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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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nichts vorzumachen, er ist sich im Klaren, dass die Ermittlungen weitergehen.
    „Wann war das?“
    „Ja, wann… Am selben Abend, die Uhrzeit kann ich Ihnen nicht genau sagen, aber es war sicherlich so gegen zehn, vielleicht ein bisschen früher. Ich hatte… mit einer Bekannten zu Abend gegessen und kam nach Hause.“
    Dass er nicht allein war, als er heimkam, brauchte er mir nicht zu sagen.
    „Und wo haben Sie Doktor Bresson gesehen?“
    „Auf dem Korridor, er kam gerade aus seinem Zimmer und schloss ab. Wir grüßten und… das war eigentlich schon alles.“
    „Hatte er etwas bei sich?“
    Hausen zögert.
    „Wie soll ich sagen… Ich bin nicht sicher. Aber ich glaube, er hatte einen Ordner in der Hand. Aus Leder. Warum?“
    „Ich frage nur so.“
    Wenn er etwas bei sich hatte, dann ist das weg. Es fehlt in der Liste der Gegenstände. Und ich weiß nicht, welchen Wert es hatte. Es können Notizen zu den Protokollen für die Nebenstelle in Garvaregarden gewesen sein. Es kann auch etwas weitaus Wichtigeres sein.
    Hausen wartet irgendwie unruhig, wie mir scheinen will.
    „Wie erschien Ihnen Doktor Bresson? War er in Eile?“
    „Nein.“ Hausen schüttelt den Kopf. „Wissen Sie, das ist natürlich ein ganz subjektiver Eindruck…“
    „Macht nichts, sagen Sie’s!“
    „Er kam mir irgendwie nachdenklich vor. Er gehörte ohnehin nicht zu den Gesprächigen, aber da… Wenigstens ein paar Worte hätte er doch sagen können.“
    Hier ist ein unklarer Punkt. Hausen war nicht allein. Und er konnte nach den Regeln des guten Tons kaum erwarten, dass ihn Bresson anhielt und ansprach.
    „Sehen Sie“, sage ich, „ich stelle Ihnen diese Frage nicht gern. Aber ich muss die letzten Stunden vor dem Unfall Doktor Bressons aufklären. Wer war bei Ihnen?“
    „Ist das unerlässlich?“
    Ich verstehe. Er will nicht, dass es seiner Frau in Paris zu Ohren kommt.
    „Nur zu meiner Information. Der Name.“
    „… Helene Traugott. Von der Radiologie… Sie ist Doktor Ivarssons Laborantin.“
    Ich muss gestehen, dass ich etwas dieser Art erwartet habe. Ich rutsche auf dem Stuhl nach vorn, und Hausen schaut mich an.
    „Besser, Sie erfahren es von mir“, murmelt er. „Ich bitte Sie, es gibt nichts Ernstes. Wir arbeiten doch an manchen Themen gemeinsam.“
    Ich weiß nicht, ob ich wütend werden soll. Jetzt ist es mir klar – unser Möchtegern Don Juan hat es mit der Angst gekriegt.
    Er hat erfahren, dass ich gestern in der Radiologie war. Und das ganze Theater mit den Abschnitten und so weiter war nur, um mir zu sagen, dass er eine kleine Affäre mit einer kleinen Laborantin hat, und mich zu bitten, ihn nicht bloßzustellen.
    Aber es ist die Laboratin von Doktor Ivarsson. Wieder stoße ich auf ihn, auf Bressons Mitautor, der auf der Szene fehlt.
    Hausen ist bemüht, sich die Besorgnis nicht ansehen zu lassen. Und ich brauche ihn nicht zusätzlich zu beunruhigen. Nur den Namen muss ich mir merken - Helene Traugott.
    „Das interessiert niemanden!“, versichere ich ihm.“Aber noch eine Frage: Bis wann ist Frau Traugott bei Ihnen geblieben?“
    „Bis… bis zwölf Uhr. Ich glaube, so spät war es, als ich sie nach Hause brachte.“
    „Sie wohnt in der Stadt, nicht wahr?“
    „Ja, in der Overgatan. Ich bitte Sie sehr – befragen Sie sie nicht über diesen Abend. Ich habe Ihnen alles gesagt und genau so, wie es war.
    „Einzelheiten brauche ich nicht“, beruhige ich ihn und lächle, ohne dass ich heiter wäre. „Haben Sie nichts bemerkt, als Sie zurückkamen? Etwas Verdächtiges auf dem Korridor oder in der Nähe von Doktor Bressons Zimmer?“
    „Nein. Ich begab mich in mein Zimmer, las noch ein bisschen und bin gegen eins schlafen gegangen.“
    „Na gut. Sie übernehmen doch jetzt einen Teil von Doktor Bressons Versuchen?“
    „Ja. Hanna --- das heißt, Doktor Falk hat mir die Aufgaben schon zugeteilt. Sie können sich darauf verlassen, alles wird fachgerecht erledigt.“
    „Dessen bin ich mir sicher. Ich möchte Sie nur auf eins hinweisen: Beeilen Sie sich nicht allzu sehr mit den Protokollen. Warten Sie ab, Doktor Falk wird Ihnen sagen, wann es soweit ist. Das gilt für alle.“
    „Ich verstehe.“ Leo Hausen nickt.
    Er hat schon einen beträchtlichen Teil seiner Selbstsicherheit wiedergewonnen, hat seine Zigarette aufgeraucht und ist aufgestanden. Er geht davon und seine Schritte verhallen im Korridor.
    Ich streiche mit der Hand die zerknitterten Abschnitte glatt und sehe sie mir an. Sie werfen sie einfach weg,

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