Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
wahr, kleiner Mann?«
    Miles’ Mund klappte zu. Du musstest es ja ausprobieren … Wenigstens wusste er jetzt, wer Liga umgebracht hatte. Der Tod des kaninchenhaften Polianers, von dem er bisher nur berichtsweise gehört hatte, erschien ihm plötzlich wirklich und real. Der begeisterte Ausdruck, der über Cavilos Gesicht hinweggehuscht war, als sie den Frachterkapitän umpustete, erschreckte und faszinierte Miles zugleich.
    Wen hast du wirklich im Visier gehabt, Liebling? »Ja, Madame«, würgte er hervor und versuchte, sein Zittern zu verbergen, die verzögerte Reaktion auf diese schockierende Wende. Zum Teufel mit seiner Zunge …
    Sie ging zurück zur Sicherheitsmonitorstation und sagte zu der Technikerin, die wie erstarrt an ihrem Platz saß: »Entladen Sie die Aufnahme von General Metzovs Kabine für die letzte halbe Stunde und geben Sie sie mir. Legen Sie eine neue ein.« Sie steckte die Diskette in eine Brusttasche und schloss sorgfältig die Klappe. »Den hier bringt in Zelle vierzehn«, sie nickte in Richtung auf Miles. »Oder … äh … in Zelle dreizehn, falls sie leer ist.«
    Die Wachen durchsuchten Miles nochmals und behandelten ihn erkennungsdienstlich. Cavilo informierte sie kühl, dass sein Name als Victor Rotha registriert werden sollte.
    Während er wieder auf die Beine gestellt wurde, brachten zwei Männer mit Sanitätsabzeichen eine Schwebetrage, um die Leiche zu entfernen.
    Cavilo, die ausdruckslos zusah, bemerkte müde zu Miles: »Sie haben sich dafür entschieden, die Nützlichkeit meines Doppelagenten zu beeinträchtigen. Das war der Streich eines Vandalen. Er hätte für bessere Zwecke verwendet werden können als für einen Anschauungsunterricht für einen Narren. Ich hebe nichts Nutzloses auf.
    Sie sollten anfangen nachzudenken, wie Sie sich für mich nützlicher machen können, als nur ein Spielzeug für General Metzov zu sein.« Sie lächelte matt und blickte in eine unbestimmte Entfernung. »Allerdings ist er ganz scharf auf Sie, nicht wahr? Seine Motive werde ich noch erforschen müssen.«
    »Was ist eigentlich der Nutzen von Stanis-Liebling für Sie?«, wagte Miles zu fragen, störrisch und herausfordernd in seinem Strudel von Ärger und Schuldgefühl. War Metzov ihr Liebhaber? Ein abstoßender Gedanke.
    »Er ist ein erfahrener Kommandant im Bodenkampf.«
    »Welchen Bedarf für einen Bodenkommandanten hat eine Raumflotte, die Wachdienst vor einem Wurmloch macht?«
    »Nun ja«, sie lächelte süß, »er amüsiert mich.« Das hätte vermutlich die erste Antwort sein sollen.
    »Über Geschmack soll man sich nicht streiten«, murmelte Miles. Sollte er sie vor Metzov warnen? Wenn er es sich recht überlegte: Sollte er Metzov vor ihr warnen?
    In seinem Kopf kreiste immer noch alles um dieses neue Dilemma, als die glatte Tür seiner Einzelzelle sich hinter ihm schloss.
    Es dauerte nicht lange, bis der Reiz der Neuheit seiner neuen Unterkunft für Miles erschöpft war, der Reiz eines Raumes, der nur wenig größer war als zwei mal zwei Meter, möbliert nur mit zwei gepolsterten Bänken und einer ausklappbaren Toilette. Kein Bibliotheksprojektor, keine Befreiung aus dem Kreislauf seiner Gedanken, die im Sumpf seiner Selbstbezichtigungen steckenblieben.
    Ein Feldrationen-Speiseriegel der Rangers, der etwas später durch eine abgesicherte Öffnung in der Tür geschoben wurde, erwies sich als noch widerlicher als die kaiserlich-barrayaranische Version: er ähnelte einem Hundeknabberknochen aus Rohleder. Befeuchtete man ihn mit Speichel, dann wurde er ein wenig weich, genug, um zähe Stückchen abzureißen, falls man gesunde Zähne hatte. Er war mehr als nur eine zeitweilige Ablenkung, er versprach bis zur nächsten Ausgabe vorzuhalten. Wahrscheinlich höllisch nahrhaft. Miles fragte sich, was Cavilo Gregor zum Dinner servierte. War das genauso wissenschaftlich ausgewogen hinsichtlich der Vitamine?
    Sie waren ihrem Ziel schon so nahe gewesen. Selbst jetzt war das Konsulat von Barrayar nur ein paar Schleusen und Ebenen entfernt, weniger als einen Kilometer. Wenn er nur von hier nach dort gelangen könnte. Wenn eine Chance käme … Andrerseits, wie lange würde Cavilo zögern, die diplomatischen Gepflogenheiten zu missachten und in das Konsulat einzudringen, wenn sie darin einen Nutzen sah? Etwa so lange, wie sie gezögert hatte, den Frachterkapitän hinterrücks zu erschießen, schätzte Miles. Sie hatte sicherlich inzwischen schon befohlen, das Konsulat und alle bekannten barrayaranischen

Weitere Kostenlose Bücher