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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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mich im Kampf besiegt hat, und dies ist Bruder Laurentius, dem ein saftiger Braten mehr gilt, als Laudes und Komplet zusammen«, lachte Jodok, während er Laurentius nochmals fest an sich drückte.
    Trotz des fahlen Lichtes fanden sich die Hände der Männer zum Gruß, der die Situation beruhigte.
    »Kommt herein, meine Freunde. Ich muss nur noch die heruntergefallene Kerze finden, um sie wieder am Span entzünden zu können.«
    Während Bruder Laurentius zitternd einen Kerzendocht nach dem anderen zum Brennen brachte, unterhielt er sich angeregt mit Jodok, den er einmal als ›mein Mitbruder‹ bezeichnete, ein anderes Mal aber ›Nepomuk‹ nannte.
    Ulrich Dreyling von Wagrain war zwar über die schlagartige Namensänderung seines Begleiters verwirrt, bemerkte aber sofort die innige Vertrautheit der beiden, die über viele Jahre gewachsen sein musste. Er begann nicht nur zu ahnen, sondern wusste jetzt, in welchem Kloster Jodok der Hufschmied, alias Jodok der Sohn des Fürsten von Hohenzollern oder Nepomuk der Wasweißich aufgewachsen war.
    »Na warte … «, murmelte er schmunzelnd.
     
    Zwischenzeitlich hatte sie Bruder Laurentius in den Besucherraum geführt, wo er sofort die leicht glimmende Glut im Kamin neu entfachte und eine Kanne Wasser, Brot und den Rest der mittäglichen Gemüsesuppe auftischte, als etliche Fratres und zwei Novizen aus dem Kapitelsaal zurückkamen, um durch einen Verbindungsgang in die neben dem Empfangsgebäude gelegene Klosterkirche zu gelangen, wo sie gemeinsam das Nachtgebet sprechen wollten. Als sie die Festbeleuchtung im Bereich der Pforte, in der Eingangshalle und im zu den Repräsentationsräumen, zum Refektorium und zum Küchenbereich führenden Flur bemerkten, die mit Speck angereicherte Gemüsesuppe rochen und Stimmen hörten, wurden sie neugierig und gingen auf leisen Sohlen zum Besucherraum, aus dem die Stimmen kamen und von wo ebenfalls Licht durch die leicht geöffnete Tür in den Flur fiel.
    Bruder Bernardus war der Einzige, der den Mut hatte, die Tür vorsichtig so weit aufzudrücken, dass sein Kopf hindurchpasste. Nachdem er sein tonsiertes Haupt wieder zurückgezogen hatte und sich beide Hände vor den Mund hielt, um seine Freude zu unterdrücken, wagte sich einer nach dem anderen herein. Obwohl Bruder Nepomuk fast fünf Jahre weg gewesen war und jetzt mehr als schulterlanges Haar und zudem einen Bart trug, wurde er aufgrund seiner Statur sofort von seinen Mitbrüdern erkannt. Der listige Hüne saß zwar mit dem Rücken zur Tür, bemerkte aber sofort, dass etwas hinter ihm vorging. Hätte sich die gleiche Situation in einem fremden Wirtshaus abgespielt, wäre seine Doppelaxt längst durch die Luft geflogen und neben einem der Männer in der Wand stecken geblieben, während er seinen Säbel gezückt haben würde und für den Kampf bereit gewesen wäre. So aber sagte er nur: »Habt den Mut einzutreten, meine tapferen Mitbrüder im Herrn.«
    Wie eine Herde schnatternder Ganter traten die Mönche in den Raum und umarmten – einer nach dem anderen – ihren längst verloren geglaubten Mitbruder, der ihr ganzer Stolz zu sein schien. So eine freudige Begrüßungszeremonie hatte der Kastellan selten gesehen. »Ihr müsst hier in diesem Euch ach so fremden Kloster sehr beliebt sein, ehrwürdiger Bruder Hufschmied«, stellte er süffisant fest.
    »Ja! Bruder Nepomuk ist allerdings schon lange kein Hufschmied mehr – dies war er nur in jungen Jahren hier im Kloster. Dafür ist er aber fürwahr unser bestes Ross im Stall«, bestätigte der Pförtner die Vermutung des deutschen Gastes. Er ergänzte aber nach einer kurzen Pause: »Er hat immer schon den größten Mist gemacht.«
    Während sich die Mönche vor Lachen schüttelten, stellte sich der Kastellan offiziell vor und löste dadurch wieder Geschnatter bei den Mönchen aus. Als er nach seinem Sohn fragte, schauten ihn die Mönche erwartungsvoll an. »Ihr seid der Vater unseres jungen Doctors medicinale?«
    »Nein! Ich bin der Vater von Eginhard, dem Studiosus!«
    »Aber Eginhard ist der Doctor, den ich meine«, bekräftigte der Mönch seine Frage und setzte dabei eine wissende Miene auf.
    »Ich spreche von jenem Eginhard, der meinen Namen trägt und … «
    »… sich Dreyling von Wagrain aus der reichsgräflichen Herrschaft Staufen nennt«, unterbrach ein anderer Mönch.
    »Ja«, bestätigte der Kastellan merklich verunsichert, während ihm etwas zu schwanen begann.
    Da legte ihm Nepomuk eine Hand auf die Schulter und

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