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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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selbstmörderischer Depression, und ganz mein. Miles würgte ein irres Gelächter hinunter.

 
KAPITEL 10
     
    Als die Nachwirkungen der Schockstabbehandlung nachließen und Miles wieder nachdenken konnte, erkannte er bald, dass er sich verstecken musste. Aufgrund seiner Stellung als Kontraktsklave hätte Gregor auf dem ganzen Weg bis zur Aslund-Station eine warme Unterkunft, Verpflegung und Sicherheit, wenn Miles ihn nicht gefährdete. Vielleicht. Miles erweiterte die Liste der Lektionen seines Lebens um Regel 27B: »Treffe niemals wesentliche taktische Entscheidungen, während du elektrokonvulsive Anfälle hast!«
    Miles untersuchte die Kabine. Das Schiff war nicht für den Gefangenentransport gebaut, die Kabine war für billigen Transport entworfen worden, nicht als gesicherte Zelle. Die leeren Vorratsschränke unter den beiden Doppelstockkojen waren zu groß und als Versteck zu offensichtlich.
    Eine Bodenplatte konnte hochgehoben werden, dann hatte man Zugang zu den zwischen den Decks befindlichen Steuer-, Kühlwasser- und Stromleitungen und zum Gravitationsgitter. Dieser Zwischenraum war lang, eng, flach … Raue Stimmen auf dem Korridor beschleunigten Miles’ Entschluss. Er drückte sich in das bisschen Platz, mit dem Gesicht nach oben und den Armen dicht an seinen Seiten, und atmete aus.
    »Du warst immer gut beim Versteckspielen«, sagte Gregor bewundernd und drückte die Platte wieder an ihren Platz.
    »Damals war ich kleiner«, murmelte Miles mit gequetschten Backen. Rohre und Schaltkästen drückten in seinen Rücken und sein Gesäß. Gregor machte die Halterungen wieder fest, und alles war ein paar Minuten lang dunkel und still. Wie in einem Sarg. Wie eine gepresste Blume. Eine Art biologisches Musterexemplar jedenfalls. Konservierter Fähnrich.
    Die Tür öffnete sich zischend. Schritte gingen über Miles’ Körper hinweg und drückten ihn noch weiter zusammen. Würde man merken, dass an diesem Teil des Bodens das Echo gedämpft war?
    »Auf die Beine, Techie.« Die Stimme eines Wächters, an Gregor gerichtet. Bumsen und Knallen: die Matratzen wurden herumgeschleudert und die Schranktüren aufgerissen. Ja, er hatte recht gehabt: die Schränke waren nutzlos.
    »Wo ist er, Techie?« Aus der Richtung der schleifenden Geräusche schloss Miles, dass Gregor jetzt an der Wand stand, mit einem Arm hinter seinen Rücken gedreht.
    »Wo ist wer?«, sagte Gregor in einem undeutlichen Ton. Gesicht gegen die Wand, das erklärte alles.
    »Dein kleiner Mutantenkumpel.«
    »Der komische kleine Kerl, der mir hier herein gefolgt ist? Der ist kein Kumpel von mir. Er ist abgehauen.«
    Mehr schleifende Geräusche – »Au!« Der Arm des Kaisers war soeben weitere fünf Zentimeter höher gedreht worden, schätzte Miles.
    »Wohin ist er gegangen?«
    »Ich weiß es nicht! Er sah nicht so gut aus. Irgend jemand hat ihn mit einem Schockstab behandelt. Kürzlich. Ich wollte da nicht hineingezogen werden. Er ist wieder abgezogen, ein paar Minuten, bevor wir abgelegt haben.«
    Guter Gregor! Er war vielleicht deprimiert, aber nicht dumm. Miles’ Kopf war seitwärts gedreht, die eine Wange gegen den Boden über ihm gepresst, die andere gegen etwas gedrückt, das sich wie eine Käsereibe anfühlte. Er versuchte zu grinsen.
    Noch mehr dumpfe Schläge. »Ich sag’s euch doch! Er ist abgezogen! Schlagt mich nicht!«
    Unverständliches Knurren der Wachen, das Knistern eines Schockstabes, ein vernehmliches Atemholen, ein Geräusch, als plumpste ein zusammengerollter Körper auf eine der unteren Bettstellen.
    In der Stimme eines zweiten Wächters klang Unsicherheit an: »Er muss wieder kehrtgemacht haben, zurück zum Konsortium, bevor wir abgelegt haben.«
    »Deren Problem, gut. Aber wir sollten besser das ganze Schiff durchsuchen, um sicher zu sein. Die Leute von der Haftabteilung haben so getan, als würden sie uns wegen dem eins auf den Deckel geben.«
    »Auf den Deckel geben oder auf den Deckel bekommen?«
    »Ha. Ich geh da keine Wetten ein.«
    Die Stiefelschritte – zwei Paar Stiefel, schätzte Miles – bewegten sich auf die Kabinentür zu. Die Tür schloss sich zischend. Schweigen.
    Miles kam zu dem Schluss, er würde wirklich eine bemerkenswerte Sammlung von blauen Flecken auf seinem Hinterteil haben, sobald Gregor dazu käme, den Deckel hochzuheben. Da sein Brustkorb eingequetscht war, konnte er nur halbe Atemzüge tun. Er musste pinkeln. Komm endlich, Gregor …
    Sicherlich musste er nach ihrer Ankunft auf der Aslund-Station

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