Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

dazu, dass etwas abnimmt – in diesem Fall ist es der Schmerz. Es heilt die Wunde zwar nicht, aber vielleicht wird es auch das irgendwann können. Jedenfalls ist es eine ganz andere Art von Fabrial als die miteinander verbundenen Spannfedern. Würdest du die Pläne kennen, die wir für die Zukunft haben …«
    »Zum Beispiel?«, fragte Adolin.
    »Das wirst du beizeiten herausfinden«, sagte Navani. Sie lächelte geheimnisvoll und nahm das Fabrial von Adolins Hand.
    »Splitterklingen?« Adolin klang aufgeregt.
    »Nein«, antwortete Navani. »Die Art und Funktionsweise von Splitterklingen und Splitterpanzern ist vollkommen anders als alles, was wir bisher herausgefunden haben. Die Schilde von Jah Keved kommen ihnen bisher noch am nächsten, aber soweit ich weiß, benutzt man dort ein ganz anderes Prinzip als das der gewöhnlichen Splitterpanzer. Die Alten müssen wunderbare Kenntnisse besessen haben.«

    »Nein«, sagte Dalinar. »Ich habe sie gesehen, Navani. Sie sind … na ja, sie haben vor sehr langer Zeit gelebt. Ihre Technologie ist primitiv.«
    »Und was ist mit den Dämmerungsstädten?«, fragte Navani skeptisch. »Und mit den Fabrialen?«
    Dalinar schüttelte den Kopf. »Ich habe beides bisher nicht gesehen. In den Visionen treten zwar Splitterträger auf, wirken aber irgendwie fehl am Platz. Vielleicht wurden sie tatsächlich von den Herolden ausgegeben, so wie es die Legenden behaupten.«
    »Vielleicht«, sagte Navani. »Warum nicht …«
    Sie verschwand.
    Dalinar blinzelte. Er hatte den Großsturm nicht herannahen gehört.
    Nun befand er sich in einem großen, offenen Raum mit Säulen, die an den Wänden entlangliefen. Diese gewaltigen Säulen schienen aus weichem Sandstein gemeißelt zu sein und waren grobkörnig und überhaupt nicht geschmückt. Die Decke spannte sich hoch oben und war in geometrischen Mustern aus dem Fels geschnitten, die vage vertraut auf ihn wirkten. Es waren Kreise, die durch Linien verbunden waren, die sich von einem Mittelpunkt nach außen fortsetzten …
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, alter Freund«, sagte eine Stimme neben ihm. Dalinar drehte sich um und sah einen jugendlich wirkenden Mann in herrschaftlichen weißen und goldenen Roben, der die Hände, die von weiten Ärmeln verborgen wurden, vor dem Bauch gefaltet hatte. Er hatte das dunkle Haar zu einem Zopf geflochten und trug einen kurzen Bart, der spitz auslief. Goldfäden waren in sein Haar gewoben und trafen sich auf der Stirn, wo sie ein goldenes Symbol bildeten.
    Es war das Symbol der Strahlenden Ritter.
    »Sie sagen, dass es jedes Mal dasselbe sei«, erklärte der Mann. »Wir sind nie auf die Wüstwerdungen vorbereitet. Wir sollten eigentlich immer besser darin werden, ihnen zu widerstehen,
aber stattdessen kommen wir der Vernichtung jedes Mal einen Schritt näher.« Er wandte sich zu Dalinar um, als erwarte er eine Antwort.
    Dalinar senkte den Blick. Auch er trug eine reich verzierte Robe, die allerdings nicht ganz so herrschaftlich wie die des anderen Mannes wirkte. Wo war er? Und in welcher Zeit? Er musste Hinweise für Navani finden, damit sie diese aufzeichnen und Jasnah übermitteln konnte, die diese Träume dadurch als wahr oder unwahr entlarven konnte.
    »Ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll«, antwortete Dalinar. Wenn er Kenntnisse erlangen wollte, musste er natürlicher und ungezwungener handeln als in den vorangegangenen Visionen.
    Der herrschaftlich wirkende Mann seufzte. »Ich hatte gehofft, du würdest deine Weisheit mit mir teilen, Karm.« Sie gingen auf die Seite des Raumes zu und näherten sich einer Stelle, wo sich die Wand zu einem weiten Balkon mit einem Steingeländer öffnete. Er schaute hinaus auf den Abendhimmel. Die untergehende Sonne fleckte die Luft mit einem schmutzigen, glutvollen Rot.
    »Unsere eigene Natur vernichtet uns«, sagte der Mann mit sanfter Stimme, machte aber ein wütendes Gesicht dabei. »Alakavisch war ein Wogenbinder. Er hätte es besser wissen müssen. Dennoch gab ihm das Nahel-Band keine größere Weisheit, als sie ein gewöhnlicher Mensch besitzt. Leider sind nicht alle Sprengsel so scharfsichtig wie die Ehrensprengsel.«
    »Dem stimme ich zu«, sagte Dalinar.
    Der andere Mann wirkte erleichtert. »Ich hatte schon befürchtet, du würdest meine Behauptungen als zu vorlaut empfinden. Deine eigenen Wogenbinder waren … nein, wir sollten jetzt nicht zurückblicken.«
    Was ist ein Wogenbinder? Dalinar hätte diese Frage am liebsten herausgebrüllt, aber das