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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Pflanzen. »Ich warte da drinnen.«
    »Gut.« Sie eilte los, dem großen Platz entgegen, während er sich der Kapelle zuwandte.
     
    Nervös wartete er im dunklen, klammen Inneren der leeren Kirche. Ein paar Mal öffnete sich die schwere Holzpforte, doch es waren nur echte Pilger, die hereinkamen. Frauen mit Kindern, junge Paare. Bryson hielt sich in einer Nische im Eingangsbereich versteckt und musterte jeden, der hereinkam. Er konnte nie sicher sein, sah aber nichts, was seine Instinkte alarmiert hätte. Zwanzig Minuten später öffnete sich die Tür erneut. Es war Layla, die ein in Papier eingeschlagenes Bündel unter dem Arm trug.

    Sie zogen sich in der Sakristei um. Was sie für ihn besorgt hatte, hatte genau die richtige Größe. In den neuen, schlichten Kleidern sahen sie nun aus wie Touristen aus der Mittelschicht: Sie trug ein einfaches Kleid, eine Bluse und auf dem Kopf einen Sonnenhut mit breiter Krempe; er war mit beigefarbener Hose, einem weißen Polohemd und Baseballkappe ausstaffiert. Die Wunde hatte er mit Jod desinfiziert und mit einem Druckverband versorgt. Um die Verkleidung perfekt zu machen, drückte sie ihm schließlich noch eine billige Videokamera – ohne Film – in die Hand und hängte sich selbst einen noch billigeren Fotoapparat um den Hals. Auch an Sonnenbrillen hatte sie gedacht.
    Zehn Minuten später schlenderten sie Hand in Hand wie Flitterwöchner über die Praza do Obradoiro. Der Platz war voller Pilger, Touristen und Studenten; Straßenhändler boten Ansichtskarten und Souvenirs feil. Bryson blieb vor der Kathedrale stehen und tat, als filmte er das barocke Westportal aus dem 12. Jahrhundert mit seinem prächtigen, von Engeln, Dämonen, Monstren und Propheten bewachten Portico de la Gloria. Das Auge am Sucher, schwenkte er die Kamera von der Fassade ab und über die Menge, um wie ein typischer Amateurfilmer die gesamte Szene zu erfassen.
    Dann senkte er den Apparat und nickte Layla a mit stolzem Lächeln zu, worauf sie sich bei ihm einhakte und ihrerseits die frisch verheiratete, glückliche Ehefrau mimte. Er war zwar nur minimal verkleidet, aber immerhin warf der lange Schirm der Baseballkappe einen Schatten über sein Gesicht. Vielleicht reichte das, um unerkannt zu bleiben oder um wenigstens auf der Gegenseite Zweifel an seiner Identität aufkommen zu lassen.
    Doch dann registrierte er etwas, das ihn stutzig machte: Bewegungen, die sich an verschiedenen Punkten zutrugen, aber miteinander synchronisiert zu sein schienen, was im allgemeinen Durcheinander umso deutlicher ins Auge sprang, zumindest einem so erfahrenen Agenten wie ihm.
    »Layla«, sagte er ruhig. »Bitte tun Sie so, als lachten Sie über das, was ich gerade sage.«
    »Lachen …«

    »Sofort. Ich habe gerade einen umwerfend komischen Witz gerissen.«
    Spontan warf Layla den Kopf in den Nacken und fing ausgelassen zu lachen an, so laut und überzeugend, dass Bryson, obwohl er sie zu diesem Schauspiel aufgefordert hatte, ganz verunsichert war. Er lächelte bescheiden, aber dankbar darüber, dass sie, seine frisch Vermählte, seinen Humor zu schätzen wusste. Dann setzte er die Kamera wieder ans Auge und schwenkte sie wie vorhin über die Menge, hielt aber diesmal gezielt Ausschau.
    Laylas Stimme strafte ihren heiteren Gesichtsausdruck Lügen. »Haben Sie was gesehen?«, fragte sie nervös.
    In der Tat, sein Verdacht hatte sich bestätigt.
    Es war die klassische Triadenformation. An der Peripherie des Platzes standen an unterschiedlichen Stellen drei Personen mit Ferngläsern, die alle auf Bryson gerichtet waren. Einzeln fielen sie kaum auf; sie sahen aus wie alle anderen Touristen auch. Aber das koordinierte Zusammenspiel hob sie aus der Menge hervor. Auf der einen Seite der Praza stand eine junge Frau mit strohblonden, hochgesteckten Haaren und einem für diesen heißen Tag völlig unangebrachten Blazer, der aber wohl ein Schulterhalfter verdecken sollte. Den zweiten Eckpunkt des Dreiecks stellte ein stämmiger Mann mit fleischigem, bärtigem Gesicht, der die schwarze Amtstracht eines Geistlichen trug, zu der das hochmoderne Fernglas ganz und gar nicht passen wollte. Nummer drei war ein drahtiger, dunkelhäutiger Mann Anfang Vierzig. Bryson hatte sofort das vage Gefühl, ihm schon einmal begegnet zu sein, und zoomte sein Bild näher heran.
    Plötzlich lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.
    Er kannte auch diesen Mann und war schon mehrfach mit ihm zusammengetroffen. Einmal hatte er ihn sogar auf Verlangen des

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