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Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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flog nach Miami und beschaffte mir einen Satz frischer Papiere, die mich als Doug Vitrano auswiesen. Ich hatte seine Sozialversicherungsnummer und andere wichtige Daten von ihm. Dieser Mann in Miami verfügt über einen Computer-Katalog mit einer Million Gesichtern, und man zeigt einfach auf dasjenige, was man haben will, und im Handumdrehen ist dieses Gesicht auf deinem Führerschein. Ich suchte mir ein Gesicht aus, das ungefähr in der Mitte zwischen meinem und dem von Vitrano lag. Von Miami aus flog ich nach Nassau, und dort wurde es heikel. Ich erschien in der Bank, der United Bank of Wales. Der Mann, mit dem Vitrano am häufigsten gesprochen hatte, hieß Graham Dunlap. Ich legte meine falschen Papiere vor, einschließlich einer gefälschten Partnerschafts-Vereinbarung, auf einem Firmenbogen natürlich, die mich anwies, das Geld sofort nach Eingang per telegraphischer Überweisung weiterzuleiten. Dunlap hatte Mr. Vitrano nicht erwartet und war ziemlich überrascht, sogar geschmeichelt, dass jemand von der Kanzlei für eine derartige Routineangelegenheit extra die weite Reise unternommen hatte. Er schenkte mir Kaffee ein und schickte eine Sekretärin nach Gebäck. Ich aß gerade einen Croissant in seinem Büro, als das Geld einging.«
    »Hat er zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, bei de Kanzlei rückzufragen?«
    »Nein. Glauben Sie mir, Karl, ich war darauf gefasst, die Flucht ergreifen zu müssen. Wenn Dunlap auch nur im geringsten misstrauisch geworden wäre, dann hätte ich ihn niedergeschlagen, wäre aus dem Gebäude gerannt, ins nächste Taxi gesprungen und zum Flughafen gerast. Ich hatte drei verschiedene Tickets für drei verschiedene Flüge.«
    »Wo wären Sie denn um alles in der Welt hingeflogen?«
    »Vergessen Sie nicht, ich war ja noch immer tot. Wahrscheinlich nach Brasilien. Ich hätte mir einen Job als Barmann gesucht und den Rest meiner Tage am Strand verbracht. Im nachhinein glaube ich, dass ich ohne das Geld vielleicht besser gefahren wäre. Sehen Sie, Karl, ich hatte es, und sie wollten es wiederhaben. Deshalb bin ich jetzt hier. Aber wie dem auch sei, Dunlap stellte die richtigen Fragen, und meine Antworten kamen wie aus der Pistole geschossen. Er bestätigte, dass das Geld eingegangen war, und ich veranlasste dessen sofortige Weiterleitung an eine Bank auf Malta.«
    »Die ganze Summe?«
    »Beinahe die ganze. Dunlap zögerte einen Moment, als ihm klar wurde, dass das Geld seine Bank wieder verlassen würde. Ich hatte Mühe, mich zu beherrschen. Er erwähnte etwas von einer Kommission für seine Dienste, und ich fragte ihn, was denn in einem derartigen Fall üblich wäre. Er verwandelte sich in einen schleimigen kleinen Kriecher und sagte, fünfzigtausend seien angemessen, und ich sagte okay. Fünfzigtausend blieben auf dem Konto und gingen später an Dunlap. Die Bank ist in der Innenstadt von Nassau …«
    »War in der Innenstadt von Nassau. Sechs Monate nach ihrem Coup ist sie zusammengebrochen.«
    »Ja, ich habe so etwas auch gehört. Pech. Als ich das Gebäude durch den Haupteingang verließ, hatte ich Mühe, nicht wie ein Verrückter durch den Verkehr zu rennen. Ich hätte am liebsten laut geschrien und wäre von einer Straße in die nächste geeilt, aber ich beherrschte mich dann doch. Ich sprang ins erste freie Taxi, behauptete, ich müsste schnellstens zum Flughafen, und es fuhr los. Die Maschine nach Atlanta sollte in einer Stunde starten und die nach Miami in anderthalb. Die nach La Guardia wurde gerade aufgerufen, also flog ich nach New York.«
    »Mit neunzig Millionen Dollar.«
    »Abzüglich der fünfzigtausend für unseren Freund Dunlap. Es war der längste Flug meines Lebens, Karl. Ich kippte drei Martinis und war trotzdem noch das reinste Nervenbündel. Ich machte die Augen zu und sah Zollbeamte mit Maschinengewehren vor mir, die am Ausgang auf mich warteten. Ich wusste einfach, dass Dunlap Verdacht geschöpft und sie mich irgendwie zum Flughafen und zu dieser Maschine verfolgt hatten. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so danach gesehnt, aus einem Flugzeug herauszukommen. Wir landeten, rollten zum Terminal, stiegen aus. Eine Kamera blitzte auf, als wir auf den Ausgang zugingen. Ich dachte nichts mehr. Das ist es! Sie haben mich! Es war ein Junge mit seiner Kodak. Ich rannte buchstäblich in die Herrentoilette, wo ich zwanzig Minuten vollkommen erschöpft sitzenblieb. Neben mir stand eine Reisetasche mit all meiner weltlichen Habe.«
    »Vergessen Sie nicht die neunzig

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