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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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war. Als die Zeugenaussage des Dorfladeninhabers aufgenommen wurde, bestätigte dieser, dass er die Mathrys kannte, weil sie einen Wohnwagen in einem Wohnwagenpark in der Nähe stehen hatten. Ihr Sohn fahre oft mit dem Campingbus dorthin, aber er könne sich nicht erinnern, wie er mit Vornamen hieß.
    Da der Fahrer des Landrovers die zulässige Promillegrenze um ein Vielfaches überschritten hatte und der Ladenbesitzer ein unabhängiger Zeuge war, hatte sich die Polizei nie die Mühe gemacht, Mr Mathry zu kontaktieren und um eine Aussage zu bitten.
    Hastig suchte ich in der Datenbank der Kraftfahrzeugbehörde nach Michael Mathry. Wie sich herausstellte, war er immer noch der registrierte Halter des Campingbusses. Allerdings waren die Versicherungsdaten schon älter, was daran liegen konnte, dass das System nicht regelmäßig aktualisiert wurde. Manchmal verkauften die Leute aber auch ihre Autos und vergaßen dann, den Besitzerwechsel bei der Versicherung zu melden. Die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob Michael Mathry immer noch der Besitzer war, bestand darin, bei der angegebenen KFZ-Versicherung anzurufen, aber mir fiel kein seriös klingender Vorwand ein.
    Andererseits war das vielleicht auch gar nicht nötig. In der Datenbank war die Privatadresse der Mathrys in Pennard angegeben, sogar mit Telefonnummer.
    Während ich am Vorabend wie eine Besessene am Fluss entlanggerannt war, hatte ich mir felsenfest vorgenommen, Justins (beziehungsweise Pauls) vollen Namen herauszufinden, um seinen Wissensvorsprung wenigstens ansatzweise einzuholen. Er hatte bereits viel zu viele Informationen über mich und kannte nicht nur meinen vollen Namen, sondern wusste auch, mit wem ich liiert war und wo ich arbeitete, was es ihm ermöglichte, das Tempo und die Bedingungen unseres kleinen Haschmich-Spielchens nach Belieben zu bestimmen. Ich hingegen saß am Telefon und wartete tatenlos auf die nächste Anweisung, die nächste per E-Mail oder SMS übermittelte Drohung, wie ein Fisch, der hilflos am Haken zappelt.
    Er baute auf meine Verwirrung, meine Ungläubigkeit, meine Panik. Er baute darauf, dass ich blindlings mitspielte.
    Dabei genoss ich doch eigentlich einen Heimvorteil, weil ich tagtäglich mit Informationen, Fakten und Einzelheiten jonglierte und entschied, an wen ich sie weitergab und an wen nicht. Ich war die gute Fee, die Geschenke verteilte und Wünsche erfüllte.
    Fakten waren fester Bestandteil meines Alltags und die Basis jeder Pressemitteilung, die ich je herausgegeben hatte. Und jetzt musste ich die Fakten über Justin zusammentragen, angefangen bei seinem echten Namen. Wenn ich erst einmal die Fakten kannte, fand ich vielleicht auch seine Geheimnisse heraus, seine Schwächen.
    Ich hatte ihn aufgescheucht, indem ich ihn in Porthcawl aufgespürt hatte, hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht, das war ihm anzusehen gewesen. Dass das Opfer ihn zur Rede stellte, war ganz sicher nicht Teil seines Plans gewesen. Um sein Gleichgewicht noch ein wenig mehr zu stören, brauchte ich ein Druckmittel. Ich musste etwas in der Hand haben, wenn das nächste Video eintraf, denn dass es eintreffen würde, stand fest. Vielleicht gelang es mir, Justin begreiflich zu machen, dass es zu viel Mühe kostete, mich weiter zu erpressen. Wenn ich herausfand, wer er war und wo er wohnte, konnte ich ihn vielleicht in die Flucht schlagen.
    Auf diesem Weg war ich schon ein ganzes Stück vorangekommen. Die Mathrys waren die Besitzer des Campingbusses oder waren es zumindest in der Vergangenheit gewesen. Und sie hatten einen Sohn, der den Bus angeblich fuhr.
    Während ich über diese Informationen nachdachte, hörte ich am Ende des Flurs die Tür des Treppenhauses zufallen. Gelächter und Stimmen kündigten die Rückkehr der Detectives an. Eilig schloss ich die Suchmasken auf Bodies Computer und hinterließ ihn so, wie ich ihn vorgefunden hatte. Beim Verlassen des Büros stieß ich gegen die dicke Paula. Ich sollte vielleicht klarstellen, dass sie in Wirklichkeit kein bisschen dick, sondern im Gegenteil eine dieser mageren Frauen war, deren Hüften und Schultern ebenso kantig sind wie ihr Charakter. Die dicke Paula wurde von allen so genannt, weil sie ständig über ihr Gewicht klagte und Kuchen und Süßigkeiten grundsätzlich zurückwies, weil sie immer irgendeine Diät machte – Atkins, Weight Watchers, sie hatte sie alle probiert.
    Ihr mürrisches Temperament schrieben wir ihrer ständigen Unterzuckerung zu. Aus irgendeinem unerfindlichen

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