Der Prediger von Fjällbacka
lagen.
»Wir wissen, woran wir miteinander sind«, antwortete Jacob bedächtig. »Und diejenigen können einem leid tun, die ohne Gott in ihrem Leben stehen.«
»Wir Ärmsten sind es also, die dir leid tun, willst du das sagen?« fragte Gösta amüsiert.
»Es ist verlorene Liebesmühe, mit euch zu reden. Ihr habt eure Herzen verschlossen.«
Patrik beugte sich zu Jacob vor. »Schon interessant, diese ganze Sache mit Gott und dem Teufel, der Sünde und alldem. Wie stehen deine Eltern zu der Frage? Leben sie nach den Gesetzen Gottes?«
»Auch wenn Vater sich von der Gemeinde ein wenig zurückgezogen hat, ist er in seinem Glauben unbeirrt, und sowohl er als auch Mutter sind gottesfürchtige Menschen.«
»Bist du dir da sicher? Ich meine, wieviel weißt du eigentlich von ihrem Leben?«
»Wie meinst du das? Ich kenne ja wohl meine eigenen Eltern! Habt ihr wieder was ausgekocht, um sie jetzt mit Schmutz zu bewerfen!«
Jacobs Hände zitterten, und Patrik verspürte eine gewisse Befriedigung darüber, daß es ihnen gelungen war, ihn aus seiner stoischen Ruhe aufzuscheuchen.
»Ich meine nur, daß du unmöglich wissen kannst, was im Leben eines anderen vor sich geht. Deine Eltern können ja Sünden auf ihrem Gewissen haben, von denen du keine Ahnung hast, oder?«
Jacob stand auf und ging auf die Tür zu. »Nein, jetzt reicht’s wirklich. Nehmt mich fest, oder laßt mich laufen, denn hier bleibe ich nicht eine Minute länger, um mir eure Lügen anzuhören!«
»Weißt du zum Beispiel, daß Gabriel nicht dein Vater ist?«
Jacob blieb mitten in der Bewegung stehen, die Hand auf halbem Weg zur Türklinke. Er drehte sich langsam um. »Was hast du da gesagt?«
»Ich habe gefragt, ob du weißt, daß Gabriel nicht dein Vater ist. Ich habe gerade mit den Kollegen gesprochen, die eure Blutproben untersuchen, und es besteht tatsächlich kein Zweifel. Gabriel ist nicht dein Vater!«
Aus Jacobs Gesicht war jede Farbe verschwunden. Es war offensichtlich, daß ihn diese Mitteilung total überraschte. »Hat man mein Blut getestet?« fragte er mit zitternder Stimme.
»Ja, und ich habe vorhin versprochen, um Entschuldigung zu bitten, wenn ich mich geirrt haben sollte.«
Jacob sah ihn nur an.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Patrik. »Dein Blut stimmt nicht mit der DANN überein, die man beim Opfer gefunden hat.«
Wie ein punktierter Ballon sank Jacob zusammen. Er ließ sich schwer auf den Stuhl fallen. »Und was passiert jetzt?«
»Du bist als Verdächtiger für den Mord an Tanja Schmidt von der Liste gestrichen. Aber ich glaube immer noch, daß du etwas vor uns verbirgst. Jetzt hast du die Chance, zu erzählen, was du weißt. Ich finde, du solltest sie ergreifen, Jacob.«
Er schüttelte nur den Kopf. »Ich weiß nichts. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Bitte, kann ich jetzt nicht gehen?«
»Noch nicht. Wir wollen erst mit deiner Mutter reden, bevor du das tust. Denn ich vermute, da ist bestimmt das eine oder andere, was du sie fragen willst?«
Jacob nickte nur stumm. »Aber warum wollt ihr mit ihr reden? Das hat doch wohl nichts mit eurer Ermittlung zu tun?«
Patrik merkte, daß er dasselbe wiederholte, was er zu Pedersen gesagt hatte. »Im Augenblick ist alles von Bedeutung. Ihr verbergt etwas, darauf könnte ich einen Monatslohn wetten. Und wir werden herausfinden, was es ist, egal, mit welchen Mitteln.«
Es war, als hätte Jacob jeden Kampfgeist aufgegeben, er vermochte nur noch resigniert zu nicken. Die Neuigkeit hatte ihn offenbar in einen Schockzustand versetzt.
»Gösta, kannst du losfahren und Laine holen?«
»Wir haben ja wohl keine Genehmigung, sie mitzunehmen?« sagte der Kollege mürrisch.
»Sie hat bestimmt gehört, daß wir Jacob zum Verhör hier haben, also dürfte es nicht schwer werden, sie freiwillig zum Mitgehen zu bewegen.«
Patrik wandte sich wieder Jacob zu. »Du bekommst etwas zu essen und zu trinken, dann lassen wir dich hier allein, bis wir mit deiner Mutter gesprochen haben. Danach kannst du selber mit ihr reden. Okay?«
Jacob nickte apathisch. Er schien tief versunken in seine eigenen Gedanken.
Mit gemischten Gefühlen steckte Anna zu Hause in Stockholm den Schlüssel ins Schloß. Ein Weilchen von hier wegzukommen war wunderbar gewesen, sowohl für sie als auch für die Kinder, aber es hatte auch ihren Enthusiasmus in bezug auf Gustav ein bißchen gedämpft. Um ehrlich zu sein, war es ziemlich nervend gewesen, mit ihm auf einem Segelboot zu sitzen und seine Pedanterie zu
Weitere Kostenlose Bücher