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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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finden und ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten, damit er endlich zur Vernunft kam.
    Während ich in der Silvesternacht wach gelegen und Dans gleichmäßigen, zufriedenen Atemzügen gelauscht hatte, hatte ich Pläne geschmiedet und beschlossen, einen neuen Ansatz auszuprobieren. Mir war nämlich klar geworden, dass es doch Dinge gab, die ich über Justin wusste und bisher noch nicht berücksichtigt hatte, Dinge, die er und andere Leute an jenem Wochenende gesagt hatten.
    Dadurch, dass ich täglich rund um die Uhr am Telefon hing und mit Kommentaren, Zitaten und Tatsachen jonglierte, hatte ich ein beinahe unheimliches Gedächtnis für Gespräche und konnte mir mühelos merken, was wer wann wo zu mir gesagt hatte. Schließlich ist die akkurate Wiedergabe von Informationen unerlässlich, wenn es um rechtliche Fragen geht oder um den Ruf, den jemand in der Öffentlichkeit genießt. Auch mein täglicher Umgang mit Polizisten verschaffte mir einen Vorteil, denn ich wusste genau, wie ich die mir vorliegenden Informationen am besten verwertete und meinen Nutzen daraus zog. Ich musste nur die richtigen Fragen stellen und mich systematisch durch die Antworten arbeiten.
    Mit anderen Worten: Ich fing endlich an, die Suche nach Justin wie eine Pressereferentin (oder Polizistin) anzupacken, statt mich weiterhin wie ein Opfer zu fühlen. Mit Opfern hatte ich bei meiner täglichen Arbeit schon genug zu tun.
    Zuerst machte ich Inventur und trug zusammen, was ich bereits wusste. Begegnet war ich Justin im Watch-House in Penallt auf der Halbinsel Gower. Für die erste Zahlung hatte ich einen Zug nach Swansea genommen, und auch die bevorstehende Geldübergabe am Flughafen, der sich außerhalb Cardiffs in Vale of Glamorgan befand, setzte voraus, dass er sich zumindest grob in der Gegend auskannte. Außerdem hatte Justin erzählt, dass er surfte. Bei unserem Gespräch im Pub hatte er ein- oder zweimal den Küstenort Porthcawl erwähnt, wo Carl, der Surfer mit der Sherpamütze, sein »Monster«-Brett hatte bemalen lassen.
    Falls Justin tatsächlich Surfer war, konnte es dann nicht sein, dass er sich immer da aufhielt, wo gerade die besten Wellen waren? Porthcawl war berüchtigt für seine hohen Wellen, weshalb sich an den Stränden im Umkreis oft den ganzen Winter lang ein paar hartgesottene Surfer aufhielten.
    Justin fuhr angeblich einen ziemlich auffälligen Campingbus, und der musste sich doch irgendwie ausfindig machen lassen. Außerdem hatte Carl behauptet, dass auf die Seite des Busses ein Hai gemalt war, der vermutlich ebenfalls von dem Surfbrettkünstler aus Nottage bei Porthcawl stammte.
    Die Auswertung all dieser Informationen webte nur hauchdünne Fäden, aber ich hatte nichts anderes, an das ich mich hätte klammern können. Irgendwo musste ich schließlich anfangen, wenn ich mich nicht einfach zurücklehnen und darauf warten wollte, dass Justin mir mein Geld abknöpfte oder Schlimmeres antat. Also redete ich mir ein, dass es das einzig Vernünftige war, ihn persönlich zur Rede zu stellen. Ich war aufrichtig davon überzeugt, dass ich ihn zur Vernunft bringen oder zumindest an sein Mitgefühl, sein Gewissen appellieren konnte. Jedenfalls musste ich ihm noch einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, um das, was zwischen uns vorgefallen war, bei Licht zu betrachten und zu versuchen, es irgendwie zu verstehen.
    Als ich an der Promenade parkte, sah der Strand im dämmrig grauen Licht des Januarnachmittages genauso müde und verkatert aus wie die wenigen Menschen, die unterwegs waren. Die spärlichen Schneeflocken, die in der Nacht gefallen waren, waren längst geschmolzen, und der bewölkte Himmel wirkte bleiern. Wenigstens regnete es nicht.
    Es war gerade Flut, und die Wellen schlugen schäumend an den langen Strand, der am hinteren Ende von einer Landzunge begrenzt wurde, auf der ein Rettungsschwimmerturm aus Beton stand. Auf der anderen Seite der Promenade gammelten Vergnügungspark und Rummelplatz vor sich hin, deren farbenfrohe Pracht längst verblichen und abgeblättert war. Die ausgefransten, dreckigen Fahnen, die auf der klapprigen Achterbahn und der Big-Bump-Superrutsche wehten, zeugten von fernen, ausgelassenen Sommertagen.
    Ich bummelte die Promenade entlang, vorbei am Leuchtturm, der wie eine weiße Pfeffermühle von der Ufermauer in den Himmel ragte und stur dem Wind und der schäumenden Brandung trotzte. Sechs dick aufgeplusterte Möwen saßen dicht gedrängt neben der Treppe zum Strand und

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