Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
überwinden. Glaube mir, wenn Hill mitbekommt, dass du schwächelst, schickt er dich von jetzt ab jeden Tag hier herauf.“
Er packte sie am Arm, zog sie auf die wackeligen Beine und drückte sie an den Rand des Krähennests.
„Schau doch einmal hinunter. Du wirst sehen, es ist alles nur halb so schlimm.“
Emilias Blick glitt über das Schiff hinweg – das ihr von hier oben geradezu winzig erschien – auf das weite Meer hinaus. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie Delphine entdeckte, die in einiger Entfernung auf den Wellen ritten und wild durcheinanderschnatterten, das fast wie ein Lachen klang.
„Hast du etwa noch nie Delphine gesehen?“, fragte Smith überrascht.
„Noch nie“, gab sie zu.
„In den wärmeren Gewässern trifft man öfter auf diese lustigen Gesellen.“ Seine Stimme klang samtig und seine Betonung verwirrte sie. Emilia drehte den Kopf zur Seite, um zu sehen, ob er vielleicht irgendetwas geraucht hatte und bemerkte, dass er sie unaufhörlich anstarrte. Begierde. Diese Art von Blick kannte sie nur zu gut. Zu viele Männer hatten sie derart angesehen, als dass sie nicht gewusst hätte, was er bedeutete. Aber wie war Smith dahintergekommen, dass sie in Wirklichkeit eine Frau war? Hatte er die winzigen Hügel bemerkt, die sich unter ihrem weiten Hemd erhoben? Und was hatte er jetzt vor? Würde er sie verraten? Oder würde er einen Preis für sein Schweigen fordern?
„Warum seht Ihr mich so an?“, fragte sie unsicher.
Ihre Frage schien ihn aus der Fassung zu bringen. Er trat einen Schritt zurück und schaute bestürzt zu Boden. Seine Hose wölbte sich verdächtig.
„Verzeih mir, Emil. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“
Emilia war verwirrter denn je. Wenn Smith wusste, dass sie eine Frau war, wieso nannte er sie immer noch Emil?
„Schon gut“, sagte sie leise und hoffte, dass die Zeit im Krähennest möglichst schnell vorbeiging.
Auch in den nächsten Tagen verhielt sich Smith ihr gegenüber äußerst sonderbar. Er ging ihr aus dem Weg, doch wann immer er sich unbeobachtet glaubte, spürte Emilia seine sehnsüchtigen Blicke. Gott sei Dank schickte Hill sie kein weiteres Mal auf den Großmast, und so hatte sie nur selten mit Smith zu tun.
Nach einer stürmischen Nacht wurde die Seaflower nahe an die afrikanische Küste getrieben, an der der Anker ausgeworfen wurde. Hier kam es zur ersten harten Bestrafung an Bord. Der breitschultrige Seebär Raymond torkelte sturzbetrunken auf das Deck und beschimpfte Hill als Sklaventreiber. Offenbar hatte er den Bottlereimeister niedergeschlagen und sich an den Rumvorräten bedient. Zu allem Überfluss wurde die Mannschaft auch noch Zeuge der Beleidigung, was für Hill eine besondere Demütigung darstellte. Wyatt und Emilia waren gerade dabei die Segel zu flicken, die dem Sturm nicht standgehalten hatten, als Hill seinen Kontrahenten mit der Peitsche bedrohte, die er immer an seinem Gürtel bei sich trug.
„Du nennst mich einen Sklaventreiber? Pah – dir werde ich zeigen, was ein Sklaventreiber ist!“
„Wage es … nur ein Mal … nur ein Mal … mich zu schlagen, und ich schwöre dir, ich … ich schlitze dir … die Kehle auf, Hill!“
„Das will ich sehen, Raymond. Du kannst dich doch nicht einmal richtig auf den Beinen halten, so besoffen wie du bist. Du stinkst aus deinem Maul!“
„Was ist hier los?“, erklang eine donnernde Stimme von achtern. Ein Offizier steuerte auf die Situation zu und schaute wütend zwischen dem Betrunkenen und Simon Hill hin und her.
„Mister Harker“, sagte Hill ehrfürchtig und neigte leicht sein Haupt.
„Gibt es Schwierigkeiten?“, fragte der Mann in der Uniform, aber Hill schüttelte schnell den Kopf.
„Ich habe soweit alles unter Kontrolle.“
„Das will ich hoffen, sorgt für Ruhe.“
„Natürlich, Mister Harker, natürlich.“
Als der Offizier unter Deck verschwunden war, stieß Raymond ein schrilles Lachen aus. „Du bist ein Arschkriecher, Hill.“
Langsam drehte sich Hill zu ihm um, die Finger fest um den Griff der Peitsche geschlossen.
„Wer sich hier volllaufen lässt, der bekommt meine neunschwänzige Katze zu spüren.“
„Hill macht Hackfleisch aus ihm“, flüsterte Wyatt in Emilias Ohr, die sprachlos und möglichst unauffällig das Szenario verfolgte. Sie spürte, wie sich das Blut in ihrer Scham sammelte. Hill riss Raymond das Hemd vom Leib, und eine muskulöse Männerbrust kam zum Vorschein. Der Anblick
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