Der Prinz und der Soeldner
Gregor so bald wie möglich aus seinem Sklavenarbeitskontrakt befreien.
Kontraktarbeiter dieser Ordnung wurden mit den schmutzigsten und gefährlichsten Arbeiten betraut, waren am meisten radioaktiver Strahlung ausgesetzt, zweifelhaften Life-Support-Systemen und langen, erschöpfenden, unfallträchtigen Arbeitsstunden. Allerdings war dies auch ein Inkognito, das kein Feind schnell durchschauen würde.
Sobald sie sich frei bewegen konnten, mussten sie Ungari finden, den Mann mit den Kreditkarten und den Kontakten, danach – nun gut, danach wäre Gregor Ungaris Problem, oder? Ja, alles einfach, richtig und genau. Kein Grund, in Panik auszubrechen.
Hatten sie Gregor mitgenommen? Sollte er es wagen, sich selbst zu befreien und zu riskieren …
Schlurfende Schritte. Der Lichtspalt weitete sich. Sein Deckel wurde hochgehoben. »Sie sind weg«, flüsterte Gregor. Miles erhob sich aus seiner Gussform, einen schmerzvollen Zentimeter nach dem anderen, und kletterte hinaus auf den Boden, wo er eine Verschnaufpause einlegen konnte. Noch eine kleine Weile, dann würde er versuchen aufzustehen.
Gregor hielt eine Hand auf ein rotes Mal auf seiner Wange gedrückt. Dann ließ er sie befangen sinken.
»Sie haben mich mit einem Schockstab geschlagen. Es … war nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte.« Womöglich war er ein bisschen stolz auf sich.
»Sie haben Schwachstrom benutzt«, knurrte Miles zu ihm hinauf.
Gregors Gesicht wurde maskenhafter. Er hielt Miles eine Hand hin, um ihn hochzuziehen. Miles nahm sie, kam grunzend auf die Füße und plumpste auf ein Bett. Er erzählte Gregor von seinem Plan, Ungari zu finden.
Gregor zuckte die Achseln, dumpf ergeben. »Sehr gut. Das wird schneller gehen als bei meinem Plan.«
»Dein Plan?«
»Ich wollte den Konsul von Barrayar auf Aslund kontaktieren.«
»Oh. Gut.« Miles sank zusammen. »Ich vermute, du … brauchtest meine Befreiung gar nicht wirklich.«
»Ich hätte es auch allein schaffen können. Ich bin schon so weit gekommen. Aber … da war dann noch mein anderer Plan.«
»Oh?«
»Nicht den Konsul von Barrayar zu kontaktieren … Vielleicht ist es doch gut, dass du gerade zu diesem Zeitpunkt aufgetaucht bist.« Gregor legte sich auf seinem Bett zurück und starrte blind nach oben. »Eins ist sicher, eine Gelegenheit wie diese wird nie wieder kommen.«
»Zu fliehen? Und wie viele würden zu Hause sterben, um deine Freiheit zu erkaufen?«
Gregor schürzte die Lippen. »Wenn man Vordarians Griff nach dem Thron als Maßstab für Palastrevolten nimmt – sagen wir mal, sieben- oder achttausend.«
»Du zählst nicht die auf Komarr mit.«
»Ach ja. Die von Komarr dazuzurechnen würde die Zahl vergrößern«, gestand Gregor zu. Sein Mund zuckte mit einer Ironie, der es völlig an Humor fehlte. »Mach dir keine Sorgen, ich meine das nicht ernst. Ich wollte es … nur wissen. Ich hätte es allein geschafft, glaubst du nicht?«
»Natürlich! Das ist nicht die Frage.«
»War es aber für mich.«
»Gregor«, Miles’ Finger trommelten frustriert auf sein Knie. »Du tust dir das selbst an. Du hast wirkliche Macht. Papa hat während der ganzen Regentschaft dafür gekämpft, sie dir zu bewahren. Bemühe dich nur um eine positivere Einstellung!«
»Und, Fähnrich, wenn ich, dein oberster Befehlshaber, dir befehlen würde, dieses Schiff auf der Aslund-Station zu verlassen und zu vergessen, dass du mich je gesehen hast, würdest du das tun?«
Miles schluckte. »Major Cecil sagte, ich hätte ein Problem mit der Unterordnung.«
Gregor grinste fast. »Guter alter Cecil. Ich erinnere mich an ihn.« Sein Grinsen verschwand. Er stützte sich auf einen Ellbogen hoch. »Aber wenn ich nicht einmal über einen ziemlich kleinen Fähnrich gebieten kann, um wieviel weniger dann über eine Armee oder eine Regierung?
Macht ist nicht die Frage. Ich habe alle Vorträge deines Vaters über Macht gehört, über ihre Illusionen und ihren Gebrauch. Sie wird mir mit der Zeit zukommen, ob ich sie will oder nicht. Aber habe ich die Stärke, um mit ihr umzugehen? Denk nur an die schlechte Figur, die ich vor vier Jahren während Vordrozdas und Hessmans Komplott abgegeben habe.«
»Wirst du diesen Fehler noch einmal begehen? Einem Schmeichler zu vertrauen?«
»Den nicht mehr, nein.«
»Also gut dann.«
»Aber ich muss es besser machen. Sonst wäre es für Barrayar genauso schlecht, wie wenn es überhaupt keinen Kaiser gäbe.«
Wie unabsichtlich war dieser Sturz vom Balkon denn
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