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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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nachdachte, entdeckte er unter dem Bett ein Gestell aus sehr filigran gedrechselten Holzstäben, leicht, aber stabil, wie ein Stehpult mit abgesägten Beinen, ein Tablett, mit dem man im Bett frühstücken konnte, allerdings mit schräger statt gerader Oberfläche. Er wollte das Schlafzimmer schon verlassen, um weiterzusuchen, als er noch einmal zurückkehrte, sich aufs Bett legte, das Gestell über seinem Brustkorb platzierte und Life von Keith Richards darauflegte. Perfekt. Er nahm sich vor, sich bei nächster Gelegenheit von Erich Paoloni, dem Schreiner aus Bozen, der ihm noch einen Gefallen schuldete, genau so ein Lesebänkchen bauen zu lassen. Und die Autobiographie von Keith Richards? Für einen Moment war er versucht, sie mitgehen zu lassen.
    Die beiden nächsten Räume waren vollkommen leer. Das Bad. Nichts Auffälliges. Interessant wurde es in der obersten Etage. Am Ende der Treppe öffnete sich ein riesiger Raum, so groß wie die Grundfläche des gesamten Hauses, in dem es weder Zwischenwände noch Stützpfeiler gab. Das gesamte Gewicht des Daches wurde von einer aufwändigen Quer- und Längsbalkenkonstruktion getragen, wie man sie auch in alten Kirchen fand. Die Wände waren mit Regalen zugestellt und voll mit Musik-CDs und Vinyl-Langspielplatten, die so aufgeräumt und penibel sortiert waren wie die Dokumente im Katasteramt in Urbino, seit der Korinthenkacker Donato Cattegna dort vor ein paar Jahren die Leitung übernommen hatte. Kleine Fähnchen markierten den Wechsel von einem Buchstaben zum nächsten, und alle Tonträger standen so exakt in Reih und Glied wie nordkoreanische Elitesoldaten.
    Roberto wandte sich dem Schreibtisch zu, der in seiner wüsten Unordnung das genaue Gegenteil zu den Regalen war. Papiere türmten sich darauf in mehreren Stapeln, in den Schubladen herrschte ein heilloses Durcheinander von Filzstiften bis Lochern, von Radiergummis bis Kondomen. Stöhnend ließ Roberto sich auf dem Schreibtischstuhl nieder. Wenn es etwas zu entdecken gab, dann auf diesem Schreibtisch – ausgerechnet hier in diesem Chaos.

    «Jetzt noch die Scheune, ragazzi , dann rücken wir wieder ab», sagte Roberto gut gelaunt. Er hatte gefunden, was er brauchte, die Scheune interessierte ihn allenfalls noch, weil er sich keinen Reim darauf machen konnte, wieso Sergio sich ein derart hässliches Monstrum aus vorgefertigten Betonteilen hinter sein schönes altes rustico gestellt hatte. Für Roberto war diese schnelle und vergleichsweise billige Bauweise ohnehin einer der Sargnägel für die ehemals wunderschöne und weltweit zu Recht gerühmte italienische Kulturlandschaft. Fuhr man heute die Superstrada von Fano in Richtung Rom, die in etwa dem Verlauf der Via Flaminia, der alten Heeresstraße, entsprach, so erlebte man nicht mehr den Wechsel sehr unterschiedlich genutzter landwirtschaftlicher Parzellen, eingerahmt von Hecken und Büschen und Pinien und langen Reihen von Weinstöcken, sondern passierte eine endlose Reihe von Lager- und Produktionshallen aus ebendiesen vorgefertigten Betonteilen. Erst bei Fossombrone wurden sie weniger, weil sich ab dort das weitläufige Tal des fiume metauro deutlich verengte und für solche Hallen keinen Platz mehr bot.
    «Nichts zu machen», sagte Osvaldo, nachdem er die Scheune einmal umrundet hatte. Er klopfte gegen das Rollgitter. «Elektrisch. Geht nur mit Schlüssel. Oder von innen.»
    «Da oben, die Entlüftungsrohre. Da kann man doch irgendwie reinkriechen.»
    «Wie?»
    «Kletter hoch und finde es raus.»
    Osvaldo rümpfte die Nase.
    «Stell dich nicht so an.»
    «So Rohre sind dreckig. Viel Staub. Will ich nicht.»
    «Für mich sehen die nagelneu aus», mischte sich Franco ein.
    «Feuerverzinkt. In Millionen Jahren sehen die noch neu aus.»
    «Die können ja nicht älter als die Halle sein, und die ist nagelneu», ergänzte Roberto.
    Osvaldo starrte ins Leere. Ihm waren die Argumente ausgegangen. Lust, es zu versuchen, hatte er trotzdem keine.
    «Soll ich mal?», fragte Franco. «Ich war mal bei einem Indiovolk in den Anden. Die lebten in Felshöhlen und –»
    «Nix da», bellte Osvaldo zurück.
    «Wieso, wenn du nicht willst?»
    «Nix da.» Osvaldo packte das Ableitungsrohr der Regenrinne und rüttelte daran. Stabil. Flink wie eine Eidechse hangelte er sich nach oben.
    Roberto grinste. Es gab zwei Dinge in Osvaldos Leben, da akzeptierte er nicht, dass irgendwer sie möglicherweise besser konnte: das Klettern und das Reparieren von Autos. Beim Letzteren irrte er

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