Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
unerreichbar. Roberto hätte schreien können vor Freude. Natürlich würde er die zwei Zimmer kaufen! Auch wenn es vollkommen unsinnig war, denn er selbst würde ebenfalls keinen Zugang zu den Zimmern haben, außer er kletterte von außen über eine Leiter durch eines der Fenster. Aber er war entschlossen, in diesem Fall jegliche Vernunft zu ignorieren, Hauptsache, er hatte etwas in der Hand, um Gruber sein Leben in Rombolina schwerzumachen.
Roberto hörte, wie die Eingangstür auf der von ihm aus nicht einsehbaren Rückseite von Grubers Haus geöffnet wurde. Fröhliche Stimmen ertönten, die Tür schlug wieder zu, und dann kam sein cugino Osvaldo den Weg heruntergetappt, mit unsicheren Schritten und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
«Wo kommst du denn her?», grummelte Roberto.
«Lustiger Typ, der.» Osvaldo deutete hinter sich.
«Was hast du mit dem Deutschen zu schaffen?»
«Hab ihm eine Ape besorgt und repariert. 74er Baujahr.»
«Und, funktioniert sie noch?»
Für einen Moment verschwand Osvaldos Grinsen. «Der respektiert meine Arbeit. Nicht wie du.»
«Schon vergessen, camoscino ? Als du das letzte Mal Hand an meinen Cinquecento gelegt hast, ist der in Flammen aufgegangen.»
Osvaldo winkte ab, das Grinsen kehrte zurück. Am liebsten hätte Roberto seinen cugino ein wenig zurechtgestutzt, andererseits knurrte sein Magen. Nach dem Essen war ja auch noch Zeit. «Was hat Ivana heute gekocht?»
Osvaldo erstarrte für einen Moment. «Du meinst essen?»
« Dio santo , hat dir der Deutsche das Hirn vernebelt?»
«Du kannst nicht mitkommen.»
«Was soll das heißen? Wir sind Verwandte. Wir sind Nachbarn.»
Osvaldo wurde ein wenig nervös. «Ivana hat was vorbereitet.»
«Das will ich doch hoffen.»
«Wir hatten Streit. Hab sie ein wenig in ihrem Saft schmoren lassen.»
«Du meinst, sie hat dich rausgeworfen.»
Osvaldo deutete hoch auf Grubers Haus. «Sie hat mich angerufen. Versöhnung.» Er grinste schief.
Endlich kapierte Roberto. «Du meinst, sie zwängt ihren Körper in Kleidung, die nichts bedeckt, und steht schon hinter der Tür bereit?» Ivana wog 115 Kilo. Am Morgen. Bis zum Abend kamen da locker noch drei Kilo Biomasse hinzu.
«So was, ja.»
Roberto stöhnte auf. «Ich frage mich, wann du endlich kapierst, dass eure Ehe nur auf sexueller Abhängigkeit beruht.»
Osvaldo sah ihn verständnislos an: Ja, was denn sonst? Roberto winkte ab, dann musste er eben doch selber kochen. Oder es bei Brot, ein wenig Wurst und formaggio di fossa belassen. So oder so: Eine Flasche von seinem Roten war heute Abend fällig.
Osvaldo zauberte irgendwoher einen Zahnstocher und bearbeitete seine Zahnzwischenräume. «Und, wer hat Ruggero –?» Er zog einen Zeigefinger über die Kehle. «Der bekloppte Spartaco?»
«Was weißt du darüber?»
Osvaldo deutete hinter sich. «Thilo.»
Thilo! Nicht der Deutsche, nicht der verdammte Immobilienfresser, nicht der Dorfvernichter, nein, sondern Thilo . So vertraut waren die beiden also. «Woher soll der was wissen?»
Osvaldo zuckte mit den Schultern. «Eins ist sicher: Spartaco und Ruggero hatten Ärger. Dicken.»
«Weswegen?»
«Ruggero hat einen alten Lancia. Ich hab ihn repariert. Aber so!» Er küsste die Fingerspitzen seiner Rechten.
«Und deswegen hatten sie Ärger?»
Osvaldo schwieg und bohrte weiter nach Essensresten.
«Porca!» Osvaldos sprunghafte Gedanken waren manchmal unerträglich. «Was hat dir der Deutsche erzählt? Und was war das für ein Ärger?»
Osvaldo überlegte. Zwei Fragen auf einmal war eine zu viel. «Die Straße an Spartacos Albergo. So was von staubig. Die Gäste ärgern sich. Und Spartaco? Kann nicht so hohe Preise verlangen wie Ruggero.»
«Ja, und? Für die Straße kann Ruggero doch nichts.»
«Doch. Spartaco will das Ding tiefer legen. Die Straße. Mehr unten rum. Seit ewig. Geht aber nicht. Eh, und warum?»
«Was weiß ich!»
Osvaldo pökelte ein Bröckchen heraus und betrachtete es genauer. «Seit Thilo hier ist, haben wir richtig Licht.»
« Porca zozza! Osvaldo!»
Osvaldo steckte das Bröckchen wieder in den Mund und kaute darauf herum. «Vom Bresaola. Eine Sehne.»
Roberto atmete tief durch.
«Das Land gehört Ruggero. Und der gibt es nicht her.»
«Deswegen bringt man doch keinen um.»
«Vielleicht nicht.» Osvaldo grinste. «Jetzt hat Spartaco Ärger mit den elenden Scheißern von der Guardia di Finanza.»
Roberto versuchte, den Wirrwarr von Worten etwas zu ordnen. «Was hat Ruggero damit zu
Weitere Kostenlose Bücher