn das so ist!« Nick zog die Wohnwagentür hinter sich zu.
Lydie nahm die Herausforderung an und kroch zum FuÃende des Bettes vor, von wo aus sie Nick ernst ansah. Nick starrte mit verschränkten Armen und abgrundtiefen Augen zurück.
Sin war angespannt. Sie spürte Alans Nähe, der das zufriedene Baby im Arm hielt. Sie
Weitere Kostenlose Bücher