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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Direktorats in Dienst genommen. Paolo, so sein Name, war Bauer und kam aus einem Dorf in der Nähe von Cividale. Er arbeitete stets mit seinem Bruder Niccolo zusammen. Die beiden besaßen in ihrer Heimat im nordwestlichen Bergland Italiens einen schon legendären Ruf als Jäger. Was aber die wenigsten wussten, war, dass sie auf Bestellung
auch Jagd auf Menschen machten, und zwar nicht minder erfolgreich. Das Brüderpaar war für solche Jobs häufig nachgefragt. Auch Bryson hatte sie in seinem früheren Leben gelegentlich angeheuert, einmal im Rahmen einer gefährlichen Infiltration einer russischen Firma namens Victor, von der es hieß, dass sie biologische Waffen entwickelte und herstellte.
    Wo Paolo war, konnte Niccolo nicht weit sein. Es gab also mindestens noch eine Verstärkung zur Dreierformation.
    Bryson spürte sein Herz im Hals pochen. Seine Kopfhaut zog sich zusammen.
    Wie hatten sie ihn und Layla so schnell ausfindig gemacht? Er war doch sicher gewesen, die Verfolger abgeschüttelt zu haben. Wie war es möglich, dass man sie in einer solchen Menge ausmachte, zumal sie ihr Äußeres verändert hatten und nun als Paar auftraten?
    Oder lag es gerade an der Kleidung; war sie zu neu, zu hell, irgendwie unpassend? Dabei hatte sich Bryson vorhin noch alle Mühe gegeben, die nagelneuen Lederschuhe an einem Bordstein vor der Kapelle abzuwetzen und zu zerkratzen. Er und Layla hatten sogar daran gedacht, ihre Sachen ein bisschen zu verschmutzen.
    Wie hatte man sie finden können?
    Ihm schwante die Antwort, und sie ließ ihn erschaudern. Er spürte den Schulterverband warm und feucht werden. Es war nicht nötig, hinzusehen oder hinzulagen; er wusste auch so, dass die Wunde nicht aufgehört hatte zu bluten. Das Blut war durch den Verband gedrungen und zeichnete sich als großer dunkelroter Fleck auf dem gelben Polohemd ab. Der hatte ihn verraten und alle Vorsichtsmaßnahmen zunichte gemacht.
    Die Verfolger hatten ihn entdeckt und würden jetzt zur Tat schreiten und ihn töten.

    Washington, D. C.
     
    Senator James Cassidy fühlte die Augen der Kollegen auf sich gerichtet – manche gelangweilt, andere misstrauisch –, als er sich erhob, seine klobigen, fleckigen Hände auf dem abgegriffenen Holzgeländer spreizte und seinen dunklen, wohltönenden Bariton erklingen ließ. »In unseren Plenar- und Ausschusssitzungen ist häufig von knappen Ressourcen und bedrohten Tierarten die Rede. Wir fragen uns, wie mit den endlichen Rohstoffen der Natur hauszuhalten sei, während nahezu alles, mit Preisschild und Strichcode versehen, zum Verkauf gebracht wird. Ich möchte hier deshalb das Augenmerk auf eine andere bedrohte Art richten, auf ein anderes begrenztes Gut, nämlich das der Privatsphäre. In der Zeitung las ich von einem Internet-Experten, der sagte: ›Von der Vorstellung einer Privatsphäre können wir uns verabschieden; die gibt’s sowieso nicht mehr.‹ Nun, wer mich kennt, wird wissen, dass ich mich keinesfalls davon verabschieden werde. Stattdessen sage ich: Bleibt einmal kurz stehen und schaut euch um. Was seht ihr? Kameras und Scanner, gigantische Datenbanken, deren Umfang alle menschliche Vorstellungskraft sprengt; Marketing-Strategen, die uns auf Schritt und Tritt über die Schulter schauen und jedes Detail über uns registrieren. Unsere Alarmanlage verrät, wann wir das Haus verlassen, die Videokamera dokumentiert, wann wir die Arbeitsstelle erreichen, und die Stechuhr hält fest, wann wir Mittagspause machen. Sind wir online, wird jede Transaktion, jeder ›Treffer‹ von so genannten Infomediaries festgehalten und aufgezeichnet. Es soll schon vorgekommen sein, dass Geschäftsleute an das FBI herangetreten sind mit dem Vorschlag, ihr, der Behörde, Informationen über Einzelpersonen abzukaufen. Als wären solche Informationen Staatseigentum, das sich bei Bedarf privatisieren ließe! Steht uns die gläserne Republik, die Überwachungsgesellschaft ins Haus?«
    Der Senator sah sich um und bemerkte zu seiner Überraschung, dass ihm seine Kollegen tatsächlich zuhörten. Manche zeigten sich ernstlich besorgt, andere machten einen skeptischen Eindruck. Aber alle waren aufmerksam.

    »Ich frage Sie: Würden Sie in einer solchen Welt leben wollen? Ich fürchte mittlerweile wirklich, dass unsere wertgeschätzte Privatsphäre bald keine Chance mehr hat gegen die Kräfte, die es auf sie abgesehen haben: gegen übereifrige Ordnungshüter, gegen Marketing-Unternehmen, Versicherungsgesellschaften, Banken und all die

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