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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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wenn wir es sind, die den Fall lösen. Wer weiß, vielleicht hat der Bauer, zu dem wir sollen, das Mädel dort auf dem Hof. Wäre es nicht super, mit diesem Bescheid zu Mellberg zu kommen?«
    Ein Aufleuchten, das über Ernst Lundgrens Gesicht ging, bestätigte, daß ihm das Argument einleuchtete. Ernst konnte bereits das Lob von seinem Chef hören.
    »Warte kurz, ich ziehe mich nur an. Wir sehen uns draußen am Auto.«
    Zehn Minuten später waren sie unterwegs in Richtung Fjällbacka. Rolf Perssons Hof lag genau südlich von den Ländereien der Familie Hult, und Gösta fragte sich, ob das Zufall sein konnte. Nachdem sie sich zuerst verfahren hatten, fanden sie schließlich den richtigen Weg und parkten auf dem Vorplatz. Nichts rührte sich. Sie stiegen aus dem Auto und schauten sich forschend um, während sie auf das Wohnhaus zugingen.
    Der Bauernhof sah aus wie alle anderen Höfe der Gegend. Ein Viehstall mit rostroten Holzwänden lag einen Steinwurf vom Wohnhaus entfernt, das weiß war und blauumrandete Fenster hatte. Trotz all dem Geschreibe in der Presse, daß die EU-Beiträge wie Manna auf die schwedischen Bauern herabregneten, wußte Gösta, daß die Wirklichkeit düsterer aussah, und der Hof machte unübersehbar einen verfallenen Eindruck. Man konnte feststellen, daß die Besitzer ihr Bestes getan hatten, um ihn instand zu halten, aber an Wohnhaus und Stall begann die Farbe abzublättern, und die Wände strahlten ein unbestimmtes Gefühl von Hoffnungslosigkeit aus. Sie stiegen zur Veranda hoch, wo die Holzverzierungen erkennen ließen, daß das Haus erbaut worden war, bevor die modernen Zeiten Tempo und Effektivität zu heiligen Begriffen erklärt hatten.
    »Kommt rein.«
    Die kratzige Stimme einer älteren Frau. Sie traten sich gründlich die Füße ab, bevor sie ins Haus gingen. Die niedrige Decke zwang Ernst, den Kopf einzuziehen, aber Gösta, der nicht zur Schar der Hochgewachsenen gehörte, konnte ungehindert, ohne Rücksicht auf eventuelle Schädelblessuren, eintreten.
    »Guten Tag, wir kommen von der Polizei. Wir möchten Rolf Persson sprechen.«
    Die Alte, die mit der Vorbereitung des Frühstücks beschäftigt war, wischte sich die Hände an einem Küchenhandtuch ab.
    »Einen Augenblick, ich wird’ ihn holen. Er liegt ‘nen Moment auf der faulen Haut, tja. So was kommt vor, wenn man alt wird.« Sie lachte glucksend und ging ins Innere des Hauses.

Gösta und Ernst schauten sich unschlüssig um und setzten sich dann an den Küchentisch. Die Küche erinnerte Gösta an sein Elternhaus, obwohl das Ehepaar Persson nur etwa zehn Jahre älter war als er selbst. Die Frau war nicht so alt, wie es den Anschein gehabt hatte. Bei näherem Hinsehen stellte er fest, daß die Augen jünger waren. Es war die harte Arbeit, die ihrem Körper so zugesetzt hatte.
    Die Bewohner benutzten zum Kochen noch immer einen alten Herd mit Holzfeuerung. Auf dem Fußboden lag Linoleum und verbarg bestimmt die wundervollsten Holzdielen. Die jüngere Generation liebte es, solche Böden freizulegen, aber Leute wie ihn und das Ehepaar Persson erinnerte das allzusehr an die Armut der eigenen Kindheit. Das Linoleum war damals, als es schließlich aufgetaucht war, ein deutliches Zeichen dafür gewesen, daß man das armselige Leben der Eltern hinter sich gelassen hatte.
    Die Holzverkleidung der Wände war lädiert, aber auch sie weckte sentimentale Erinnerungen. Er konnte nicht widerstehen, mit dem Finger eine Fuge entlangzufahren, und das Gefühl war dasselbe wie in der Kindheit.
    Nur das leise Ticken einer Küchenuhr störte die Stille, doch nach einem Weilchen des Wartens hörten sie leises Reden aus dem Nebenzimmer. Sie verstanden genug, um mitzubekommen, daß die eine Stimme erregt klang und die andere bittend. Nach ein paar Minuten kam die Frau mit ihrem Mann zurück. Auch er sah älter aus als seine vermutlich siebzig Jahre, und er war noch ganz schlaftrunken. Die Haare standen ihm zu Berge, und müde Falten zeichneten tiefe Spuren auf seine Wangen. Die Alte kehrte an den Herd zurück. Sie hielt den Blick gesenkt und konzentrierte sich auf den Breitopf, in dem sie herumrührte. »Was gibt es, das die Polizei herführt?«
    Die Stimme klang herrisch, und Gösta konnte nicht übersehen, daß die Frau zusammenzuckte. Er ahnte allmählich, warum sie soviel älter aussah, als sie war. Sie klapperte aus Versehen mit dem Topf, und Rolf Persson fuhr sie an: »Hör auf damit! Du kannst nachher weitermachen. Laß uns hier jetzt in

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