Der Prediger von Fjällbacka
kommentieren, was wir haben oder nicht haben.«
Die Journalisten seufzten, weil man auf ihre Fragen stets und ständig mit ermittlungstaktischen Gründen reagierte, aber sie behielten die Hände unverdrossen in der Luft.
»Die Touristen kehren Fjällbacka ja immer mehr den Rücken zu. Haben die Leute Grund, sich Sorgen um ihre Sicherheit zu machen?«
»Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Wir arbeiten äußerst hart daran, diesen Fall zu lösen, aber im Moment müssen wir uns darauf konzentrieren, Jenny Möller zu finden. Das ist alles, was ich zu sagen habe. Vielen Dank.«
Er verließ den Raum unter dem Protest der Journalisten, aber sah aus dem Augenwinkel, daß Mellberg noch zu bleiben gedachte. Hoffentlich würde der Kerl jetzt nichts Dummes sagen.
Er ging zu Martin hinein und setzte sich auf den Rand des Schreibtischs.
»Scheiße, es ist, als würde man freiwillig die Hand ins Wespennest stecken.«
»Ja, aber im Augenblick können sie uns tatsächlich von Nutzen sein.«
»Ja, jemand muß doch gesehen haben, wie Jenny in ein Auto gestiegen ist, wenn sie nun wirklich getrampt ist, wie der Bursche behauptet. Bei all dem Verkehr auf der Straße nach Grebbestad wäre es ein Wunder, wenn keiner etwas gesehen hat.«
»Es sind schon ganz andere Dinge passiert.« Martin seufzte.
»Du hast Tanjas Vater immer noch nicht erreicht?«
»Ich habe es noch nicht wieder versucht. Wollte bis heute abend warten. Vermutlich ist er ja zur Arbeit.«
»Ja, da hast du recht. Weißt du, ob Gösta die Sache mit den Gefängnissen gecheckt hat?«
»Ja, man kann es kaum glauben, doch er hat es tatsächlich getan. Aber nichts. Es gibt niemanden, der die ganze Zeit bis heute eingebuchtet war. Das hast du ja wohl auch kaum erwartet. Ich meine, man könnte ja sogar den König erschießen und trotzdem wegen guter Führung nach ein paar Jahren wieder freikommen. Hafturlaub würdest du wohl schon nach ein paar Wochen kriegen.« Mißgelaunt ließ er den Stift auf die Schreibplatte fallen.
»Also jetzt sei nicht so zynisch. Dazu bist du viel zu jung. Nach zehn Jahren in diesem Beruf kannst du vielleicht bitter werden, bis dahin hast du noch immer naiv zu sein und mußt an dieses System glauben.«
»Ja, alter Herr.« Martin salutierte lässig, und Patrik erhob sich mit einem Lachen.
»Übrigens«, fuhr Patrik fort, »wir können nicht voraussetzen, daß Jennys Verschwinden im Zusammenhang mit den Morden von Fjällbacka steht, also bitte Gösta doch sicherheitshalber, daß er untersucht, ob jemand, der für Vergewaltigungen oder ähnliches bekannt ist, aus dem Gefängnis entlassen wurde. Bitte ihn, daß er alle checkt, die wegen Vergewaltigung, schwereren Vergehen an Frauen oder ähnlichen Geschichten gesessen haben und von denen wir wissen, daß sie normalerweise hier in der Gegend zuschlagen.«
»Guter Gedanke, aber es kann doch ebensogut jemand von auswärts sein, der als Tourist hier ist.«
»Stimmt, aber irgendwo müssen wir anfangen, und dieser Anfang hier ist genauso gut wie jeder andere.«
Annika steckte den Kopf durch die Tür. »Die Herren mögen die Störung entschuldigen, aber Patrik, für dich ist die Gerichtsmedizin am Apparat. Soll ich hierher verbinden, oder willst du, daß ich das Gespräch in dein Zimmer lege?«
»Lege es zu mir. Gib mir nur eine halbe Minute.«
In seinem Zimmer angekommen, nahm er auf dem Stuhl Platz und wartete darauf, daß das Telefon klingelte. Sein Herz klopfte etwas schneller. Wenn sich die Gerichtsmedizin meldete, war es ein bißchen so, als warte man auf den Weihnachtsmann. Man wußte nie, was für Überraschungen in den Paketen steckten.
Zwei Minuten später war er wieder bei Martin zurück, blieb aber in der Türöffnung stehen.
»Wir haben die Bestätigung, daß es sich bei dem zweiten Skelett um Siv Lantin handelt, genau wie wir es uns gedacht hatten. Und die Analyse der Bodenprobe ist abgeschlossen. Da kann sich was von Nutzen ergeben haben.«
Martin beugte sich interessiert in seinem Stuhl vor und faltete die Hände.
»Ja, spann mich nicht auf die Folter. Was haben sie gefunden?«
»Erstens ist die Erde, die sich an Tanjas Körper und auf der Decke befunden hat, von derselben Art wie die an den Skeletten. Das bedeutet, daß sie sich wenigstens bei einer Gelegenheit am selben Ort befunden haben. Dann hat das SKL, also das oberste Kriminallabor, ein Düngemittel in der Erde gefunden, das nur auf Bauernhöfen verwendet wird. Es ist ihnen sogar gelungen, das Fabrikat und den Namen
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