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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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parallel dazu auch der anfängliche Lichtschimmer entfernte, war er erleichtert.
    Es war jetzt wieder stockdunkel … und bedrohlich still.
    Nachdem die Lodewig unerkannt gebliebenen Besucher die Brandruine verlassen hatten, kam es ihm vor, als säße er schon eine Ewigkeit in diesem Loch.
    Langsam hatten sich sein Atemrhythmus und sein Herzschlag normalisiert. Dafür wurden seine Schmerzen unerträglich und das anfängliche Frösteln ging in Frieren über. Die unangenehme Kälte und die Feuchtigkeit ließen ihn zittern. Durch die eingerollte Haltung wurden seine Glieder zunehmend starrer und unbeweglicher. Irgendwann reichte es ihm und er wollte unter allen Umständen nach Hause.
    Lodewig horchte mehrmals hintereinander so lange, wie er die Luft anhalten konnte, bevor er die Luke leicht anhob und vorsichtig eines der über ihm aufgehäuften Bretter beiseiteschob.
    Immer noch Nebel. Das ist gut, dachte er, in der Hoffnung, dadurch nicht gesehen zu werden.
    Während er seinen Kopf vorsichtig – einmal mehr nach allen Seiten blickend – herausstreckte, schob er leise weitere Holzteile weg. Brett für Brett. Dabei achtete er akribisch darauf, möglichst wenig Geräusche zu machen. Aber eines der Holzteile kippte und drückte ein anderes zur Seite, das herunterfiel und dabei Lärm verursachte.
    »Mist«, flüsterte Lodewig und schob seinen Körper so hastig ins Loch zurück, dass dabei der gesamte Bretterhaufen in sich zusammenstürzte und so viel Krach machte, dass man ihn wohl bis ins Schloss hoch hätte hören müssen. Jetzt blieb ihm schon wieder keine Wahl mehr. Wenn sein Verfolger noch in der Nähe sein sollte, hatte er den Lärm wahrgenommen und würde unverzüglich zurückkommen. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als schnellstens von hier zu verschwinden. Mühsam befreite er sich aus dem Holzverhau und zog sich hastig nach oben.
     
    Ehe er sich versah, wurde er am Schopf gepackt und die ihm bekannte Stimme rief in hämischem Ton: »Hab ich dich!« Obwohl ihm dabei die Haare büschelweise ausgerissen wurden und er dem Schmerz entfliehen wollte, konnte sich Lodewig nicht wirksam wehren, geschweige denn davonlaufen. Seine Glieder waren zu starr geworden, um noch ordentlich funktionieren zu können.
    Ruland Berging fackelte nicht lange, zog sein Opfer an den Haaren aus dem Bretterhaufen und verpasste ihm sofort mehrere gezielte Faustschläge ins Gesicht und in die Magengrube. Obwohl es Lodewig normalerweise nicht an Kraft mangelte, musste er jetzt feststellen, dass er aufgrund seines Zustandes nicht gewinnen konnte. Sein Gegner war einfach in besserer Verfassung, kräftiger … und zu allem entschlossen. Die beiden wälzten sich so lange im Dreck, bis Lodewig endgültig unterlag und nach einem weiteren Kinnhaken besinnungslos wurde.
    Endlich hatte der Totengräber die Möglichkeit, sein lange geplantes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Und dies gedachte er jetzt auch mit Freuden zu tun. Er saß, hastig nach Luft schnappend, auf Lodewig, als er neben sich einen Steinbrocken erblickte. Er packte ihn mit beiden Händen und hob ihn triumphierend, ja fast beschwörend, in die Höhe, um ihn auf sein wehrloses Opfer heruntersausen zu lassen.

Kapitel 44
     
    Längst war es stockdunkel und die Stimmung auf dem Tiefpunkt angelangt. Der Kastellan hatte die Suche nach seinem vermissten Sohn wohl oder übel einstellen müssen. »Wir machen morgen beim ersten Tageslicht weiter«, gebot er mit einem enttäuschten Blick zu Nepomuk und bedankte sich gleichzeitig beim Blaufärber, bevor er ihn schweren Herzens nach Hause entließ. Auf dem Weg zum Schloss trafen sie Rudolph und Ignaz, die durch stummes Achselzucken und Kopfschütteln bekundeten, ebenfalls erfolglos gewesen zu sein.
    »Gute Nacht. Seid bedankt«, murmelte ihr Dienstherr in seiner Enttäuschung knapp, nachdem sie im Schloss angekommen waren. Mehr sich selbst als seine Getreuen aufmunternd, klopfte er ihnen auf die Schultern und versprach den beiden für ihre Mithilfe je eine Kanne Wein.
    »Nein, Herr, nein! Ihr wisst, dass wir einem Tropfen guten Weines nicht abgeneigt sind. Wenn Ihr uns aber damit entlohnen wollt, dass wir Euch bei der Suche nach Lodewig geholfen haben, beleidigt Ihr uns. Es wird uns auch morgen Ehre und Verpflichtung zugleich sein, Seite an Seite mit Euch nach ihm zu suchen«, entgegnete Ignaz entschieden.
    Würde dies Rudolph gesagt haben, hätte der Kastellan schmunzeln müssen. So aber nickte er nur still.
     
    *
     
    Seit ungefähr der

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