Der Prinz und der Soeldner
Dendarii-Streitkräfte. Seine eigene, persönliche Angriffsgruppe: schnell, manövrierbar, geeignet für plötzliche Kurswechsel, wobei sie weniger Wenderaum brauchte als jede andere mögliche Kombination. Zugegebenermaßen hatten die Schiffe geringe Feuerkraft. Aber wenn sich die Dinge so entwickelten, wie Miles es geplant hatte, dann war Feuern sowieso keine wünschenswerte Option.
Der Taktikraum der Ariel war mit einer Stamm-Mannschaft besetzt: Miles, Elena als seine persönliche Kommunikationsoffizierin, Arde Mayhew für alle anderen Systeme. Alle vom engsten Kreis, in Erwartung dieser nächsten höchst privaten Unterredung. Wenn es zu einem wirklichen Kampf käme, so würde er den Raum an Thorne übergeben, der im Augenblick in den Navigationsraum ausquartiert war. Und dann würde er sich vielleicht in seine Kabine zurückziehen und sich den Bauch aufschlitzen.
»Schauen wir uns jetzt mal die Vervain-Station an«, sagte er zu Elena, die an der Kommunikations-Station saß. Das zentrale Holoviddisplay in der Mitte des Raumes drehte sich verwirrend, als sie die Steuerung betätigte. Die schematische Darstellung ihres Zielgebiets schien zu brodeln mit sich verschiebenden Linien und Farben, die Schiffsbewegungen darstellten, Energieanschlüsse an verschiedene Waffensysteme und Abschirmungen, sowie Funkübertragungen. Die Dendarii waren jetzt kaum eine Million Kilometer entfernt, etwas mehr als drei Lichtsekunden. Die Annäherungsgeschwindigkeit verringerte sich, da die Kleine Flotte, volle zwei Stunden den langsameren Schiffen der Hauptflotte der Dendarii voraus, jetzt langsamer wurde.
»Sie sind jetzt sicher aufgescheucht«, bemerkte Elena. Ihre Hand fasste an den Kopfhörer. »Sie wiederholen ständig ihre Forderung, dass wir mit ihnen kommunizieren.«
»Aber sie starten immer noch keinen Gegenangriff«, beobachtete Miles, der das Schema studierte. »Ich bin froh, dass sie erkennen, wo die wahre Gefahr liegt. In Ordnung. Sag ihnen, dass wir unsere Kommunikationsprobleme überwunden haben – endlich –, aber sag wieder, dass ich zuerst nur zu Kommandantin Cavilo sprechen möchte.«
»Sie … äh … ich glaube, man stellt sie endlich durch. Ich bekomme einen Dichtstrahl auf dem reservierten Kanal herein.«
»Orte ihn.« Miles beugte sich über ihre Schulter, als sie diese Information aus dem Kommunikationsnetz herausholte.
»Die Quelle bewegt sich …«
Miles schloss die Augen in stummem Gebet und riss sie dann wieder auf, als Elena triumphierend rief: »Ich hab’s! Da! Das kleine Schiff.«
»Gib mir seinen Kurs und sein Energieprofil. Ist sie in Richtung auf das Wurmloch unterwegs?«
»Nein, sie bewegt sich davon weg.«
»Ha!«
»Es ist ein schnelles Schiff – klein – es ist ein Kurier der Falcon-Klasse«, berichtete Elena. »Wenn ihr Ziel Pol ist – und Barrayar –, dann muss sie unser Dreieck schneiden.«
Miles atmete aus. »Stimmt. Stimmt. Sie hat gewartet, um auf einem Kanal zu sprechen, den ihre Vervani-Bosse nicht abhören können. Das dachte ich mir schon. Was für Lügen hat sie ihnen wohl erzählt? Sie hat den kritischen Punkt überschritten, weiß sie das?«
Er öffnete die Arme für den neuen kurzen Vektor in dem Schema. »Komm, meine Liebe. Komm zu mir.«
Elena hob sarkastisch ihre Augenbrauen. »Jetzt kommt sie durch. Deine Liebste erscheint gleich auf Monitor Drei.«
Miles warf sich auf den entsprechenden Stuhl und ließ sich vor dem Holovidschirm nieder, der zu funkeln begann. Nun war der Zeitpunkt gekommen, wo er noch jedes bisschen Selbstbeherrschung aufbieten musste, über das er je verfügt hatte. Er glättete sein Gesicht zu einem Ausdruck kühlen ironischen Interesses, als Cavilos feine Züge vor ihm erschienen. Außerhalb des Blickwinkels der Vidkamera wischte er seine schwitzenden Hände an den Knien seiner Hose ab.
Cavilos blaue Augen leuchteten triumphierend, ihr Lippen waren zusammengepresst, ihre Augenbrauen angespannt. »Lord Vorkosigan. Was tun Sie hier?«
»Ich befolge Ihre Befehle, Madame. Sie sagten mir, ich solle die Dendarii holen. Und ich habe nichts an Barrayar übermittelt.«
Eine Zeitverzögerung von sechs Sekunden, während der Dichtstrahl von Schiff zu Schiff flog und ihre Antwort zurückbrachte. Schade, dass sie dadurch ebensoviel Zeit zum Nachdenken hatte wie er.
»Ich habe Ihnen nicht befohlen, die Nabe zu durchqueren.«
Miles hob die Brauen in gespielter Verwirrung. »Aber wo sonst würden Sie meine Flotte brauchen, außer am Ort des
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