Der Papstkäufer
gerissene Taktiker, sagte er also Maximilian unter vier Augen seine Unterstützung zu, wies aber gleichzeitig Zink an, in Rom alles zu tun, um dessen Pläne zu hintertreiben. So gerne Zink Vorsitzender der Apostolischen Kammer geworden wäre, dieser Plan war auch ihm zu riskant. Da konnte, falls es schiefging, alles verloren gehen, was er sich an Beziehungen und Kontakten in den letzten Jahren aufgebaut hatte.
Fugger und Zink gingen tief in Deckung in dieser Mission. Und hatten Glück. Denn Julius II. genas und wurde so munter wie eh und je.
»Das Fell des Bären verteilen, bevor er erlegt ist! Ich bin noch nicht tot, und schon wird um meine Nachfolge gestritten!«
Zu Recht grollte der Papst allen, die er der Teilnahme an diesem Komplott verdächtigte. Die kluge Zurückhaltung von Fugger, ganz besonders aber von Johannes Zink, zeigte Früchte. Mehrere Kardinäle wurden öffentlich getadelt, dem spanischen Königshaus schwor Papst Julius bittere Rache. Von da an war für eine Weile auch das Verhältnis zwischen Papst und Kaiser schlecht wie lange nicht mehr. Erst Sachzwänge, in diesem Fall eine Allianz gegen Frankreich und Venedig, brachten die beiden Regenten wieder zusammen. Maximilian sah seinen ehrgeizigen Fehler ein und näherte sich der päpstlichen Politik wieder an. Im Gegenzug ernannte Julius II. Matthäus Lang zum Kardinal.
Nur gegen das Augsburger Handelshaus war während der ganze Affäre kein Wort der Missbilligung aus Rom zu vernehmen gewesen. Zink durfte seine Geschäfte mit dem Vatikan unbehelligt fortsetzen, Papst Julius erweiterte sogar den Umfang, als eine Art Belohnung für den treuen Faktor, der ihn in dieser Situation nicht im Stich gelassen hatte.
Jakob Fugger waren die zahlreichen geschäftlichen Transaktionen Zinks mittlerweile mehr als suspekt. Aber was tun? Ohne Zink war er in Rom verloren.
»Seht, Zink, die Geschäfte laufen prächtig, Ihr werdet nicht jünger, ich denke, Ihr solltet einen Assistenten an die Seite gestellt bekommen.«
Zink wusste genau, dass Jakob ihn in erster Linie kontrollieren wollte.
»An wen hattet Ihr gedacht?«
»Den Engelhard Schauer aus Nürnberg.«
Zink hatte von diesem Mann gehört. Ein langjähriger Fugger-Mitarbeiter, loyal, aber nicht der hellste. Mal sehen, als wie hart sich diese Nuss erweisen würde. Zink stimmte zu. Schauer reiste im Spätsommer nach Rom. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete.
Es dauerte genau drei Monate, in denen Schauer auf Disziplin und Anstand achtete. Dann war auch er den Verlockungen Roms erlegen. Zuerst zahlte er noch hübsch Lehrgeld, in Gaststätten, wo man ihm für viel Geld verdorbenes Essen vorsetzte, Schlafmittel in den Wein mischte und ihn in der Nacht beraubte. Dann hatte er seine Lektion gelernt. Zuerst sorgte er dafür, dass ihn niemand mehr mit einem dieser frommen, naiven Rompilger verwechselte, derentwegen die Gauner aus ganz Italien zur Vollendung ihrer kriminellen Ausbildung nach Rom reisten. Er legte seinen bieder klingenden Namen ab und ließ sich ›Angelus Sauer‹ titulieren. Die hübschen puttana, die ständigen Verlockungen von Geld, Reichtum und Luxus ließen die Moral des biederen Nürnbergers in weiterer Folge komplett in sich zusammenfallen. Zink erwies sich als guter Lehrmeister. Es dauerte nicht lange, da zweigte auch Schauer mehr Geld in die eigenen Taschen ab als in die seines Arbeitgebers. Schauer fraß, soff, korrumpierte und hurte herum, als wäre das sein eigentlicher Lebensinhalt.
Unrühmlicher Höhepunkt Schauers in Diensten Fuggers war dann – Jahre später – sein Mitwirken bei der Plünderung Roms, die für ihn zur Kündigung Fuggers und für die Firma Fugger zum Ende der römischen Filiale führte. Dies geschah aber nach Zinks Tod.
19
Eines Abends gingen Zink und Schauer –, zu einer Zeit, als Schauer noch gewillt war, Recht und Anstand zu wahren, nach einer Geschäftsbesprechung im Vatikan durch eine dieser Gassen, in denen ein Gasthaus neben dem nächsten stand. Die Unterkunft und Verpflegung boten für die vielen Besucher, die zu jeder Jahreszeit nach Rom pilgerten. Es gab sie in allen Güteklassen, für den höheren Klerus und die Kardinäle bis zu jenen für die einfachen Mönche und Pilger.
Sie hatten auf dem Rückweg vom Vatikan einen ausgedehnten Spaziergang gemacht, waren seit dem Nachmittag über die Märkte geschlendert, weil sich dabei diskret und ohne Zuhörer über das eben abgeschlossene Geschäft reden ließ. Mit der Routine erfahrener
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