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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verkündete sie, dass der Code geknackt war. Sie konnte jetzt alle Daten lesen, die Dawson so sorgfältig weggesperrt hatte.
    »Gütiger Himmel, Nick. Die mit ›Transfers‹ bezeichnete Datei enthält eine lange Liste von Überweisungen an Londoner Banken. Mit Beträgen zwischen 50 000 und 100 000 Pfund. In einigen wenigen Fällen stehen da auch Summen, die bis zu dreimal so hoch sind.«
    »Und wer sind die Empfänger?«
    »Halt dich fest! Fast das ganze Who’s who des Unterhauses, Abgeordnete sämtlicher Parteien. Sogar die Ulster Unionists sind vertreten. Hier stehen alle Namen, Empfangsdaten, Beträge, nicht zuletzt auch Zeit und Ort der Gespräche, die Dawson mit ihnen geführt hat. Eine komplette Dokumentation. «
    »Bestechung und Erpressung. So wird eben auch Politik gemacht. Es beginnt ganz harmlos und völlig legal mit der
Honorierung von irgendwelchen Beraterleistungen. Und mit dem Nachweis der Geldüberweisung kann man dann hinterher drohen. So hat auch Dawson erpresst und Dutzende von Abgeordneten auf seine Seite gezwungen. Er war der heimliche Zahlmeister. Wer entscheidenden Einfluss nehmen will auf ein politisches Thema, das so kontrovers verhandelt wird wie das Abkommen, darf nicht knauserig sein. Er muss Geld einsetzen, Schmiergeld für all die Politiker, deren Stimme käuflich ist.«
    »Und die scheinen deutlich in der Mehrheit zu sein.«
    »Es würde mich allerdings nicht wundern, wenn bei dem einen oder anderen Bestechung allein nicht ausgereicht hat und mit noch drastischeren Mitteln nachgeholfen wurde. Wenn wir in der britischen Presse danach suchten, würden wir bestimmt ähnliche Storys finden, wie sie über Kongressabgeordnete in Amerika kolportiert worden sind, Storys über Korruption, Indiskretionen und persönliche Verfehlungen. Ich wette, die hartnäckigeren Gegner des Abkommens sind allesamt in große Schwierigkeiten geraten, so wie Senator Cassidy. Deren Beispiel war für alle anderen Kritiker eine nachhaltige Warnung. Und wenn sie sich dann gefügig gezeigt haben, gab’s eine hübsche Belohnung.«
    »Aus gewaschenen Funds«, ergänzte Elena.
    »Lässt sich die Herkunft dieser Gelder wirklich nicht mehr feststellen?«
    Elena schob eine der Dordogne-Disketten ins Laufwerk. »Dawson war ungemein gründlich. Er hat alles notiert, sogar die Leitzahlen der Ursprungsbanken.«
    »Vergleichst du die Daten mit dem, was Chris Edgecomb für uns aufbereitet hat?«
    Bei der Erwähnung von Edgecombs Namen verdüsterte sich ihre Miene; er rief einen Albtraum in ihre Erinnerung zurück. Sie starrte auf den Schirm, über den sich eine lange Kolonne von Zahlen bewegte. »Es gibt da eine Übereinstimmung. «
    »Lass mich raten«, sagte Bryson. »Meredith Waterman. «

    »Genau. Dasselbe Haus, dem auch die First Washington Mutual Bancorp. gehört und wo, wie du sagst, Richard Lanchester sein Vermögen gemacht hat.«
    Bryson holte tief und hörbar Luft. »Eine alteingesessene Anlagebank, über die illegale Gelder nach Washington und London transferiert werden.«
    »Womöglich auch noch in andere Hauptstädte – nach Paris, Moskau, Berlin… wer weiß?«
    »Wahrscheinlich sogar. Meredith Waterman ist gewissermaßen der Eigentümer von Kongress und Parlament.«
    »Und Richard Lanchester hat da sein Geld gemacht.«
    »Ja, aber es heißt, dass er auf seinen dortigen Posten verzichtet hätte, um nach Washington zu gehen. Dass er sich aus allen früheren Geschäften heraushalten würde.«
    »Ich habe schon als Kind in Bukarest gelernt, allen öffentlichen Verlautbarungen prinzipiell zu misstrauen.«
    »Eine nützliche Lektion, wie ich fürchte. Du meinst, dass Lanchester immer noch einen Fuß in der Tür hat und darum in der Lage ist, über seine alte Bank Bestechungsgelder fließen zu lassen?«
    »Meredith Waterman ist doch in Privatbesitz, nicht wahr? Der Form nach eine Kommanditgesellschaft. Sie ist unter zehn oder zwölf Gesellschaftern aufgeteilt. Glaubst du, Lanchester könnte immer noch dazugehören?«
    »Nein. Als Regierungsmitglied darf er das nicht. Er wird seinen Gesellschaftervertrag aufgelöst haben und seine Anteile treuhänderisch verwalten lassen. Wer im Weißen Haus arbeiten will, muss seine finanziellen Verhältnisse offen legen.«
    »Aber nur dem FBI gegenüber, nicht der Öffentlichkeit. Hat er sich jemals vom Senat bestätigen lassen müssen? Nein. Denk mal nach! Vielleicht hat er deshalb das Angebot des Präsidenten ausgeschlagen, Außenminister zu werden. Man hat ihm immer Bescheidenheit

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