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Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)

Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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hatte, und schlüpfte aus ihrer Hängematte. Sie fühlte sich wie gerädert. Schlaftrunken schleppte sie sich an Deck, wo Simon Hill die Mannschaft schikanierte. Mit brachialer Gewalt zerquetschte er einem Deck schrubbenden Matrosen die Hand mit seinem Stiefel, bis der Junge vor Schmerz laut schrie.
    „Na los, na los! Hier ist noch Dreck!“
    „Was für ein Ekel“, zischte Emilia in Wyatts Richtung. Wer Hill nicht passte, der hatte an Bord zu leiden. Es hieß, dass die Peitsche locker bei ihm saß. Jeder noch so kleine Anlass genügte ihm, um sadistische Spielchen mit seinen Untergebenen zu treiben. In diesem Moment sah Hill zu ihr herüber. Sein Blick war derart kalt, dass er ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
    „Der hat dich gehört“, flüsterte Wyatt nervös und schob sich eilig an Emilia vorbei, um den Eimer ins Meer zu entleeren und ihn anschließend zurück unter Deck zu bringen.
    „Guten Morgen, Bürschchen. Seitdem du dich nicht mehr ständig übergibst, nimmst du den Mund ziemlich voll.“
    Drohend stemmte er die Hände in die Seiten und plusterte sich wie ein Gockel auf. Dabei hatte er das eigentlich nicht nötig, denn er war anderthalb Köpfe größer als Emilia. Diese wollte sich dennoch nicht einschüchtern lassen und sah stolz zu ihm auf.
    „Ich weiß nicht, worauf Ihr anspielt, Mister Hill.“
    Er trat so nah an sie heran, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Seine Nüstern blähten sich wild auf und verrieten, wie ungehalten er war.
    „So? Das weißt du nicht? Vielleicht kann ich deine Erinnerung auffrischen. Siehst du dort oben das Krähennest?“
    Mit dem Finger deutete er zum Großmast.
    „Ja, ich sehe es.“
    „Worauf wartest du dann noch, Colby? Hopp, Hopp, schwing deinen Arsch hinauf – oder muss ich dir Beine machen?“
    „Was? Aber … wieso?“
    Er packte sie am Kragen und rüttelte sie heftig. „Das war ein Befehl!“, brüllte er ihr so laut ins Ohr, dass sie glaubte, einen Hörschaden davonzutragen. „Rauf mit dir, oder ich knüpfe dich an der Rah auf und lass dich bei Sturm und Regen drei Tage hängen. Und komm mir nicht vor Abenddämmerung wieder herunter! Nutz die Zeit, um über dein Verhalten nachzudenken, Junge. Und danke dem lieben Gott, dass ich heute in gnädiger Stimmung bin.“
    Ängstlich kletterte Emilia die Want hinauf. Mit den Händen zog sie sich an den Querseilen hoch, während ihre Füße Halt auf den dicken Tauen suchten. Der Wind blies heftig an diesem Tag, die Seile schwankten arg, was Emilia nur noch mehr antrieb, so schnell wie möglich nach oben zu kommen. Sie erlaubte sich keinen Blick in die Tiefe – aus Angst davor, einen Schwindelanfall zu erleiden und abzustürzen. Es fehlte nicht mehr viel, und sie hatte die Spitze der Want erreicht. In diesem Augenblick trat ihr Fuß ins Leere, und ihr Bein rutschte in einem Zug durch die Masche. Vor Schreck stieß sie einen gellenden Schrei aus, doch biss sich sogleich auf die Lippen, um ihn zu unterdrücken. Hilflos hing sie in den Seilen. Von unten hörte sie Hills gehässiges Lachen. Sicherlich hoffte er darauf, dass sie herunterfiel und vor seinen Füßen zerschellte. Mit aller Kraft und wilder Entschlossenheit zog sie sich aus der Lücke. Endlich fand ihr Fuß ein Querseil, auf das sie treten konnte. Erleichtert über den neugewonnenen Halt hielt sie einen Moment inne, um sich zu sammeln. Nachdem sie einige Male tief durchgeatmet hatte, kämpfte sie sich verbissen nach oben, bis ihre Finger den Rand des Krähennests umklammerten.
    Der Matrose Smith packte Emilia an den Schultern und zog sie zu sich herauf. „Alles klar, du bist jetzt in Sicherheit“, redete er beruhigend auf sie ein. Doch Emilias Herz raste noch immer ohne Unterlass. Um ein Haar wäre sie in die Tiefe gestürzt. Den Schock musste sie erst einmal verarbeiten.
    „Bist du in Ordnung?“, fragte Smith, der um die 30 Lenze zählen musste. Er war klein und hager, geradezu dürr. Sein Haar schimmerte in einem warmen Goldton.
    „Ich … ich habe Höhenangst“, brachte sie zitternd hervor.
    „Hey, du gewöhnst dich an die Höhe. Als ich das erste Mal den Ausguck übernahm, war mir auch mulmig. Mit der Zeit gibt sich das.“
    Seufzend schloss sie die Augen. Der Schreck saß ihr noch immer tief in den Knochen. Nicht auszudenken, wenn sie aus dieser Höhe auf das Deck aufgeschlagen oder schlimmer noch, ins Meerwasser gestürzt wäre. Sie wäre Fischfutter gewesen! So viel stand fest.
    „Du musst lernen, deine Angst zu

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